Heiliger Berg:Eine bierernste Sache

Lesezeit: 2 Min.

In einer Fotoausstellung auf dem Heiligen Berg werden die "Wächter des Reinheitsgebots" porträtiert. Für die Klosterbrauerei Andechs posieren Pater Valentin und Braumeister Alexander Reiss. Ein originelles Kunstprojekt

Von Ute Pröttel, Andechs

Solange es das bayerische Reinheitsgebot gibt, solange wird auf dem Heiligen Berg bereits Bier gebraut. Heute wachen Cellerar Pater Valentin Ziegler und Braumeister Alexander Reiss über das Andechser Bier. Und sie nehmen diese Aufgabe sehr ernst, wie ein Porträt der Beiden im Rahmen der Fotoausstellung "Wächter des Reinheitsgebotes" suggeriert.

Bereits in der Stiftungsurkunde von 1458 ist von einer Tafernwirtschaft zu Andechs und Schankrechten auf dem Heiligen Berg, aber auch in der Umgebung bis nach Alling, Utting und Germering die Rede. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Klosterbrauerei im 17. Jahrhundert. Heute ist Kloster Andechs für seine Braukunst weit über das Fünfseenland hinaus bekannt. Und bei manchem Wallfahrer ist unklar, ob er nun wegen der spirituellen Erquickung oder wegen des Andechser Biers hinauf pilgert. Gebraut wird ausschließlich in Andechs, nach geheimen Rezepturen, aber immer nach dem bayerischen Reinheitsgebot. Das feiert in diesem Jahr sein 500-jähriges Bestehen. Die Landesausstellung in Kloster Alderbachs widmet sich dem Thema, und auch die Klosterbrauerei beteiligt sich an den Feierlichkeiten: Von Mai bis Juli gab es ein Jubiläumsbier, einen unfiltrierten hellen Bergbock, der reißenden Absatz fand und kommenden Mittwoch ein allerletztes Mal beim Fest zum 500. Geburtstag des Reinheitsgebotes ausgeschenkt wird. Und seit diesem Freitag läuft im Florian-Stadl eine große Fotoausstellung, die die vielfältige bayerische Brauereienlandschaft widerspiegelt.

In 100 inszenierten Großaufnahmen zeigt der Fotograf Sead Husic Brauer und Brauereibesitzer aus ganz Bayern. Präsentiert werden die Fotos in Form von mannshohen Leuchtkästen, die an den kanadischen Fotokünstler Jeff Wall erinnern. Jedes einzelne Foto ist eine eigene Komposition. Mal lässt sich der Fotograf von Rodin und seiner Skulptur "Der Denker", mal von Leonardo da Vincis "Letztem Abendmahl" inspirieren. Die denkenden Brauer haben ihre Lederhosen aber lieber angelassen, und das Abendmahlmotiv könnte man auch als deftigen Frühschoppen umschreiben. In einem anderen Motiv zitiert Husic den Mythos des sagenhaften König Midas und lässt Bierfass, Krug und Getreide in den Händen der Brauer zu Gold werden. Bei genauer Betrachtung, gibt es viel zu entdecken.

Gut zwei Jahre hat Sead Husic an der Erstellung der Bilder gearbeitet. Fotografiert hat er mit einer Mamiya-Kamera und insgesamt 22 000 Mal auf den Auslöser gedrückt. "Ich habe zur Sicherheit immer zweigleisig fotografiert - analog und digital" erzählt der 38-Jährige in einem Interview. Den Auftakt seiner Serie für den Bayerischen Brauerbund bildet das eindringliche Porträt von Schwester Doris, Braumeisterin in der Klosterbrauerei Mallersdorf. Es war der ausdrückliche Wunsch des Fotografen, dass die Porträtierten für die Wächterfotos ernst blicken sollten. Abt Thomas vom Kloster Weltenburg gelingt das nur bedingt. Pater Valentin und Braumeister Alexander Reiss, deren Porträt die Ausstellung eröffnet, blicken aber gleich so ernst drein, dass eine Betrachterin kritisiert: "Da habe ich ja gleich gar keine Lust mehr auf das Bier." Doch die Ausstellung ist eben keine gut gemachte Werbekampagne, sondern ein originelles Kunstprojekt zu einem sehr süffigen Thema.

Die Ausstellung ist bis zum 30. September, täglich von 11 bis 19 Uhr, im Florian-Stadl zu sehen. Am Mittwoch 21. September, findet von 19 Uhr an im Alten Pferdestall das Fest zum 500. Geburtstag des Bayerischen Reinheitsgebotes statt.

© SZ vom 16.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: