Gericht:Unfall im Drogenrausch

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Jugendgericht verurteilt 19-Jährige zu 96 Sozialstunden

Von Christian Deussing, Starnberg

Betrunken und bekifft ist eine 18-Jährige mit drei Freunden nach einer Party im vorigen April nachts durch das Mühltal gefahren. Dort hatte sie in einer scharfen Rechtskurve an der Abzweigung nach Leutstetten die Kontrolle über ihr Auto verloren. Der Wagen durchbrach die Leitplanke und prallte gegen einen Baum. Die drei Begleiter im Alter zwischen 17 und 20 Jahren wurden bei dem Unfall teilweise schwer verletzt - sie erlitten Rippenfrakturen, eine Gehirnerschütterung, einen Schlüsselbeinbruch und Prellungen. Am Pkw entstand Totalschaden. Wegen absoluter Fahruntüchtigkeit, vorsätzlicher Straßenverkehrsgefährdung und fahrlässiger Körperverletzungen musste sich die junge Tutzingerin am Dienstag vor dem Jugendgericht Starnberg verantworten - auch wegen weiterer Vorwürfe: Denn die Angeklagte war im vergangenen August bei einem Musikfestival mit Marihuana, Kokain und Amphetamin-Tabletten erwischt und überdies auf dem Oktoberfest mit einem angerauchten Joint ertappt worden.

Die heute 19-Jährige räumte im Prozess sämtliche Vorwürfe reumütig ein. Sie wurde zu 96 Sozialstunden, zehn Drogenberatungsgesprächen und zur Teilnahme an einer "Leseweisung" verurteilt, die zur Reflexion beitragen soll. Auch die Fahrerlaubnissperre wurde um zehn Monate verlängert. Die Angeklagte, die nach dem Unfall ihre Schule abgebrochen hatte, nahm das Urteil sofort an. Es tue ihr alles sehr leid, auch gegenüber ihren Eltern, die sie enttäuscht habe, sagte sie mit ruhiger Stimme und wischte sich dabei eine Träne aus dem Gesicht. Ihr Verhalten sei ein "riesiger Fehler" gewesen, gestand sie.

Damit meinte die junge Frau vor allem ihren Unfall im Mühltal, unter dessen Folgen sie psychisch noch leidet. Zwar war sie bei der Trunkenheitsfahrt unter Drogeneinfluss nur leicht verletzt worden. Doch die Blutentnahme hatte bei ihr 1,52 Promille ergeben, auch der Konsum von Cannabis wurde von den Ärzten nachgewiesen. Unter diesen Umständen sei der Unfall noch fast glimpflich verlaufen, denn man hätte "auch in der Würm landen und ertrinken können, wenn nicht der Baum das Auto aufgehalten hätte", sagte Jugendrichter Ralf Jehle. Er hoffe aber, dass die Angeklagte nun endgültig die Finger von den Drogen lasse, mit denen sie ihre Gefühle nach dem Autounfall regulieren und kompensieren wollte - wie die Tutzingerin es selbst in der Verhandlung darlegte. Sie hatte dem Gericht auch erzählt, dass sie vor dieser Heimfahrt "nicht nachgedacht und in der Kurve wohl die Kupplung mit der Bremse verwechselt" habe. Sie sei aber nicht zu schnell gewesen, betonte die Angeklagte und erwähnte auch, ihre verletzten Mitfahrer in der Klinik besucht zu haben.

Die Staatsanwältin bewertete die Aussagen der Angeklagten als glaubhaft und verzichtete darauf, eine Jugendarreststrafe zu fordern. Der Verteidiger betonte in seinem Plädoyer, dass seiner Mandantin der Unfall noch immer sehr nahe gehe und sie wisse, "Mist gebaut" zu haben. Die 19-Jährige versicherte: "Ich habe daraus gelernt."

© SZ vom 30.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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