Gauting:Zwist in der Gautinger SPD

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Im Streit um die künftige Bebauung des ehemaligen Schulareals werden Fraktion und Ortsvorstand zu politischen Gegnern. Unter Protest verlässt die Gemeinderätin Stephanie Pahl die Partei.

Von Michael Berzl, Gauting

Die SPD in Gauting steckt in einer Krise. Gemeinderatsfraktion und Ortsvorstand sind in wichtigen kommunalpolitischen Fragen zu Widersachern geworden. Zunächst beim Gewerbegebiet an der Grenze zu Gilching und noch viel mehr bei der umstrittenen Bebauung des ehemaligen Schulgrundstücks an der Bahnhofstraße, über die am kommenden Sonntag in einem Bürgerentscheid abgestimmt wird. Das hat nun erneut personelle Konsequenzen. Nachdem Vize-Bürgermeister Jürgen Sklarek verärgert seinen Posten im Ortsvorstand aufgegeben hat, verlässt nun unter Protest die Gemeinderätin Stephanie Pahl die Partei. "Ich bin politisch und emotional mit der Gautinger SPD am Ende", schreibt sie in einer Erklärung.

Das innerparteiliche Klima ist nach ihrer Darstellung unangenehm. Kaum war ihr Parteiaustritt bekannt, sei sie von Vorstandsmitgliedern aufgefordert worden, auch ihr Gemeinderatsmandat aufzugeben. Das wird sie nicht tun, denn sie fühlt sich wohl unter ihren Ratskollegen. Im Gegenteil. Seit Dienstag hat sie von ihren beiden Fraktionskollegen Sklarek und Hans Wilhelm Knape die Zusage, dass sie auch als Parteifreie in der Fraktion bleiben darf. Außerhalb des Rathauses ist das Klima rauer. "Ich habe im Gemeinderat noch nie so einen aggressiven Gegenwind bekommen, wie in meiner eigenen Partei", sagt Pahl. Selbst ihre Haushaltsrede wurde von Parteifreunden heftig kritisiert. Die 49-Jährige fühlt sich "diffamiert" und meint: "Wenn persönliche Angriffe und Vorwürfe zunehmen, dann ist es an der Zeit, sich zu trennen." Sie folgt damit auf ihre Weise Vize-Bürgermeister Sklarek, der in der Vorwoche seinen Austritt aus dem Ortsvorstand erklärt hatte. Er könne dessen Meinung "nicht mehr nach bestem Wissen und Gewissen vertreten", teilte er zur Begründung mit. Knape, der seit Januar als Nachrücker für die SPD im Gemeinderat sitzt, ohne Parteimitglied zu sein, unterstützt ebenfalls den Sontowski-Bau.

Die Gesamt-Konstellation ist sicherlich nicht alltäglich: Die drei Mitglieder der SPD-Fraktion im Gautinger Gemeinderat unterstützen den Mehrheitsbeschluss für den Neubau der Firma Sontwoski und ziehen damit auch an einem Strang mit der CSU-Fraktion. Gleichzeitig stellen sie sich damit aber gegen die Mehrheitsmeinung im SPD-Ortsverein, der vor einem Jahr in einem Inserat unter der Überschrift "Gauting - ein Traum für Investoren" den geplanten Gebäudekomplex als "massiv, hoch und gesichtslos" angeprangert hat. Für Pahl ist das Bauvorhaben nur eines von mehreren Themen, bei denen der innerparteiliche Konsens fehlt.

So wird die Gautinger SPD gebeutelt, die es ohnehin nicht leicht hat. Bei der Kommunalwahl war die Fraktion von sechs auf drei Sitze zusammengestutzt worden, Bürgermeisterkandidatin Petra Neugebauer schaffte es nicht in die Stichwahl. "Desaströs" nennt die Ex-Genossin Pahl das Resultat. Dazu kommt: Der Ortsverband hat schon seit Monaten keinen Vorsitzenden. Dieter Appel hatte den Posten Ende 2012 übernommen und im vergangenen November aufgegeben. Aus "persönlichen Gründen", wie er mitteilt. Sein Stellvertreter Eberhard Brucker übernimmt seine Aufgaben. Am Montag saß Brucker bei der Initiative gegen den Neubau auf dem Podium.

© SZ vom 11.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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