Gauting/Germering:Nachbarliche Reibereien

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Gautings Pläne für ein Gewerbegebiet stoßen auf Widerstand

Von Michael Berzl, Gauting/Germering

Während Architekten an den Plänen für ein Gautinger Gewerbegebiet an der Grenze zur Nachbargemeinde Gilching tüfteln, tauchen neue Widerstände gegen das Großprojekt auf. Die Stadt Germering will ein Wasserschutzgebiet neu ausweisen lassen, dessen äußere Bereiche sich bis in die Gegend östlich des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen erstrecken. Das würde aber die Gestaltungsmöglichkeiten der Gautinger beeinträchtigen, die dort Firmen ansiedeln wollen. Deshalb spricht sich die Gemeinde gegen eine Ausdehnung des Schutzgebietes aus. Diese Entscheidung ist mit großer Mehrheit gefasst worden. Einen ähnlichen Interessenkonflikt gibt es mit der Gemeinde Gilching, die ebenfalls eine Schutzzone für einen Brunnen neu ausweisen will und ebenfalls eine ablehnende Stellungnahme aus Gauting kassiert hat.

Durch das Germeringer Schutzgebiet befürchtet Gauting eine Reihe von Auflagen und Einschränkungen sowie zusätzlichen Aufwand, der wiederum höhere Kosten verursacht. Zum Beispiel beim Straßenbau. Die Vorschriften in der Schutzgebietsverordnung würden eine Verkehrserschließung zwar nicht verbieten aber erschweren, heißt es in der Stellungnahme der Rathausverwaltung. So würden zum Beispiel an die Straßenentwässerung besondere Anforderungen gestellt. Außerdem wären Bohrungen nur noch für Bodenuntersuchungen bis zu einer Tiefe von fünf Metern zulässig. Auch für das Roden von Wald gäbe es Einschränkungen.

Nicht nur wegen des Wasserschutzes in den beiden Nachbarkommunen gibt es Reibereien. Das fast 80 Hektar große Gewerbegebiet, das am Rand des Unterbrunner Holzes entstehen soll, sehen auch andere kritisch. So erklärte zum Beispiel Johanna Rieke, die Vorsitzende des Vereins "Grünzug-Netzwerk Würmtal", ein erheblicher Teil der Fläche sei als Bannwald geschützt und sie könne nicht akzeptieren, "wie ein gewichtiger Grünzug am Rande des Würmtals zerstört wird". Auch die Grünen im Gautinger Gemeinderat haben frühzeitig ihre Bedenken geäußert und auch jetzt den Beschluss gegen das Germeringer Gewerbegebiet nicht mitgetragen.

Dennoch gehen im Rathaus und in zwei Architekturbüros die Vorbereitungen weiter. Die Gemeinde hat den Münchner Stadtplaner Christian Böhm und den Landschaftsarchitekt Hans-Michael Schober engagiert, um konkretere Entwürfe auszuarbeiten. Böhm kennt die Gegend um den Sonderflughafen, wie er bei seiner Vorstellung im Gemeinderat erzählte. Er habe selbst beim Planungsverband gearbeitet und als Selbstständiger einen Bebauungsplan für Weßling entwickelt. Um die Freiflächen soll sich Schober mit seinen Kollegen kümmern.

Die Grünflächen spielen bei der Ausweisung des neuen Gautinger Gewerbegebiets eine große Rolle, denn zwei Drittel des Gesamtareals seien als "großzügige Wald- und Ausgleichsflächen" geplant, wie die Gemeinde betont. Im vergangenen Juni hat der Gemeinderat den Start eines Bauleitverfahrens beschlossen. Bauarbeiten könnten bereits nächstes Jahr beginnen, glaubt Bürgermeisterin Brigitte Kössinger. "Wenn die diversen, notwendigen Genehmigungen zügig erteilt werden". Der derzeitige Stand der Planung wird im Bauausschuss am 19. April vorgestellt.

© SZ vom 23.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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