Gräfelfing:Nein zum Toskana-Stil

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Die Bewohner der Lobmaier-Siedlung kämpfen für den Erhalt des historisch-alpenländischen Stils ihres Häuserensembles

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Im Gräfelfinger Ortsteil Lochham gibt es ein kleines gallisches Dorf, so nannte es unlängst ein Gemeinderat. Denn die Bewohner des Dorfes begehren auf: Seit etwa drei Jahren kämpfen sie für strengere Bauauflagen, damit der historisch-alpenländische Stil ihres Häuserensembles, genannt Lobmaier-Siedlung, erhalten bleibt und dem Toskana-Stil Einhalt geboten wird. Mit Erfolg: Der Gemeinderat folgte jüngst ihren Anregungen.

Das Ansinnen der Lochhamer Anwohner ist ungewöhnlich, üblicherweise wünschen sich Hauseigentümer größtmögliche Gestaltungsfreiheit auf ihrem Grundstück. Die Gemeinde Gräfelfing ist bekannt dafür, so gut wie keine Bauvorschriften zu machen, "Architekten freuen sich, in Gräfelfing bauen zu können", sagt Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing/IGG), denn sie haben freie Hand. So passiert es immer wieder, dass neben einer mehr als 100 Jahre alten Villa ein moderner Glaskubus entsteht. In Lochham soll es anders sein.

Die Lobmaier-Siedlung ist in den Jahren 1936 bis 1941 entstanden und umfasst ein Ensemble von einst 34 Häusern, das die Asam-, die Röntgen- und die Gabriel-von-Seidl-Straße in einem Dreieck einfassen. Die Häuser sind alle im sogenannten alpenländischen Heimatschutzstil gebaut: deutliche Dachneigung, dunkles Holz, Balkone im ersten Stock. Die Firma Lobmaier war eine private Baufirma, berichtet Friederike Tschochner, ehemalige Gemeindearchivarin. Heute ist das Ensemble nicht mehr vollständig erhalten: "Es gab im Krieg erhebliche Bombenschäden, viele Dachstühle und Balkone wurden ausgetauscht." Hie und da sind auch neue Häuser entstanden. Das war wohl auch der Grund, warum die Versuche der Anwohner gescheitert sind, das Ensemble 2012 unter Denkmalschutz stellen zu lassen.

Trotzdem ist der Charakter der Siedlung deutlich sichtbar. Zumindest das soll so bleiben. Anlass für den Anwohner-Kampf um strenge Bauauflagen war ein Projekt im Häuserdreieck. Nach dem Abriss eines der alpenländischen Häuser sollte ein villenartiges, modernes Gebäude, das der Volksmund auch als Toskana-Stil bezeichnet, entstehen. Ulf Schelling, Sprecher der Anwohner, sammelte die Meinung der Nachbarn dazu. Die überwiegende Zahl sprach sich laut Schelling für den Erhalt der Siedlung aus.

Jetzt hat der Gemeinderat entschieden: Bei Höhe, Dachneigung und Dachgestaltung sowie Fassadenfarbe - hellgelb oder weiß - gibt es klare Vorgaben. Der Bebauungsplan geht noch einen Schritt weiter und legt fest, dass auf Grundstücken, auf denen in der Vergangenheit eine Ausnahme vom Baustil zugelassen wurde, diese hinfällig ist, wenn in ferner Zukunft noch mal neu gebaut wird. Es gelten dann auch für diese Grundstücke die Vorgaben des Bebauungsplans. Nicht alle Gemeinderäte waren in der jüngsten Sitzung damit einverstanden. Der Bebauungsplan wird demnächst öffentlich ausgelegt, die Anwohner können prüfen, ob und wie ihre Vorgaben umgesetzt sind.

© SZ vom 24.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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