Geänderte Wahlkreise:Näher dran

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Starnberg bildet künftig mit dem Kreis Landsberg und der Stadt Germering den Bundestagswahlkreis 224. Politiker begrüßen die Umstrukturierung, und drei Kandidaten stehen schon in den Startlöchern

Von Michael Berzl, Starnberg

Gauting kehrt in den Landkreis Starnberg zurück. Mit der Bundestagswahl im nächsten Jahr endet das vorübergehende organisatorische Exil im Landkreis München. Wahlkreise in Oberbayern erhalten neue Zuschnitte, und dabei ändert sich im Süden und Westen Münchens einiges. Wie der Bundestag am Donnerstag beschlossen hat, bildet der Landkreis Starnberg künftig zusammen mit dem Kreis Landsberg und der Stadt Germering den Wahlkreis 224 und ist nicht mehr zusammen mit Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach wie bisher. Die Umstrukturierung begrüßen Politiker aus verschiedenen Parteien, denn die Wahlkämpfer haben es mit einem Gebiet zu tun, das kompakter ist und mehr Berührungspunkte aufweist. Die ersten möglichen Kandidaten von CSU, SPD und FDP bringen sich schon in Position.

Von Starnberg bis nach Bayrischzell ist es weit, da liegt der Lech viel näher; so sind allein die Entfernungen nicht mehr so groß. Und es gibt viele Beispiele für Berührungspunkte, gemeinsame Themen, aber auch Interessenkollisionen. So weist zum Beispiel die Stadt Germering gerade ein Wasserschutzgebiet aus, was die Gautinger Pläne für ein Gewerbegebiet beeinträchtigen könnte. Der Landkreis Starnberg erstreckt sich bis zum Ostufer des Ammersees, für den See selbst ist schon der Nachbarkreis Landsberg zuständig. Im Planungsverband gehören die Gebiete zu einer Region. Das sind nur einige Beispiele, die zeigen, dass der künftige Wahlkreisabgeordnete für einen Bereich mit mehr Gemeinsamkeiten als bisher zuständig ist. Es werden neue Gesichter sein, denn der bisher zuständige CSU-Abgeordnete Alexander Radwan kommt aus Rottach-Egern, Klaus Barthel von der SPD aus Kochel.

Christian Winklmeier (SPD) aus Gilching. Foto: privat

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(Foto: Fuchs)

Der CSU-Gemeinderat Stephan Ebner. Foto: Fuchs

Britta Hundesrügge (FDP) aus Gauting. Foto: Ulfers

Mögliche Nachfolger stehen schon in den Startlöchern. Kommunalpolitiker aus Gauting und Gilching interessieren sich für eine Kandidatur im nächsten Jahr. Bei der CSU im Landkreis Starnberg wird sich Stephan Ebner bewerben. Der 29-Jährige aus Gauting betont aber, dass die Entscheidung die Parteibasis zu treffen habe. "Was wir nicht wollen, ist, dass von oben ein Kandidat durchgedrückt wird." Ob ihn seine Partei ins Rennen schickt, steht noch lange nicht fest. Allerdings brächte er einige Erfahrungen mit. Er hat Politikwissenschaften studiert, ist Geschäftsführer der Jungen Union in Bayern, ist Gemeinderat und CSU-Ortsvorsitzender. Ein wichtiger Termin auf dem Weg zu einer Kandidatur ist die Kreisversammlung im Juli in Andechs. Ebner weiß aber auch, dass es allein im Landkreis Landsberg vier weitere Interessenten gibt.

Die Kreis-SPD ist in der Entscheidungsfindung schon einen Schritt weiter und hat sich auf Christian Winklmeier aus Gilching geeinigt. Aber auch er könnte noch Konkurrenz aus Germering oder dem Landkreis Starnberg bekommen. Der 24-jährige Politologie-Student gibt sich aber zuversichtlich, dass die Delegierten bei der Bundeswahlkreiskonferenz mehrheitlich für ihn stimmen werden.

Auf die Gautinger Journalistin Britta Hundesrügge hat sich der FDP-Kreisvorstand geeinigt. Die 49-jährige hatte als Bürgermeisterin kandidiert, sie sitzt seit dieser Amtsperiode im Gemeinderat; außerdem gehört sie dem Landesvorstand ihrer Partei an. Im Radiosender Antenne Bayern ist sie als Moderatorin zu hören.

SZ-Grafik (Foto: ipad)

Bei den Grünen im Fünfseenland ist noch alles offen, berichtet der Kreisvorsitzende Bernd Pfitzner. Die Bundestagsabgeordnete Beate Walter-Rosenheimer aus Germering wird erneut kandidieren, sie wird aber ihrem bisherigen Wahlkreis treu bleiben, der aus den Landkreisen Fürstenfeldbruck und Dachau besteht.

Grund für die politische Neuordnung ist das stete Bevölkerungswachstum in Oberbayern. Das Gesetz schreibt vor, dass ein Wahlkreis eine bestimmte Bevölkerungszahl nicht überschreiten darf, denn die direkt gewählten Bundestagsabgeordneten sollen ungefähr gleich viele Bürger vertreten. Deshalb erhält der Freistaat einen Wahlkreis mehr, Thüringen gibt im Gegenzug einen ab, denn dort schrumpft die Bevölkerung. Von den 299 Wahlkreisen in Deutschland würden dann 46 statt bisher 45 auf Bayern entfallen. Über den Vorschlag der zuständigen Kommission hat der Bundestag im März in erster Lesung beraten, nun ist die Entscheidung gefallen.

Der Starnberger Landrat Karl Roth (CSU) schätzt zwar die über viele Jahre gewachsene Zusammenarbeit mit Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach, er sieht aber auch die Vorteile der Umstrukturierung. "Die räumliche Nähe hat auch etwas Positives", sagt er. Der Landkreis Starnberg wäre zudem mit seinen etwa 132 000 Einwohnern der stärkste Partner im Dreierbund. Wer die Organisation der Wahlleitung übernimmt, muss noch geklärt werden; bisher war diese Aufgabe im Starnberger Landratsamt angesiedelt.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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