Gauting/Gilching:Sonnenschein und Shopping-Laune

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Gleich drei Marktsonntage locken Tausende Besucher auf die Straßen. Vor den Eisdielen bilden sich lange Schlangen. Einzig am Stand für Wollsocken, den ein Händler in Gilching aufgebaut hat, herrscht gähnende Leere

Von Blanche Mamer und Patrizia Steipe, Gauting/Gilching

Besser hätte es für die Organisatoren nicht laufen können. Bestes Wetter lockte Tausende am Sonntagnachmittag zu einem entspannten Bummel durch Gauting, Gilching und Herrsching, wo Marktsonntage stattfanden.

Gefragte Schattenplätze

"Es ist eigentlich viel zu heiß für den Marktsonntag", stöhnt eine ältere Gautingerin kurz nach 13 Uhr. Sie ist mit ihrem Mann und den beiden Enkelkindern unterwegs und früh dran, weil sie einen Parkplatz ergattern wollten, sagt sie. Leider gebe es keine Bimmelbahn, wie früher, so dass sie nun zu Fuß zu den Attraktionen der Feuerwehr in der oberen Bahnhofstraße gehen müssten. Und sie wolle noch zum Wollgeschäft und zum Buchladen. Eine kurze Ruhepause auf einer Bank wäre jetzt genau recht, doch alle halbwegs schattigen Plätze sind bereits besetzt. Ein willkommener Stopp bietet der Stand der evangelischen Christuskirche an der Ecke zur Bergstraße. Zwei verkaufsoffene Sonntage im Jahr reichen, mehr brauche man in einem Ort wie Gauting nicht. Das freut Pfarrer Klaus Firnschild-Steuer: Eine erste Tendenz spricht gegen eine ständige Öffnung der Läden in Gauting am Sonntag. Nur ein Drittel der Passanten wünscht sich, auch am Sonntag einkaufen zu können. Bei der Feuerwehr ist jedoch schon einiges los. Ein Alarm kurz nach 13 Uhr schreckt die Freiwilligen auf, doch es ist zum Glück nur ein Fehlalarm vom Krankenhaus. Und so können sie sich beruhigt der kleinen Ausstellung von historischen Feuerwehrhelmen aus Amerika widmen. Es sind diese kleinen Events, die von den Vereinen und Institutionen organisiert werden, die einen Marktsonntag interessant machen.

Das Markttreiben selbst kommt nur langsam in Gang, bei den Marktbudenbetreibern, den Autohändlern und selbst auf den beiden kleinen Flohmärkten, die bereits um 11 Uhr Kunden erwartet haben, ist die Resonanz zunächst gering. Erst nachmittags sind viele unterwegs, Menschentrauben warten an den Ampeln am Bahnhofsberg und am Hauptplatz. Die Topografie der Würmtalgemeinde und der dichte Autoverkehr in Richtung Süden widersetzen sich dem bequemen Flanieren und teilen das Einkaufen in zwei. Die Geschäftsleute sind trotzdem zufrieden und beteiligen sich gern am verkaufsoffenen Sonntag, manche bieten Sonderaktionen an und rühren die Trommel für neue Kunden. Wie beispielsweise Weinhändler Joachim Heinzelmann in der Starnberger Straße: Bei einem Glas Wein sollen sich die Kontrahenten des Bauprojektes auf dem ehemaligen Schulgrundstück wieder versöhnen. Das Ergebnis ist noch offen.

Ruhe und Trubel in Gilching

Bis auf den Gehweg lag der rote Teppich ausgerollt. "Offene Kirche" stand an den weit geöffneten Kirchenpforten von Sankt Sebastian. Nach den Jahrmarktständen mit den Sommerkleidern, den Haushaltsartikeln, den wackelnden Plüschhunden, dem Kinderkarussell und den Buden, in denen sich die Geschäfte aus dem Ort präsentierten, bildete die Kirche quasi den krönenden Abschluss des Hochstift-Freising-Platzes. Viele Marktbesucher nahmen die Einladung an, lauschten im Kirchenraum der Musik und ließen sich an verschiedenen Stationen in der Kirche anregen sich Gedanken über das Leben zu machen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Ruhe der Kirche war ein Kontrapunkt zu dem Trubel im Zentrum Gilchings. Überall lockten Aktionen und Angebote. In der Karolinger Straße gab es schwungvolle Zumba-Vorführungen, in der Pollinger Straße zeigten kleine Kampfsportler ihr Können, am Marktplatz standen die neuesten Automodelle der regionalen Autohändler und vor der Eisdiele in der Römerstraße hatte sich eine riesige Schlange gebildet. Einzig am Stand mit den Wollsocken herrschte gähnende Leer. Auch das Rathaus hatte seine Türen geöffnet. Hier gab es einen Vernissage mit Landschafts-, Portrait- und Tierfotografien der Gilchingerin Janina Fischer.

"Es ist herrlich, die Leute haben uns fast überrannt", freute sich Tina Reuther. 12 000 gespendete Bücher hatte sie im Pfarrsaal aufgebaut, die jeweils für einen Euro weitergegeben wurden. Mit dem Erlös werden soziale Projekte unterstützt. "Ein Kunde hat sogar ein Buch, das er erst vor wenigen Monaten gespendet hatte, wieder zurückgekauft", erzählte sie.

"Ja ist denn heute schon Schule und bin ich im falschen Film?", mag sich so mancher Besucher angesichts des quietschgelben amerikanischen Schulbusses gedacht haben. Gemeinsam mit einem englischen Doppeldeckerbus drehten die beiden Gefährte ihre Runden zu weiter entfernten Geschäften. Manfred Herz vom Gewerbeverband hatte die Busse organisiert. So konnten die Besucher nicht nur das Geschäftszentrum am Starnberger Weg, sondern auch die Alte Brennerei bei Geisenbrunn erreichen.

© SZ vom 23.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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