Gräfelfing:Kooperation auf der Kippe

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Gräfelfings Gemeinderäte bezweifeln, ob der Investor es schafft, bis 30. November nach heißem Wasser zu bohren

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Den Gräfelfinger Gemeinderat plagen nach wie vor Zweifel, ob die geplante Geothermie-Bohrung wirklich, wie der Investor beabsichtigt, im Oktober erfolgen wird. Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing, IGG) behält deshalb weiterhin Alternativen im Blick. An erster Stelle steht, das Bohrrecht selbst zu erhalten, sollte der Zeitplan von Investor Baldur Trinkl nicht aufgehen. Einer möglichen Kooperation mit der Gemeinde Planegg stehen die Gemeinderäte skeptisch gegenüber.

Das Bohrrecht ist zeitlich befristet. Nach etlichen Verlängerungen in den vergangenen Jahren hat Trinkl einen letzten Aufschub erhalten. Bis 30. November muss er auf dem Acker zwischen Planegg und Gräfelfing mit der Bohrung nach dem heißen Wasser beginnen. Doch seit der Infoveranstaltung in Planegg Ende Februar ist es wieder still um das Projekt geworden, berichtete Bürgermeisterin Wüst in der Sitzung des Ausschusses für überörtliche Angelegenheiten. "Ich bin skeptisch, dass der Zeitplan hinhaut." Die Gemeinde möchte eigentlich gerne Kooperationspartner von Trinkl werden. Läuft die Frist im November ab, ist Wüst "motiviert", das Recht einzuklagen, als Kommune mit einem Antrag auf den Claim berücksichtigt zu werden.

Für dieses Szenario könnten dann alternative Projektpartner auf die Bühne treten: Gespräche mit den Münchner Stadtwerken und den Bayernwerken hätten wiederholt stattgefunden, heißt es. Inzwischen sei auch die Nachbarkommune Planegg auf die Gräfelfinger zugekommen. Zu entscheiden sei nun, ob die Gräfelfinger sich im Ernstfall gemeinsam mit Planegg um den Claim bewerben und ein interkommunales Projekt anstreben sollten, und in welchem Maße Planegg dann an dem Projekt beteiligt sein könnte. Eine Zusammenarbeit der Kommunen erhalte beim zuständigen Bergamt sicher einen "Pluspunkt", meinte Wüst. Allerdings müssten dann auch alle Entscheidungen in Planegger Ausschüssen debattiert werden.

Diese Aussicht verursachte Gemeinderat Günter Roll (Bürgerverein Gräfelfing-Lochham, BVGL) "Bauschmerzen", wie er sagte. Auch Bürgermeisterin Wüst war sich unsicher, "ob wir mit den Planeggern schnell auf eine Linie kommen". Andere Gemeinderäte zeigten sich ebenfalls nicht begeistert von der Idee, sich mit den Nachbarn in ein Boot zu setzen.

Petra Schmid (CSU) regte an, sich bei dem Thema Geothermie vielleicht ganz "zurückzulehnen", andere machen zu lassen und das heiße Wasser nur nach Bedarf abzunehmen. Diese Haltung lehnte Wüst ab. Sollte Baldur Trinkl nicht bohren, gehe es darum, den Claim zu erhalten, um agieren zu können. Die Bohrung selbst könnte dann immer noch ein Partner übernehmen. Der schnellste Weg zu heißem Wasser sei nach wie vor die gemeinsame Arbeit mit Trinkl.

"Hoffen wir mal, dass er anfängt im Herbst", sagte Wüst. Eine mögliche Kooperation mit der Gemeinde Planegg soll nun in den Fraktionen beraten und erneut in der nächsten Gemeinderatssitzung besprochen werden. Das Thema Geothermie beschäftigt die Gräfelfinger seit Jahren - samt Hoffnung.

© SZ vom 20.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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