Gauting:Die Ballade von der Sparsamkeit

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Die Musikschule braucht einen hohen Zuschuss, um ihr Defizit zu decken. Nun prüft die Gemeinde, ob die Eltern mehr beisteuern könnten.

Von Michael Berzl, Gauting

Wer seine Kinder in die Mittagsbetreuung oder in die Musikschule in Gauting schickt, muss sich darauf einstellen, dass er künftig höhere Gebühren zu bezahlen hat. Diese Einrichtungen erwirtschaften erhebliche Defizite, die dann aus der kommunalen Kasse ausgeglichen werden. Gemeinderäte sind nun der Ansicht, dass das Minus etwas geringer ausfallen sollte und dass die Nutzer einen größeren Beitrag leisten sollen. Darum hat die Rathausverwaltung im Zuge der Haushaltsberatungen den Auftrag erhalten, sich diese Posten genauer anzuschauen. Änderungen von heute auf morgen sind allerdings nicht zu erwarten, es sind Überlegungen, die dann in den nächsten Etat einfließen.

Beispiel Musikschule, die 36 fest angestellte Lehrer beschäftigt. Heuer habe man wegen der Corona-Krise auf eine Gebührenerhöhung verzichtet, zum neuen Unterrichtsjahr stünde der Schritt aber ohnehin an, sagte Schulleiter Christian Hiesel-Schill am Donnerstag. Nach seinen Angaben kommen regulär bis zu 800 Schüler zum Unterricht in verschiedenen Fächern; zusammen mit den Teilnehmern an Workshops seien es etwa 1100. Die Gebühren bewegen sich nach seinen Worten bisher im Vergleich "im oberen Mittelfeld". Eine typische Vergleichsgröße ist eine halbe Stunde im Einzelunterricht, die für ein Kind 830 Euro im Jahr kostet.

Nach einem Vorschlag der Rathausverwaltung, die pauschal im ganzen Etat nach Einsparmöglichkeiten gesucht hat, sollte auch der Zuschuss für die Musikschule um zehn Prozent gekürzt werden. Doch nach Empfehlung des Finanzausschusses soll es vorerst doch bei den auch bisher gewährten 164 000 Euro bleiben. Gemeinderat Tobias Mc Fadden (Piratenpartei) hatte gewarnt: "Wenn wir da weiter kürzen, werden wir Lehrkräfte verlieren - und beim Unterricht muss gekürzt werden." Schon bisher stehe die Gautinger Musikschule im Vergleich mit anderen bei den Gehältern für die Lehrer am schlechtesten da.

Mit erheblichen Zuschüssen der öffentlichen Hand wirtschaften auch einige Mittagsbetreuungen in der Gemeinde Gauting. An der Ammerseestraße zum Beispiel, wo nach Angaben des Rathauses 80 Kinder betreut werden, übernimmt die Kommune ein Minus von gut 72 000 Euro. "Das ist alles andere als kostendeckend", bemerkte Mc Fadden im Finanzausschuss. Beim Eltern-Kind-Programm (EKP) in Stockdorf, wo zuletzt 75 Buben und Mädchen gemeldet waren, ist die Finanzierungslücke noch größer; dort steuert die Gemeinde Jahr für Jahr zum Teil weit mehr als 80 000 Euro aus Steuermitteln bei. In der Mittagsbetreuung der Arbeiterwohlfahrt in der Stockdorfer Grundschule werde ein "überdurchschnittlich hohes Defizit erwartet", heißt es im Haushaltsentwurf. Nun soll geprüft werden, ob es möglich ist, bei diesen Betreuungsangeboten die Einnahmen zu erhöhen. In einem Fall sei der Vertrag mit dem Betreiber wegen des hohen Zuschussbedarfs schon zu Ende April gekündigt worden, berichtete Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU), ohne aber einen Namen zu nennen.

Bei dem aktuellen Sparkurs in Gauting bleibt kaum ein Posten verschont. Selbst Reinigungskosten für einen Mehrzweckraum des EKP gerieten ins Visier aufmerksamer Gemeinderäte. "Ich glaube, das wir uns das mal anschauen müssen", meinte die Bürgermeisterin.

© SZ vom 12.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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