Gräfelfing:Der Druck wächst

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Gräfelfing will 2015 noch bis zu 150 neue Flüchtlinge aufnehmen

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Die Gemeinde Gräfelfing wird in diesem Jahr weitere 100 bis 150 Flüchtlinge aufnehmen. Das Münchner Landratsamt und die Kommune haben zwei Grundstücke im Visier, auf denen Unterkünfte gebaut werden sollen. Das sagte Landrat Christoph Göbel (CSU) während einer Veranstaltung des CSU-Ortsverbands am Dienstag im Gräfelfinger Bürgerhaus. "Die Pläne sind sehr konkret", bestätigte Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing) auf SZ-Anfrage. In den Unterkünften sollen jeweils um die 50 Personen wohnen.

Der Druck auf den Landkreis, mehr Flüchtlinge aufzunehmen, wächst stetig. Erst am Dienstag hat Göbel, früherer Gräfelfinger Bürgermeister, die neuen Zahlen erhalten: Insgesamt 3700 Flüchtlinge soll der Landkreis insgesamt dieses Jahr beherbergen, schon bislang seien 1247 untergebracht, sagte er. Die Zahlen steigen kontinuierlich: Ende vergangenen Jahres war noch von 3000 Flüchtlingen die Rede gewesen. "Pro Woche kommen 50 Personen, das sind die neuesten Zahlen." Landrat Göbel schloss nicht aus, in nächster Zeit wieder auf die kurzfristige Unterbringung in Turnhallen zurückgreifen zu müssen.

Die Gemeinde Gräfelfing hatte lange Zeit mit 35 Personen die meisten Flüchtlinge im Würmtal untergebracht. Inzwischen haben andere Kommunen aufgeholt und zusätzliche Wohnmöglichkeiten geschaffen. "Jetzt muss Gräfelfing wieder nachziehen", sagte Bürgermeisterin Wüst. Die genauen Standorte sollen noch nicht bekannt gegeben werden. Man wolle vermeiden, dass Nachbarn protestierten, sagten Göbel und Wüst. Der Landrat teilte jedoch mit, mit der Kirche "in engen Verhandlungen" zu stehen. Das Thema soll kommende Woche im Gemeinderat in nicht öffentlicher Sitzung behandelt werden.

Bislang hat Gräfelfing die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen - Familien in einzelnen Wohnungen - favorisiert. "Bei diesen Zahlen geht das nicht mehr", sagte Wüst. Deshalb sollen die Menschen jetzt in größeren Unterkünften eine Bleibe finden. Geplant ist, in Modulbauweise Fertighäuser auf zwei Grundstücken zu erstellen, in denen jeweils 50 Personen Platz finden. Vorgesehen waren eigentlich 75 Personen pro Unterkunft. "Das fanden wir zu viel", sagte Wüst. Die Häuser seien wesentlich schöner als Container und könnten auch mit Satteldach ausgestattet werden. Baubeginn soll noch in diesem Jahr sein, "im Winter soll etwas stehen", sagte Wüst. Die Baukosten trägt das Landratsamt. Wüst zeigte sich zuversichtlich, die Flüchtlinge gut integrieren zu können. Gräfelfing habe einen sehr aktiven Asylhelferkreis. "Wir wollen uns der Aufgabe stellen."

Zusätzlich soll in den nächsten ein bis zwei Jahren noch mehr sozialer Wohnungsbau in Gräfelfing entstehen, kündigte der Landrat an. Denn sind die Flüchtlinge anerkannt, benötigen sie eine dauerhafte Bleibe. Gräfelfing plant gerade den Bau von etwa 20 Sozialwohnungen an der Rottenbucher Straße. Das sei ein Anfang, Gräfelfing muss jedoch laut Wüst "noch mehr Raum schaffen".

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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