Gilching/Starnberg:Kleindealer verurteilt

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Junger Mann hat Gilchinger Schülerinnen Marihuana verkauft

Von Michael Berzl, Gilching/Starnberg

Seine jüngste Drogenkundin war erst 13 Jahre alt. Über Monate hinweg hat ein junger Mann Schülerinnen in Gilching mit Marihuana versorgt. Es waren immer nur kleine Mengen, die der 18-Jährige, in Plastiktütchen verpackt, für 15 Euro pro Gramm verkauft hat. Bis der schwunghafte Handel aufflog, die Polizei die Zimmer von Jugendlichen durchsuchte, Whatsapp-Nachrichten auf Handys auswertete und mehrere Strafverfahren in Gang kamen. Am Donnerstag hat das Jugendschöffengericht in Starnberg den Kleindealer zu einer zehnmonatigen Haftstrafe verurteilt. Die Entscheidung, ob er tatsächlich ins Gefängnis muss, steht noch aus. Jetzt läuft erst einmal eine "Vor-Bewährung" eine Spezial-Regelung, die das Jugendstrafrecht zulässt.

Es ist schon das vierte Mal, dass der junge Mann, der mittlerweile in Tutzing wohnt, wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz vor Gericht stand. Vor fast genau einem Jahr hatte er es schon einmal mit dem Jugendgericht zu tun. Das damalige Urteil sah Sozialstunden, Drogenberatungsgespräche und Drogentests vor. Doch der 18-Jährige scheint das nicht so ernst genommen zu haben, er erfüllte diese Auflagen nur teilweise. Ein Drogenscreening in der Zeit fiel zudem positiv aus. "Im März wird er verurteilt, und im April handelt er schon munter weiter", sagte der Staatsanwalt. "Der Angeklagte hat sich durch nichts beeindrucken lassen". So musste er Anfang Februar für eine Woche in Ungehorsamsarrest. "Das war mir eine Lehre", sagte der Angeklagte in der Verhandlung. "Es war nicht so schlimm, wie man sich das vorstellt, aber lustig war es auch nicht".

Ansonsten hatte der Angeklagte Aussagen verweigert. Er verfolgte aufmerksam und manchmal spöttisch lächelnd die Vernehmung der Zeugen. Als dann eine zehnmonatige Freiheitsstrafe im Raum stand, schien er nachdenklicher zu werden.

Laut Urteil hat er in der Zeit, als er noch in Gilching wohnte, in 47 Fällen Marihuana verkauft. Das haben mehrere Kundinnen von ihm bestätigt. Zwei Schülerinnen, die damals erst 13 und 14 Jahre alt waren, haben ihre Päckchen zum Beispiel in der Nähe des Gilchinger Fitnessstudios im Empfang genommen. Die Rauschmittel hatte der Dealer hinter dem Wäschetrockner in der Waschküche eines Wohnhauses versteckt, berichtete ein Polizist. Aufgeflogen war der Handel, nachdem ein Hausmeister eines der Mädchen mit Marihuana erwischt hatte. Im Zuge der Ermittlungen gerieten nach und nach sieben Jugendliche ins Visier der Beamten.

Darunter auch eine heute 19-Jährige, die als Vermittlerin aufgetreten sein soll. Die junge Frau ist bereits selbst rechtskräftig verurteilt, behauptete nun aber als Zeugin, sie habe bei der Vernehmung bei der Polizeiinspektion in Germering nur deshalb Angaben gemacht, weil sie unter Druck gesetzt worden sei. Beamten hätten sie über Stunden verhört und dabei angeschrien. Die Polizisten wiesen diese Darstellung zurück. Die 19-Jährige muss sich nun ihrerseits auf ein weiteres Strafverfahren gefasst machen.

Der 18-jährige Tutzinger, der am Donnerstag verurteilt wurde, muss sich nun anstrengen, wenn er einen Gefängnisaufenthalt vermeiden will. Nach eigenen Angaben hat er im September eine Lehrstelle in Aussicht. Bis dahin muss er sich um eine Aushilfstätigkeit bemühen und das dem Gericht nachweisen oder Sozialstunden ableisten. Außerdem muss er zu weiteren fünf Drogenberatungsgesprächen gehen und Kontakt mit einem Betreuer beim Verein "Die Brücke" halten. In spätestens einem halben Jahr wird Jugendrichter Ralf Jehle eine Entscheidung treffen, ob er die bereits verhängte Haftstrafe tatsächlich zur Bewährung aussetzt. Er könnte auch den Vollzug anordnen.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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