Greenkeeper im Gespräch:Rasen und Regen

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Greenkeeper Andreas Matzner (links) sagt Jens Seipelt, wie er sich die Rasenpflege auf dem Golfplatz in Hadorf vorstellt. (Foto: Alet Ulfers)

Andreas Matzner ist Greenkeeper beim Golfclub Starnberg. Sein Job ist es, das Immunsystem der Pflanzen zu stärken, damit sie Hitze, zu viel Wasser und hohen Spielbetrieb überstehen

Interview von Ute Pröttel, Starnberg

Der Golfclub Starnberg feiert sein 30-jähriges Bestehen mit einem Turnier am Samstag, 2. Juli. Das Jubiläum nutzt der Verein, um sich für die Zukunft aufzustellen. Der Vertrag mit dem Pächter wurde Anfang des Jahres um 30 Jahre verlängert, und mit der Verpflichtung von Andreas Matzner als Greenkeeper investiert der Club in die Pflege des Platzes. Der 37-Jährige lernte sein Handwerk in Schottland, stammt aber ursprünglich aus Gräfelfing. In der Jubiläumswoche feiert auch er: Am Dienstag war er mit seinem sechsköpfigen Team zum Betriebsausflug und am Samstag wird er selbst golfen.

SZ: Betriebsausflug so kurz vor dem Jubiläumsturnier. Müssen Sie nicht dringend Grüns mähen?

Andreas Matzner: In der Hauptsaison stehen wir jeden Morgen um 5 Uhr auf dem Platz. Am Dienstag waren wir schon früh um 4 Uhr draußen. Aber so ein Ausflug ist ganz wichtig, um dem Team einmal Danke zu sagen. Es sorgt schließlich dafür, dass der Platz fit ist für die Jubelwoche. Unsere Zeittaktung ist ohnehin nicht von einem Tag auf den nächsten, sondern vierteljährlich. Vor einigen Tagen haben wir bereits die erste Pflegemaßnahme für den kommenden Winter gemacht.

Am Samstag steht das Turnier zur Dreißigjahrfeier an. Sind da mehr Golfer auf den Grüns als sonst?

Das sind sehr gut besuchte Turniere, zumal die Golfer in diesem Frühjahr auf einige Runden verzichten mussten. Grundsätzlich nimmt der Spieldruck auf der Anlage zu. Die Mitgliederzahlen steigen. Früher war Montag der Pflegetag der Greenkeeper. Heute wird praktisch sieben Tage die Woche gespielt, und wir müssen unsere Pflegemaßnahmen außen herum unterbringen.

Sehen Sie dem Rasen an, wenn er Stress hatte?

Schon, aber mein Job ist es, das Immunsystem der Pflanzen zu stärken, dann überstehen sie auch Hitze und hohe Spielfrequenz.

Apropos Hitze, erst die viele Nässe, jetzt die Hitze, wie reagiert der Platz dara uf?

Wir stehen hier sehr gut da, weil der Golfclub Starnberg auf sehr kiesreichem Boden gebaut ist. Der Platz ist auch unter sehr feuchten Bedingungen extrem gut bespielbar. Das ist eine seiner Stärken. Aber für einen Golfplatz gilt das gleiche wie für eine Topfpflanze. Zuviel Wasser schadet immer.

Wie reagiert der Greenkeeper darauf?

Wir verzichten auf einen Teil der Mähgänge. Es gibt Niederschlagsmengen, bei denen es absolut kontraproduktiv ist, die Anlage zu mähen. Dafür haben wir die Zeit genutzt, um an unserem Wasserspeicher einen Teil des Ufers freizulegen. Jetzt ist der Teich wieder von vier Bahnen aus sichtbar.

Andere Clubs hätte Sie auch gerne verpflichtet, warum haben Sie sich für den GC Starnberg entschieden?

Hier hat ein sehr guter Architekt vor 30 Jahren einen atemberaubend schönen Golfplatz in einer tollen Landschaft kreiert. Der Platz ist nicht der Modernste, aber er kommt mir vor wie ein Rohdiamant, den ich gerne wie ein professioneller indischer Diamantschleifer noch mehr zum Strahlen bringe.

Sie sind nun seit etwas mehr als einem Jahr beim GC Starnberg, was haben Sie verändert?

Eine wichtige Maßnahme war die Freilegung einer Böschung zwischen den Bahnen 10 und 11. An der Stelle ist es vom Wald her ziemlich schattig, das dichte Gebüsch zwischen den Bahnen hat die Luftzirkulation behindert. Und der Rasen ist ähnlich wie wir Menschen, er muss trinken, aber eben nicht zu viel, und er benötigt Licht und Luft, dann bindet er übrigens mehr Kohlendioxid als ein Baum mit vergleichbarer Fläche. Als wir den Hügel abgeholzt und die Wurzeln entfernt haben, gab es schon erst Murren von Seiten des Clubs und des Verpächters. Mittlerweile ist der Hügel begrünt, und auch der Rasen von Loch 10 dankt die Maßnahme. Außerdem haben wir auf der Driving Range die Abschlagsplätze verdoppelt, in dem wir die Hälfte witterungsfest ins Gelände eingefügt haben und die extensiv zu pflegenden Flächen ausgeweitet und mit Wildblumen durchsät.

Wie wird man eigentlich Greenkeeper?

Bei mir war es Schicksal. Ich wollte ein Jahr intensiv Englisch lernen. Ein Bekannter hat in St. Andrews studiert. Den konnte ich besuchen und habe mich sofort in die Küste und die Mentalität der Schotten verliebt. Er hat mir auch geraten, mich für den Studiengang Golfplatz Management einzuschreiben. Ein sehr internationaler Studiengang mit vielen Studenten aus Skandinavien und Asien. Bis dahin hatte ich noch nie einen Golfschläger in der Hand, und heute nenne ich mich Golf Course Manager.

St. Andrews kennt man ja eher als die Uni des englischen Thronfolgers William und seiner Frau Kate . . .

Ja die haben zur gleichen Zeit dort studiert. Und die Quote der Studentinnen ist in dieser Zeit deutlich angestiegen!

Wie unterscheidet sich der Golfsport in Deutschland und Schottland?

Golf ist in Schottland ein Volkssport. Der Beruf des Greenkeepers ein sehr angesehener Beruf. Und sie wissen genau, was einen guten Golfplatz ausmacht. Der darf auch ruhig mal braun sein. In Deutschland bewegen wir uns oft auf viel zu weichen Anlagen, die sehen zwar schön grün aus, wir Greenkeeper nennen sie "sponge bob". Der ambitionierte Golfer hat aber lieber einen festen Stand. Feste Oberflächen sind hell, manchmal sogar bräunlich und machen richtig Arbeit.

Wie sehen Sie das Brexit-Referendum in Großbritannien?

Ich war gut fünf Jahre in Schottland. Und die Schotten wollten sich ja schon immer von den Engländern abschotten. Aber ich stecke zu wenig in der Thematik, nur soviel: Ich trinke lieber schottischen Whiskey als ein englisches Pint.

Spielen Sie das Jubiläumsturnier am Wochenende mit?

Auf jeden Fall. Erst die Arbeit dann das Vergnügen.

© SZ vom 01.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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