Geplantes Gewerbegebiet:Zufahrt von Schorn bleibt ein Problem

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Das Gewerbegebiet Schorn aus der Luft: Neben dem Starnberger Autobahndreieck soll ein Hightech-Campus entstehen. (Foto: Google Earth)

Starnberger Stadträte diskutieren über den Ausbau des Gewerbegebiets und dessen künftige Erreichbarkeit über die Autobahn. Im Fokus stehten auch die Verkehrsbelastungen für Wangen

Von Peter Haacke, Starnberg

Große Hoffnungen knüpft ein Teil des Starnberger Stadtrats an die Entwicklung des Gewerbegebiets Schorn in Nähe des Starnberger Autobahndreiecks. Der Standort, an dem die Deutsche Post seit Jahren ein Verteilzentrum betreibt, das demnächst jedoch aufgegeben wird, soll erheblich ausgebaut werden. Nach ersten Vorstellungen der Planer sollen hier insbesondere Hightech-Firmen angesiedelt werden. Doch bis dahin dürfte es noch ein weiter Weg sein, wie die jüngste Debatte im Stadtrat offenbarte. Insbesondere der fehlende Anschluss an die Autobahn A 95 in Richtung München und Garmisch stellt sich als problematisch dar.

Zwar wurde der Stadt Starnberg schon im Jahr 2015 aus dem Bundesverkehrsministerium in Berlin signalisiert, dass der Bau eines sogenannten Halbanschlusses möglich sei. Doch diese Verkehrslösung scheint mehr Probleme aufzuwerfen als zunächst angenommen. Sowohl der Starnberger Ortsteil Wangen, aber auch die Nachbargemeinde Schäftlarn, wären aller Voraussicht nach von erhöhtem Verkehrsaufkommen durch den ausgebauten Gewerbestandort Schorn betroffen.

Peter Meinert, zuständig beim Stadtbauamt für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Bauordnung, referierte über den aktuellen Stand des Verfahrens. Demnach gab es bisher zwei Workshops im Juli und September, bei denen die Fachleute zunächst die Rahmenbedingungen und Grundzüge der Planungen für Schorn erörterten. Beim zweiten Treffen seien die Gedanken vertieft worden - auch im Hinblick auf die besondere Topografie, den Bezug zur Landschaft sowie die Erreichbarkeit und den Verkehr. "Am Ergebnis wird weiter gearbeitet" sagte Meinert. Das nächste Treffen ist für November geplant.

Ungeklärt ist, wie Rettungsdienste und Feuerwehr sowie Arbeitnehmer und ÖPNV dorthin gelangen können. Zudem sieht etwa die SPD die ohnehin angespannte Wohnungssituation als kritisch an, die sich durch die Ansiedlung weiterer Betriebe verschärfen werde. Abgesehen von den Grünen, die das Projekt im Landschaftsschutzgebiet in seiner Gesamtheit konsequent ablehnen, überwogen in der Debatte vor allem Zweifel an der Sinnhaftigkeit der bislang geplanten Verkehrsanbindung. Winfried Wobbe (UWG) und Gerd Weger (CSU) äußerten Befürchtungen, die Bewohner in Wangen würden allein gelassen mit ihrem Problem, denn ein Großteil des Verkehrs nach Schorn würde über einen Halbanschluss in den Ortsteil führen. Otto Gaßner (UWG) ging in seiner Kritik noch weiter: Er geißelte das Gewerbegebiet Schorn grundsätzlich als Fehlentwicklung und prognostizierte "Riesenschwierigkeiten" beim Bau eines Halbanschlusses. Die "blödsinnige verkehrliche Anbindung über Wangen" stelle keine unterstützenswerte Planung dar. Klaus Rieskamp (Parteifreie) bereicherte die Debatte mit einer - bislang theoretischen - Umfahrung für Starnberg als "perfekte Verkehrslösung", bei der auch Schorn mit eingebunden werden sollte. Josef Pfister dagegen plädierte für eine Abstufung der A 952, mit der sich viele Probleme ohnehin erledigen würden. Und Stadtbaumeister Stephan Weinl gestand: "Hätten wir einen Vollanschluss, hätten wir keine Probleme."

Erstaunt über die Argumente zeigte sich Stefan Frey (CSU): Es war von Anfang an klar, was der Halbanschluss bedeutet", sagte er. Das Gewerbegebiet Schorn "steht und fällt mit einer Anbindung an die Autobahn", doch ein Vollanschluss sei aufgrund der gesetzlichen Vorgaben nicht möglich. Der Standort biete nicht nur Vorteile, sei aber "der günstigste Standort, den wir im Landkreis haben". Man müsse Vor- und Nachteile abwägen; überdies warnte er vor Horrorszenarien für Wangen.

Unterstützung kam von Angelika Kammerl (Parteifreie), die feststellte: Gibt es keinen Halbanschluss, könne man die Schorn-Planungen für die nächsten zehn Jahre vergessen.

Im weiteren Verfahren müsste der Kreistag der Herausnahme der erforderlichen Gebiete aus dem Landschaftsschutzgebiet und einer Flächennutzungsplanänderung zustimmen. Zudem soll die Stadtverwaltung mit der Autobahndirektion über Anschlussmöglichkeiten vom Süden her verhandeln und eine Verwaltungsvereinbarung vorbereiten. Zudem soll weiterhin über die Ergebnisse des Workshops berichtet werden. Die Debatte im Stadtrat zum Zwischenstand des Vorhabens offenbarte jedoch schonungslos, dass bis zum Ausbau des Gewerbegebietes Schorn angesichts der vielen Probleme noch sehr viel Zeit verstreichen wird.

© SZ vom 25.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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