Grundschule Percha:Lernen im Quietschgrünen

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Mal was anderes als ein braves Klassenzimmer: Die Klasse 3a mit Lehrerin Franziska Frötschl vor ihrem Container. (Foto: Georgine Treybal)

Die Grundschule Percha greift auf einen Container zurück, weil ihre Räume wegen der wachsenden Zahl an Kindern nicht mehr ausreichen. Die Stadt plant nun einen Anbau, die Bürgermeisterin spricht von einer Millioneninvestition

Von Amelie Plitt, Starnberg

Von manchen ihrer Mitschüler werden die Kinder der 3a sogar beneidet: Sie haben nämlich Unterricht in dem neuen, quietschgrünen Container, der seit Schulbeginn auf dem Gelände der Grundschule Percha steht und seitdem in Betrieb ist. Für drei Jahre wurde das Ersatz-Klassenzimmer gemietet. Der Grund dafür: Die Volksschule hat Erweiterungsbedarf. Immer mehr Kinder besuchen die Grundschule. Dies liege an der wachsenden Zahl an Gastschülern und auch daran, dass Percha einen enormen Zuzug von Familien habe, sagt Starnbergs Bürgermeisterin Eva John. Mit Flüchtlingen habe das Ganze nichts zu tun.

107 Schüler besuchen die Grundschule heuer insgesamt, acht mehr als im Jahr zuvor. Die Teilungsgrenze einer Klasse von 32 Schülern wurde bei den Erstklässlern überschritten, weshalb dieses Jahr zwei kleine erste Klassen gebildet worden sind. Außerdem gibt es neben einer vierten und einer zweiten Klasse, auch schon zwei dritte Klassen, weshalb die Kapazitätsgrenze im Schulgebäude überschritten war.

Geplant ist nun ein Anbau mit etwa 200 Quadratmetern Fläche. Drei neue Klassenzimmer, oder alternativ eine Mittagsbetreuung und zwei Unterrichtsräume, sollen im rückwärtigen Bereich zwischen dem Schulgebäude und dem Container entstehen. Die Kosten dafür stünden noch nicht genau fest, "auf jeden Fall ist es eine Millioneninvestition", sagte Starnbergs Bürgermeisterin Eva John.

Außerdem sollen im Bestand das Lehrer- und das Computerzimmer umgebaut und auf Vordermann gebracht werden. Noch in diesem Herbst werden die Renovierungsarbeiten beginnen, schließlich soll der Container nur eine Übergangslösung bleiben.

Davon wollen die 16 Schüler der 3a aber nichts hören. Sie wollen gar nicht mehr zurück in ein normales Klassenzimmer im Schulgebäude: "Es ist super cool und spannend im Container, und am besten ist es, dass die vierte Klasse nicht reingekommen ist, sondern wir", bestätigt Felicitas aus der 3a und grinst dabei verschmitzt. Auch die Eltern seien mit der Übergangslösung "total zufrieden und beäugen die Situation nicht kritisch", sagt Schulleiterin Sonja Hörmann. Es gibt auch keinen Anlass zur Sorge, der Container erfüllt alle Kriterien für ein Klassenzimmer: Mit seiner Fläche von 58 Quadratmetern hat er eine normale Klassengröße, die Wände sind weiß gestrichen, der Raum ist hell, vollständig mit Pult und Schulbänken möbliert und mit Tafel und Projektor ausgestattet. In dem provisorischen Klassenraum wird es auch nicht zu heiß, denn er ist umgeben von Schatten spendenden Bäumen und ausgestattet mit Sonnenschutz an den Fenstern, wie John erklärt. Davon sind auch Emilia und Benjamin aus der 3a überzeugt: Manchmal sei es sogar ein bisschen kühler als in den Schulräumen. Und außerdem gebe es ja einen sogenannten Fensterdienst, der im Notfall auch mal lüften könnte, finden die zwei Schüler.

Nicht das Los entschied, dass die Klasse 3a in den Container zieht, sondern es waren organisatorische Gründe. Rektorin Hörmann erklärt, dass für die ersten beiden Jahrgangsstufen die Toiletten in unmittelbarer Nähe von Vorteil seien, die zweite der beiden dritten Klassen wiederum werde von einer Lehramtsanwärterin unterrichtet, die noch geprüft wird, weshalb der Unterricht im Container ungünstig gewesen wäre. Die vierte Jahrgangsstufe schließlich habe sie selbst, und als Schulleiterin könne sie nicht im Container unterrichten, sagt Hörmann. Deshalb also sei die Entscheidung auf die 3a gefallen.

Die Drittklässler sind erst einmal nur für das Schuljahr 2016/17 in dem Container, wer im Anschluss in die quietschgrüne Kiste darf, wird im nächsten Sommer entschieden. Fest steht auf jeden Fall: Die Mädchen und Buben der 3a würden gerne noch ein zweites Jahr dort zum Unterricht gehen.

© SZ vom 19.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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