Kultur:Skottkes Stadtlandschaften

Lesezeit: 2 min

Spielt mit den Vorstellungen des Betrachters: Die Gilchinger Malerin Hannelore Skottke zeigt ihren Bild-Zyklus "Lebensräume" in Gilching. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Gilchinger Malerin zeigt zur Kulturwoche 20 ihrer Arbeiten, die auf den ersten Blick Häuserschluchten abbilden, tatsächlich aber ein abstraktes Spiel mit Formen sind

Von Wolfgang Prochaska, Gilching

Es ist ein Spiel mit den Vorstellungen des Betrachters. Beim ersten Blick auf die Bilder der Gilchinger Malerin Hannelore Skottke sieht man sich in eine Stadtlandschaft versetzt, die je nach Assoziation im heiteren Süden liegen kann oder einfach ein überbordendes Stück New York darstellt. Blau- und Brauntöne herrschen vor, die von kubistischen Formen unterbrochen werden. Jeweils in der unteren Mitte des Bildes sind Menschen sichtbar, reduziert auf Strich und Punkt, Passanten oder Touristen, die durch die Häuserschluchten zu schlendern scheinen. Beschäftigt man sich mit ihrem Bilder-Zyklus "Lebensräume" länger, erkennt man, dass die Malerin mit den Vorstellungen des Betrachters ein lustig-vertracktes Spiel treibt.

Denn Skottke hat sich eigentlich der abstrakten Malerei verschrieben und lehnt eindeutige Formen ab. Das betont sie im Gespräch bei der Vernissage am Donnerstag im Gilchinger Optik-Geschäft Focus gleich mehrmals. Skottke zeigt diese 20 Arbeiten im Rahmen der Gilchinger Kulturwoche.

Was sich vordergründig als gegenständliche Stadtflucht zeigt, ist ein abstraktes Formenspiel aus streifigen Flächen, zu denen kontrapunktisch schwarze Kreise gesetzt werden. Dieses Spannungsfeld verstärkt und verwischt die 69-jährige Malerin, in dem sie ihren Flächen Papierstücke aufpappt, die sie aus Modezeitschriften ausgeschnitten hat. Wie perfekt Skottke, die seit 20 Jahren malt, diese Technik beherrscht, zeigt sich in jenem intensiv durchgearbeiteten Collage-Bild, das nicht nur die Tiefe als Perspektive nutzt, sondern auch mit grafischen Elementen, die das Flächige in kleinerer Form reproduzieren, arbeitet. So klebt sie Bildchen auf, die Markisen zeigen, natürlich mit weißen und blauen Streifen. Und siehe da: Aus der Farbenwelt entsteht eine Stadtwelt.

Die Gilchingerin malt mit Acryl, was man als Gruß an die Pop Art deuten kann, denn ihre Arbeiten haben Leuchtkraft. Die Malerin beschreibt ihre Arbeitsweise aber ganz uneitel als "ferkeln", was so ausschaut: Sie lässt die Farbe vom oberen Rand auf die weiße Leinwand herunterlaufen und beginnt ganz grob mit dem Pinsel erste Flächen zu erarbeiten. Diesen Prozess macht sie mehrmals, bis sie sagt: "Wow! Das ist es." Wer will, kann bei ihr Einflüsse erkennen: Ein bisschen Kubismus, ein bisschen Expressionismus und viel Gerhard Richter in seiner ersten Phase. Am besten man vergisst es und betrachtet einfach nur ihre Bilder. Denn selten hatten Stadtlandschaften diese heitere, fast ungebrochene Schönheit. Es mag ein touristischer Blick sein, aber es ist kein oberflächlicher. Dafür arbeitet Skottke zu genau und beherrscht das Spiel mit Flächen und Farben.

Die Ausstellung "Lebensräume" im Optikgeschäft Focus in Gilching, Landsberger Straße 44, ist bis 27. November zu sehen.

© SZ vom 21.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: