Gymnasium Gilching:Noten von 60 Schülern fehlen

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  • Mehr als 60 Schüler am Gymnasium Gilching müssen bis zu den Osterferien in Englisch und Geschichte nachgeprüft werden.
  • Eine Lehrerin hatte sich Mitte Januar krank gemeldet und die Noten nicht in das elektronische Schulsystem eingetragen.

Von Christian Deussing, Gilching

Sie galt als robust und absolut zuverlässig. Generationen von Schülern hat die Lehrerin in den vergangenen Jahrzehnten unterrichtet, und sie fehlte fast keinen Tag. Doch nun hat sie unfreiwillig ein Noten-Fiasko am Gilchinger Gymnasium ausgelöst. Die Leidtragenden sind mehr als 60 Schüler in der elften Klasse und im Abiturjahrgang, die jetzt noch bis zu den Osterferien in Englisch und Geschichte nachgeprüft werden müssen, denn etwa 120 Noten fehlen. Der Grund: Die Oberstudienrätin hatte sich Mitte Januar krank gemeldet, aber ihre Zensuren aus dem Handbuch noch nicht in das elektronische Schulsystem übertragen.

Wochenlang hatte sich das Direktorat bemüht, an die Noten heranzukommen. Vergebens. Klinikärzte verhinderten jede Kommunikation. Die Lehrerin dürfe sich derzeit "nicht mit Schule und Noten" befassen, hieß es. Weiteres sei von den Medizinern nicht zu erfahren gewesen, bedauert Direktor Peter Meyer. Als die Schule jetzt die Konsequenz zog und Nachprüfungen anberaumte, gab es einzelne Vorwürfe, nicht nur seitens der Schüler, sondern auch einiger Eltern. "Wir haben wirklich alles versucht, es ging aber nicht anders", versichert Meyer. Damit dies nicht noch einmal vorkommt, will Meyer die Lehrer von Q11 und Q12 darum bitten, künftig "zeitnah" ihre notierten mündlichen Noten ins Computersystem des Gymnasiums eintragen. Gleichzeitig betont er, dass man bei den Nachprüfungen, die die Oberstufenschüler nun als zusätzliche Belastung empfinden, fair sein werde.

Elternbeirat befasst sich mit Thema

Die Vorsitzende des Elternbeirats, Karen Engelhardt, zeigt Verständnis für die Situation und die Entscheidung der Schulleitung. Sie habe erst vor kurzem davon erfahren, sagt sie. Am Mittwochabend wollte sich der Elternbeirat des Gilchinger Gymnasiums noch einmal mit dem Thema befassen. Die Konsequenz, die der Direktor nun gezogen hat, dass er nun verstärkt darauf achten will, dass die Lehrer ihre Noten schneller ins System übertragen, begrüßt sie.

Jeder Lehrer muss " den jeweiligen Leistungstand eines Schülers dokumentieren und darüber auch den Eltern Auskunft erteilen können", erläutert Henning Gießen, stellvertretender Sprecher des Kultusministeriums. Zu dem Gilchinger Fall, der auch dem Ministerium bekannt ist, wollte er sich aber nicht konkret äußern, schon um "Datenschutz und Persönlichkeitsrechte" der Lehrerin nicht zu verletzen. Prinzipiell sei es jedoch den jeweiligen Schulleitern überlassen, ob sie die Noten im Computer erfassen oder die Leistungen per Hand in Notenbögen eintragen lassen.

Wann die Oberstudienrätin in den Unterricht zurückkehrt, ist noch unklar. Anzeichen von Erschöpfung habe es aber vor ihrer plötzlichen Krankmeldung nicht gegeben, beteuert der Schulleiter. Welche Konsequenzen die fehlenden Noten nun für ihre Schüler nach sich ziehen, wisse die kranke Lehrerin sicher nicht, sagt Meyer. Der Unterricht in ihren Fächern geht nun wieder weiter. Für die erkrankte Lehrerin ist bereits ein junger Englisch- und Geschichtslehrer aus München eingesprungen, der die Vertretung übernimmt, bis sie wieder kommt.

© SZ vom 12.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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