Es muss so eine Art Schlüsselerlebnis für Thomas Förster gewesen sein. Als 14-Jähriger verkaufte er seine geliebte Modelleisenbahn, legte seine gesamten Ersparnisse drauf - und kaufte sich für 5000 Mark ein Paar Lautsprecher aus den USA. Die Eltern des Gautingers, der damals das Gräfelfinger Gymnasium besuchte, wunderten sich, aber, na gut. Erst als Förster in die edlen Teile, Walnussholz, lackiert, mit der Handsäge Löcher hineinschnitt, waren sie fassungslos. "Ich musste die Hochtöner einfach befreien, denn sie waren in einem Käfig eingesperrt", erinnert sich Förster, heute 51, und lacht dabei herzhaft.
In gewisser Weise ist sich der Gautinger bis heute treu geblieben, denn noch immer ist er auf der Suche nach dem perfekten Klang. Nur, dass er das inzwischen professioneller angeht als damals. Mit seiner Firma Förster Audiotechnik, die seit 1998 in einem Gewerbebau an der Grubmühlerfeldstraße sitzt, hat er sich bei Klangexperten einen Namen gemacht - und etwa das Tonstudio der Münchner Musikhochschule mit einem von ihm berechneten und gebauten Lautsprechersystem ausgestattet. Und seine sündteuren Kreationen sind nicht nur in den Wohnzimmern betuchter Hifi-Freaks zu finden, sondern auch bei der "High-End". Diese europaweit bedeutendste Fachmesse für hochwertige Audiotechnik, die noch bis zum Sonntag, 6. Mai, im Münchner MOC an der Lilienthalallee läuft, will Förster als Plattform nutzen, um richtig durchzustarten. "Es war an der Zeit, die Firma neu zu positionieren", erklärt der studierte Elektroingenieur und Informationstechniker.
Soll heißen, dass die Audio-Systeme, die Förster mit einem kleinen Team zusammenbaut, nun in größerer Stückzahl verkauft werden sollen, vorzugsweise ins Ausland. Wobei größere Stückzahl so zehn Lautsprecher-Paare pro Jahr bedeutet. Allerdings sind die F7, F5, F3 und F1 genannten Modelle nicht gerade günstig: Das größte, mannshohe Paar kostet 120 000 Euro, das kleinste, F1, ist schon für gut 10 000 Euro zu haben. Dazu kommen natürlich die Kosten für den CD-Spieler, den Audio-PC und einen Verstärker, so dass schnell ein sechsstelliges Sümmchen beieinander ist.
Was ist das Besondere an den Förster'schen Boxen? Zum einen der äußerst aufwendige Herstellungsprozess in Handarbeit, der mehrere Wochen dauert. Das Gehäuse wird in mehreren Schichten Klavierlack lackiert, das Design stammt von einem Industriedesigner. "Ich habe völlig unterschätzt, dass das Aussehen der Lautsprecher mindestens genauso wichtig ist wie deren Klang", gibt Förster zu. Die Lautsprecher, die er bis dato gebaut habe, seien zum Teil "richtige Monster" gewesen, die man gar nicht gut in eine Wohnzimmer stellen könne. "Da haben die Ehefrauen der Käufer protestiert", erzählt Förster. 90 Prozent seiner Kunden, wen wundert's, sind männlichen Geschlechts. Neben dem Design ist es natürlich der Klang, der im Hörraum eine unglaubliche Klarheit entfaltet, etwa beim Probehören der "Mondscheinsenate". Die Akustik des Hörraums hat das weltweit renommiertes Akustikbüro Müller BBM berechnet, das sich sonst mit den Philharmonien dieser Welt beschäftigt.
Försters Zauberwort heißt "Zeitrichtigkeit". Ein kompliziertes, digital gesteuertes Abspielsystem sorgt dafür, dass die Signale zur richtigen Zeit an der Box ankommen - ein Problem, an dem Toningenieure seit Jahrzehnten tüfteln. Förster sagt, er habe "messbare und nachprüfbare Ergebnisse". Sonst hätte er auch keine Fördermittel des Freistaates Bayern bekommen.
Seine Lieblingsaufnahme? Harry Belafonte, Live at Carnegy Hall, 1959. "Da sitzen Sie mitten im Orchester drin", schwärmt Förster. Ein Gräuel sind im iPods und mp3-Songs. "Wenn ich das in der S-Bahn aus den Kopfhörern quietschen höre, muss ich mich woanders hinsetzen", sagt er. Vielleicht werde er mal einen kleinen Musikspieler entwickeln, der "wirklich gut klingt".
Was macht Förster, wenn er nicht an der Optimierung seiner Boxen arbeitet? "Ich fahre sehr gerne Rad", sagt er - und halt einen Moment inne. "Ich habe zwar ein Rennrad, aber ich glaube, ich schraube mehr daran herum, als ich fahre."