Gräfelfing:Genossenschaft für Kraftwerk

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25 Jahre alt und völlig unrentabel: das Wasserkraftwerk Kraemermühle in Gräfelfing. Der Umbau der Anlage und eine neue Turbine würden mehr als eine Million Euro kosten. (Foto: Robert Haas)

Die Kraemermühle in Gräfelfing ist für die Gemeinde ein Verlustgeschäft. Die Technik ist veraltet, die Energiegewinnung dürftig. Nun wollen Bürger die Sache in die Hand nehmen

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Gräfelfinger könnten sich in Form einer Bürgergenossenschaft an dem Betrieb des Wasserkraftwerks Kraemermühle in Gräfelfing beteiligen. Ein fünfköpfiges Team treibt diese Idee derzeit voran und stellte sie am Donnerstag im Ausschuss für überörtliche Angelegenheiten vor. Die Gemeinderäte sprachen sich einstimmig dafür aus, das Projekt weiterzuverfolgen. Gleichzeitig wurden neue Varianten vorgestellt, wie das unrentable Wasserkraftwerk saniert werden könnte, damit es gewinnbringend Energie erzeugt. Eine Sanierung des Bestands, gefolgt vom Einbau einer neuen Turbine, könnte die Favoritenlösung sein.

Nachdem bereits zwei Umbau-Varianten des Wasserkraftwerks im Ratsgremium vorgestellt worden waren, hatte sich die Runde im April eine weitere, unabhängige Einschätzung durch einen Experten gewünscht. Die bekam sie am Donnerstag durch den Ingenieur Stefan Wöllisch. Er wiederholte, was auch andere schon festgestellt hatten: Das Wasserkraftwerk ist höchst unrentabel, die damals gewählte Technik ist für den Standort "suboptimal", so Wöllisch. Das Werk ist zwar erst 25 Jahre alt, kostet die Gemeinde aber derzeit mehr, als es Energie erwirtschaften könnte.

Deutlich wurde in der Sitzung, dass es für das Kraftwerk keine Ideallösung gibt. "Damit können sie keine goldene Nase verdienen", sagte Wöllisch. Die Fallhöhe des Wassers, ausschlaggebend für die Menge der Energieerzeugung, ist zu niedrig. Es bleiben nur Kompromisslösungen. Das Schachtkraftwerk, das in einer Sitzung im Frühjahr vorgeschlagen worden war, erwies sich nun auch als keine gute Lösung, wie auch die Wasserschnecke, die schon deshalb ausscheidet, weil sie enormen Lärm produziert.

Zudem kosten all diese Varianten etwa eine Million Euro und enorme Umbauarbeiten fallen an. Die günstigste Möglichkeit bleibt, das Werk zu erhalten, aber umzubauen und mit einer neuen Turbine auszustatten, die mehr Energiegewinnung ermöglicht. Etwa 585 000 Euro würde der Umbau Kosten, "sehr konservativ geschätzt", sagte Wöllisch. Die neue Turbine kostet noch mal etwa eine halbe Million Euro. Damit ließe sich die Energiegewinnung von geschätzt 270 000 auf 370 000 Kilowattstunden im Jahr steigern. Besonders charmant erschien dem Ausschuss die Möglichkeit, die Sanierung in zwei Schritten vorzunehmen - erst den Umbau und erst einige Jahre später die Turbine einzubauen. Die Planungskosten könnten mit bis zu 40 000 Euro gefördert und die alte Turbine verkauft werden. Wird die Mühle über eine Bürgergenossenschaft betrieben, könnte dies der Gemeinde viel Geld sparen und die Anteilseigner könnten sich an der Energiewende profitabel beteiligen. In Gräfelfing könnte man entweder eine eigene Genossenschaft gründen oder sich der existierenden Bürgerenergiegenossenschaft Beng in München anschließen, sagte Andreas Saurle, Mitglied des Genossenschafts-Teams. Wie die Bürger an dem Wasserkraftwerk beteiligt werden könnten, ist noch offen.

Möglich wäre, die Finanzierung des gesamten Vorhabens zu übernehmen, aber auch nur die Kosten der reinen Energieerzeugungstechnik zu tragen. Eines ist sicher: Eine bloße Sanierung des Bestands ist für das jetzige Genossenschafts-Team keine attraktive Lösung. Es muss schon ein neues, effektives Werk werden, sagte Saurle. Die Gräfelfinger Gemeinderäte sprachen sich dafür aus, das Genossenschafts-Team in die Entscheidung, welche Umbauvariante zum Zuge kommt, eng einzubeziehen.

© SZ vom 19.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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