Gauting/Krailling:Gewappnet für ein Hochwasser

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Die Überschwemmungsgebiete an der Würm werden neu festgelegt und fallen etwas kleiner aus als bisher

Von Blanche Mamer/Michael Berzl, Gauting/Krailling

Die Würm ist viel harmloser, als die Fachleute im Wasserwirtschaftsamt in Weilheim gedacht haben. Bei einem Hochwasser braucht der Fluss auf dem Weg vom Starnberger See bis nach Pasing weniger Platz als bisher für den Notfall reserviert war. Das ergeben die aktualisierten Berechnungen für den Pegel in Leutstetten. Der Umgriff von Überschwemmungsgebieten kann daher abgeändert werden; das kann sich auf Bauvorhaben in den Gemeinden Krailling und Gauting auswirken. Dem Antrag des Wasserwirtschaftsamtes haben die Gemeinderäte zugestimmt. Die Starnberger Bürgermeisterin Eva John hält es nicht für notwendig, dass sich ein Gremium damit befasst. Bis zum Dienstag bestünde noch die Möglichkeit, Einwände zu äußern.

Die Behörden wollen gewappnet sein für ein Hochwasser, wie es statistisch nur alle 100 Jahre vorkommt, das HQ100. Deshalb kursiert durch die Rathäuser in Krailling, Gauting und Starnberg gerade ein Antrag des Wasserwirtschaftsamtes auf rechtlich verbindliche Festsetzung von Überschwemmungsgebieten. Diese Flächen sind bereits seit 2008 vorläufig gesichert; die Größe kann aber nun nach unten korrigiert werden. In den Gemeinden Planegg und Gräfelfing, die weiter flussabwärts liegen, ist das bereits vor drei Jahren geschehen. Die Änderungen ergeben sich aus neuen Berechnungen für den Pegel in Leutstetten. Das Wasserwirtschaftsamt hat ermittelt, dass dort im Extremfall 17 Kubikmeter pro Sekunde durchrauschen. Im Jahr 1965 war diese Menge fast erreicht worden; mehr war es nie im Zeitraum von 1921 bis 2010. Bisher war ein Maximum von 20 Kubikmeter angesetzt, doch das erwies sich als zu großzügig. In den Überschwemmungsgebieten dürfen die Gemeinden zum Beispiel keine neuen Baugebiete ausweisen, es dürfen keine Mauern und Wälle errichtet werden, sogar das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern ist eingeschränkt. Veraltete Heizöltanks müssen in bestimmten Fällen nachgerüstet werden. All das ist in einer Verordnung des Landratsamtes Starnberg geregelt, die dann für 16 Kilometer Würmufer gilt.

Bis die Würm über die Ufer tritt, muss es allerdings schon lange und viel regnen. Der Starnberger See, der keine Zuflüssen aus den Bergen hat, wirkt wie ein Auffangbecken, das auch große Wassermengen erst langsam weitergibt. Auf seinem Weg durch das Leutstettener Moos und das Mühltal hat der Fluss viel Platz, um sich in Nebenarmen auszubreiten; umgestürzte Bäume bremsen die drückende Wucht des Wassers. Im weiteren Verlauf bei der Reismühle und dann im Grubmühler Feld zwischen Gauting und Stockdorf gibt es Flutmulden, die ebenfalls erhebliche Wassermengen aufnehmen können. Beim Hochwasser vor fünf Jahren beispielsweise hat die Gemeinde im Grubmühler Feld selbst einen Abfluss geschaffen, damit sich die Gefahrenlage unterhalb in Stockdorf, Krailling und Planegg etwas entschärft. An den Gärten mussten schon öfter Sandsäcke aufgeschlichtet werden.

Die Gemeinde Gauting ist auch selbst als Grundeigentümer betroffen, weil der Kommune Flächen direkt am Ufer gehören. Das sind zum Beispiel der Schlosspark, das Freibad und gegenüber die Sportanlagen des GSC sowie die Grundschule an der Würm und ein Grundstück bei der Feuerwehr in Stockdorf. Im Starnberger Stadtgebiet ist vor allem der Bereich betroffen, wo die Würm aus dem See herausfließt. Die südwestlich der Autobahn und der Bundesstraße gelegenen Gebäude liegen im Überschwemmungsgebiet und sind daher hochwassergefährdet. "Dies deckt sich mit den bereits vorhandenen Kenntnissen und Beobachtungen", erklärt dazu Bürgermeisterin John. Nördlich der Autobahn grenzen Baugebiete an das ermittelte Überschwemmungsgebiet, liegen aber nicht in dessen Umgriff.

In Krailling wurde die Hochwasser-Problematik bei der Überplanung des sogenannten Braun-Grundstücks thematisiert, das neu bebaut werden soll. Ein Weg entlang der Würm, der einmal zur Debatte stand, ist demnach nicht möglich. Der Uferbereich muss renaturiert werden. "Der Naturraum steht im Vordergrund", sagte Bürgermeisterin Christine Borst. Da ein 20 Meter breiter Streifen frei bleiben soll, mussten hier auch Stellplätze verlegt werden. Auch private Badestege dürfen nicht gebaut werden, betonte Borst. Die Gemeinde selbst besitzt etliche Flächen an der Würm, darunter den Berger Weiher, der zur Bundesgartenschau 2005 angelegt wurde, die Außenanlagen der Gemeindebibliothek, das angrenzende Gärtchen hinter der Pizzeria Da Rosario, die Kneipp-Anlage in der Margaretenstraße, die Grünfläche bei der Margaretenkirche und die Freifläche an der Villa Linschi, berichtet Susanne Brittinger vom Bauamt.

© SZ vom 10.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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