Gastronomie:Schieflage an "Gleis 8"

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Das Geschäft läuft nicht rund: Jörg Frey bei der Eröffnung seines Bistros am Bahnhof im Juli 2018. (Foto: Arlet Ulfers)

Pächter des Bistros am Bahnhof in finanzieller Not

Von Christian Deussing, Gilching

Droht das Bistro mit dem Namen "Gleis 8" am Bahnhof Gilching-Argelsried schon nach zehn Monaten zu entgleisen? Pächter Jörg Frey fühlt sich von der Gemeinde, der Eigentümerin des historischen Bahnhofgebäudes, jedenfalls im Stich gelassen. Das Geschäft läuft zudem nicht rund, es rechnet sich nicht, der Betrieb ist zu teuer. Diese Umsatzprobleme bestätigt der 50-jährige Gastronom, der sich ärgert, keinen Wirtsgarten anbieten und die graue Bistrofront nicht mit Blumenkästen verschönern zu dürfen. Jetzt sei er zahlungsunfähig und habe deshalb Privatinsolvenz angemeldet, klagt der Pächter entnervt.

Trotzdem will der Restaurantfachmann an seinem Kulturcafé-Konzept festhalten, so gut es eben geht. Sein Ziel: mit seinem vierköpfigen Team und feinen Speisen die Gäste überzeugen und an Wochenenden nur für private Feiern, Veranstaltungen und Auftritte von Musikern das Lokal öffnen. Das fast 120 Jahre alte Gebäude hatte die Gemeinde aufwendig für knapp 1,4 Millionen Euro renoviert und umgebaut. Gastronom Frey übernahm selbst die Kosten für die Küche, die handgefertigten Stühle und Eichenholz-Tische. Insgesamt habe er in das Gastroprojekt einen sechsstelligen Betrag investiert, berichtete Frey im Juli vorigen Jahres, als er mit seinem Bahnhofsbistro gestartet war. Allerdings unter ungünstigen Vorzeichen, weil noch bis zum vergangenen November die lauten und staubigen Umbauarbeiten für einen barrierefreien Bahnhof liefen.

Die Höhe der Pacht, die die Gemeinde von ihm verlange, sei durchaus in Ordnung - "wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden", betont der Bistro-Betreiber, der früher Serviceleiter in Schweizer Hotels gewesen ist. So bedauert Frey, nur auf der östlichen Seite des Gebäudes Tische aufstellen zu dürfen: "Da ist aber nur Schatten, und es ist auch ungemütlich, weil dort Fahrgäste durch die Tischreihen gehen müssen."

Bürgermeister Manfred Walter verweist darauf, dass nur dort ein Areal für bis zu 15 Gästen zur Verfügung stehe. Der von Frey gewünschte Bereich zu den Bahngleisen hin gehöre der Bahn und nicht der Gemeinde. Nach Walters Ansicht will der Bistro-Pächter lediglich von "eigentlichen Problemen ablenken", die im kaufmännischen Bereich und im zu hohen Personaleinsatz liegen würden. Trotz allem versichert der Rathauschef, die Gemeinde habe Interesse daran, dass dieses Lokal weitergeführt werde - hierbei seien aber auch nach der Privatinsolvenz die "vertraglichen Pflichten einzuhalten", stellt Walter klar.

© SZ vom 17.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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