Feldafing:Königliches Café muss schließen

Lesezeit: 3 min

Kerstin Klug gibt ihr Max II im historischen Bahnhof von Feldafing auf. Seit 2013 hat sie dort ihre Gäste mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Nun zieht sie sich aus der Gastronomie zurück - und das gar nicht mal so sehr wegen Corona.

Von Sabine Bader, Feldafing

Es war ein Sprung ins kalte Wasser. Doch dann wurde daraus eine Erfolgsgeschichte. Die Rede ist vom Café Max II im historischen Feldafinger Bahnhof. Kommenden Sonntag verabschiedet sich Pächterin Kerstin Klug nach fast neun Jahren von ihren Gästen. Bis ein neuer Pächter gefunden ist, bleibt das Lokal wohl erst einmal geschlossen.

Dass dies für sie ein trauriger Tag wird, weiß Kerstin Klug schon jetzt. "Das Wochenende wird noch ganz furchtbar." Während die 39-Jährige dies erzählt, hält sie immer wieder inne. Nur jetzt nicht weinen, denkt sie wohl. So schwer es ihr fällt, ihren Entschluss bereut sie dennoch nicht. Er hat gesundheitliche und persönliche Gründe. "Ich steckte im Hamsterrad", sagt die Mutter einer fünfjährigen Tochter. "Das hat mir nicht mehr gut getan."

Seit 2013 hat sie das Café im königlichen Bahnhofgebäude, in das sie zeitgleich mit der Gemeinde eingezogen ist, jetzt geführt. Sie hat Lesungen, Kleinkunst- und Kabarettabende organisiert. Jeden Donnerstag gab's Livemusik und die Bude war voll. Und darüber hinaus ist vielen Feldafingern das Max II, wie Klug ihr Café getauft hat, zum liebenswerten Treffpunkt geworden. Hier kam man her, um Freunde zu treffen - oder eben auf einen kurzen Ratsch vor der Arbeit oder dem Espresso nach dem Einkauf.

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Kerstin Klug genoss das, sie mag ihre Gäste, kennt die meisten mit Namen. Viele auch von früher, denn sie ist bereits im alter von elf Jahren mit ihren Eltern und dem Bruder nach Feldafing gezogen. Und auch davor war sie gern und häufig hier, bei ihren Großeltern.

Der Start in die Selbständigkeit vor neun Jahren war hart, erinnert sie sich. Nach dem rauschenden dreitägigen Einweihungsfest der Gemeinde mit hunderten Gästen, für das sie die Bewirtung gemacht hatte, folgten zwei maue Jahre, in denen das Gelände rund um den historischen Bahnhof Baustelle war - und Kerstin Klug mit ihrem Café mitten drin. "Wer geht schon gern zum Kaffeetrinken, wenn nebenan der Presslufthammer knattert." Klug: "Ich habe oft gedacht, jeder, der trotzdem hier reinkommt, kriegt von mir eine Belohnung." Doch die Gäste blieben erst mal weg, und Klug fühlte sich wie "ein Vogel im Käfig". Die Gäste nahmen höchstens mal einen ihrer Kuchen mit heim.

Dass ihre Backwaren besonders gut schmecken, hatte sich im Ort schnell herumgesprochen. Als die Bauarbeiten schließlich endeten, kamen auch die Gäste zurück. Sie sind der 39-Jährigen längst ans Herz gewachsen. "Ich habe sehr treue Gäste." Als dann die Corona-Pandemie begann, stellte sie ihren Betrieb auf "to go" um, und auch das lief. Samstags und sonntags bildeten sich stets lange Schlangen vor der Kuchenausgabe.

Klug ist eigentlich gelernte Zahntechnikerin. Doch sie hat bislang meist in der Gastronomie gearbeitet - war auf Gut Kerschlach ebenso beschäftigt wie in der Bäckerei Jakob im Ort. Dass sie in ihr Unternehmen viel Herzblut gesteckt hat, zeigen Details. Da sind zum Beispiel ihre Visitenkarten. Die Rückseite ziert eine Art Fahrkarte mit zehn Feldern, die man mit einer Lochzange abzwicken kann. Das Ganze nennt sich "Max-II-Treue-Karte". Wer zehnmal hier war, bekommt von der Chefin einen Kaffee nach Wahl spendiert.

Den Namen Max II hat sie für ihr Café gewählt, weil König Maximilian II. sich im Feldafinger Leneé-Park ein Schloss bauen wollte. Doch er starb, bevor dies Wirklichkeit wurde. Sein Sohn Ludwig II. ließ Teile der Grundmauern des Schlosses für die Bahnhöfe Feldafing und Possenhofen verwenden und legte selbst für die beiden Stationen den Grundstein.

Den Café-Namen hat Klug sich übrigens schützen lassen. Ihn nimmt sie ebenso mit wie die Telefonnummer und die E-Mail-Adresse. Schon, weil sie von März an weiterhin Kuchen auf Bestellung backen und ausfahren wird.

Lange Zeit hatte sie auf eine nahtlose Übergabe des Cafés an einen Nachfolger gehofft - schon der Stammgäste wegen. Darum habe sie die Gemeinde bereits im Juni über ihren Entschluss informiert, damit diese genügend Zeit habe. Ein junger Mann von der nahen Ihle-Bäckerei wollte das Café samt Einrichtung übernehmen, erzählt sie. Doch die Gemeinde habe sich dazu bisher nicht geäußert. Also verkauft sie derzeit ihr Geschirr und die restliche Einrichtung. Denn alles muss raus. Bürgermeister Bernhard Sontheim meinte auf SZ-Anfrage lediglich, die Gemeinde schreibe die Gastronomie neu aus. Vier Bewerbungen lägen bereits vor.

© SZ vom 16.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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