Gauting:Volksfeststimmung bei Diesel-Geknatter

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Eine Oldtimerschau lockt am Vatertag viele Besucher zur Festwoche. Der Auftakt mit Ministerin Ilse Aigner war gegegen eher verhalten.

Michael Berzl

Die Oldtimerfreunde haben Schwung in die Gautinger Festwoche gebracht. Nach einem eher verhaltenen Auftakt mit der Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner am Mittwochabend strömten an Christi Himmelfahrt rund 2000 Besucher zum Bierzelt an der Leutstettener Straße. Etwa 60 alte Traktoren, die sonst in Garagen und Scheunen in der Region versteckt sind, waren dort zu besichtigen, dazu Motorräder, Autos und Feuerwehrfahrzeuge, die meisten mit Starnberger Kennzeichen. Es ist erstaunlich, dass so viele Raritäten allein hier im Landkreis aufbewahrt und gepflegt werden. Ein 70 Jahre alter Deutz-Traktor aus Unterbrunn zum Beispiel, eine Isetta aus Krailling oder ein 1957 gebauter Reisebus aus Stockdorf.

Beim Oldtimer-Treffen auf der Gautinger Festwiese ist viel zu sehen. Hermann Geiger hat zu seinem Cadillac das passende Mobiliar aus den sechziger Jahren gestellt. Foto: Georgine Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Wir sind regelrecht überrollt worden", sagte strahlend der Festwochen-Organisator Martin Strasser. Hermann Geiger aus Unterbrunn, der selbst seit 25 Jahren auf Oldtimertreffen fährt, ist es dank seiner Kontakte gelungen, dass so viele Aussteller gekommen sind. Zuletzt musste er sogar Absagen erteilen.

Eigentlich war für die Mittagszeit eine große Ausfahrt geplant, doch das hat das Starnberger Landratsamt nicht erlaubt. Weil nur eine einzige Zufahrt zur Festwiese führt, befürchtete die Kreisbehörde ein Verkehrschaos, wenn sich mehr als hundert betagte Vehikel auf einmal auf den Weg machen. So drehten einige Traktorfahrer auf eigene Faust mit lautem Diesel-Geknatter eine Runde durch den Ort. Mit dabei war zum Beispiel ein 60 Jahre alter Lanz-Bulldog von Rudolf Haller aus Buchendorf.

Auf der Festwiese herrschte vom Vormittag an reges Treiben wie auf einem kleinen Volksfest. Vor dem Zelt sind eine Schiffschaukel, eine Schießbude und ein Karussell, Stände zum Dosenwerfen und Spickern aufgebaut. Kinder konnten sich bei der Feuerwehr im Biertragelklettern versuchen. Viele Gautinger sind um die Mittagszeit bei Musik von Erik Berthold auf ein Hendl und eine Maß ins Zelt gekommen.

Ganz anders war die Stimmung beim Auftakt am Vorabend. Die meisten Bierbänke blieben leer. Feuerwehrleute, Trachtler und CSU-Anhänger füllten nur die ersten fünf Reihen vor der Bühne. Vor gefüllten Krügen konnten sie gelassen die Ankündigung erwarten, Bürgermeisterin Brigitte Servatius werde nun das erste Fass Bier anstechen, was ihr unfallfrei auch mit ein paar wohldosierten Schlägen gelang. Nach dem Defiliermarsch ging Wirtschaftsminister Martin Zeil kurz auf die Geschichte der drei Jubiläumsvereine ein.

Knapp eine Stunde lang arbeitete Ministerin Aigner dann vor knapp 700 Zuhörern ein buntes Themen-Potpourri ab: Sie sprach über die Neuordnung der Wahlkreise und den Forschungsbericht, über die Sicherheit in Bayern und die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland, über Agrarpolitik und Energiewende. Allerdings hatte es die Rednerin schwer, sich die Aufmerksamkeit ihres Publikums zu erkämpfen. Viele waren mit ihrem Hendl beschäftigt oder ins Gespräch mit ihrem Tischnachbarn vertieft. Wer zuhörte, erfuhr zum Beispiel, dass in Europa nicht alles so einfach umzusetzen sei, dass man mit Augenmaß handeln müsse, dass Bayern an der Spitze sei und dass man nicht mehr ausgeben könne, als man einnehme. Die Verbraucherministerin mahnte außerdem, es würden zu viele Lebensmittel weggeschmissen, dabei könne man Reste wunderbar verwerten, zum Beispiel in Semmelschmarrn und Brezensuppe. Auch Applaus erhielt sie gelegentlich, etwa für die Mitteilung, der Grieche würde von nun an nur noch Geld bekommen, wenn er sich auch an die Regeln halte.

Vergnüglicher geht es nun wieder weiter bei der Gautinger Festwoche: An diesem Freitag tritt um 21 Uhr die Band "The Mercuries" im Bierzelt an der Leutstettener Straße auf. Am Samstag beginnt dort das Programm schon um 8 Uhr. Trachtenverbände aus dem ganzen Freistaat treten zu Wettkämpfen um den Bayerischen Löwen an. Um 20 Uhr beginnt der Heimatabend der "Würmlust". Das große Finale am Sonntag beginnt mit dem Empfang der Vereine im Festzelt um 9 Uhr. Nach einem Gottesdienst startet gegen 11.30 Uhr der Festzug durch Gauting, bei dem rund 1000 Teilnehmer erwartet werden. Dafür ist die Ortsdurchfahrt um die Mittagszeit für zwei Stunden komplett gesperrt.

© SZ vom 18.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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