Einkaufen am Straßenrand:Halsgrat aus dem Automaten

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Hat immer offen: Der Grillfleischautomat an der Gautinger Straße in Stockdorf wird jeden Freitag frisch befüllt. (Foto: Arlet Ulfers)

Im Gautinger Ortsteil Stockdorf gibt es jetzt rund um die Uhr Grillfleisch auf Knopfdruck. Die Idee hatte ein junges Ehepaar aus Polling.

Von Carolin Fries, Gauting

Halsgrat, Rinderhüfte oder Wammerl - oder doch lieber Pute, Grillkäse oder Maiskolben? Ist die Entscheidung getroffen, zählen nur noch Zahlen: 662 oder 665 für das Fleisch, 222 für den Mais - doch Obacht: Wer statt der letzten zwei die eins drückt, bekommt statt Gemüse eine Flasche Ketchup. Umtauschen geht nicht und meckern hört niemand, es gibt an dieser Fleischtheke in Gauting nämlich keine Fleischfachverkäuferin. Seit vergangenem Freitag steht an der Gautinger Straße in Stockdorf ein Grillfleischautomat, der alles bereit hält, was es für eine zünftige Zusammenkunft an einer Holzkohlen-Schale braucht - außer Grill und Holzkohle selbst.

Das Sortiment reicht über das Kräuterbaguette und den Kartoffelsalat bis zur Kräuterbutter. Für den Durst gibt es Capri-Sonne. Alles auf 3 Grad Celsius runtergekühlt. Die Nachfrage war am Wochenende groß, am Sonntagabend waren einige Schübe bereits leer geräumt. "Das ist sehr gut angenommen worden", zieht Manuel Glas am Montag Bilanz. Der 33 Jahre alte Industriemechaniker aus Polling bei Weilheim betreibt das Fleischautomaten-Geschäft zusammen mit seiner Frau Karina, 26, nebenbei. Er bekommt zweimal täglich Berichte seiner Automaten zugeschickt - um rechtzeitig auffüllen zu können.

Vor vier Jahren saß er mit Kumpels zusammen, man wollte spontan grillen, doch die Geschäfte hatten bereits geschlossen. An der Tankstelle gab es lediglich Grill und Kohle - da hatten die Freunde die Idee mit den Automaten. Ein Jahr später baute einer von ihnen, ein Freund von Manuel Glas, den ersten in Weilheim auf. "Eigentlich verkauft er Automaten für Eier und Milch, das mit dem Fleisch war ein Versuch", erzählt Glas. Der Automat lief gut, ein Jahr später übernahm ihn Glas - und erweiterte das Angebot um fünf zusätzliche Automaten in Memmingen, Marktoberdorf, Buchloe, Landsberg und Mindelheim. Zusammen mit seiner heutigen Frau gründete er eine kleine Firma und schaffte einen Kühltransporter an.

Der Automat aus Mindelheim zog vor zwei Jahren an das Freizeitgelände in Utting am Ammersee um. Doch auch dort "lief es nicht so wie erwartet". Deshalb nun Stockdorf, wo Glas auf dem Gelände einer Autowerkstatt einen Platz an der Hauptstraße gefunden hat. Dafür zahle er eine kleine Miete und natürlich die Stromkosten. Freitagmittag nach Feierabend fährt der Industriemechaniker immer die große Runde bis ins Allgäu, um die Automaten aufzufüllen. Diese fassen jeweils 60 Packungen Halsgrat und Pute und ebenso viele Würstl. Von Lende und Rinderhüfte haben 21 Packungen Platz. Die Ware ist jeweils in 280- bis 300-Gramm-Portionen eingeschweißt, "immer zwei Stück", so Glas. Er bezieht das marinierte Fleisch von der Metzgerei Micheler aus Memmingen. "Beste Metzgerqualität", wie der Pollinger betont. Einzig die Käsewürste sind von der Metzgerei Haller aus Murnau.

Er kaufe stets frisch ein, so Glas, die Produkte seien vakuumiert und 14 Tage haltbar. Der Schweinehals kostet 4,50 Euro die Packung, die Rinderhüfte das Doppelte. "Das kann man mit der Metzgertheke vergleichen." Das "Guten Appetit" der Verkäuferin muss man sich halt einfach dazudenken.

© SZ vom 02.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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