Früherer Bote:Marc steht kopf

Werner Englerts Tiger-Anekdote aus dem Kochler Kulturleben

Wer den Tiger damals so und nicht andersherum aufgehängt hat, daran kann sich Werner Englert nicht mehr genau erinnern. Aber dass der Tiger verkehrt an der Wand hing, als eine sachkundige Journalistin kurz vor der Eröffnung des Franz-Marc-Museums im Jahr 1986 zum Interview im Bürgermeisterzimmer Platz nahm, das ist eine niet- und nagelfest belegte Episode aus dem Kochler Kulturleben. Und wie der damalige Rathauschef, Siegfried Zauner, reagiert hat, das weiß Englert auch heute noch ganz genau: "Er war stinksauer."

Englert war 13 Jahre alt, als er 1951 als Lehrling in der Gemeinde seinen Dienst antrat. Damals konnte er nicht ahnen, dass er selbst einmal Bürgermeister werden würde. Ebenso wenig hatte er eine Vorstellung davon, wer die "Frau Marc", seine Nachbarin in Ried, eigentlich war. "Ich hab ihr oft im Garten geholfen und Briefe für sie in die Galerie Stangl nach München gebracht", erzählt er. Sein Pflegevater, ein Schreiner, habe ihr beim Transport von Bildern zu Ausstellungen geholfen. Welche Schätze sie da in Kisten packten, das sei ihm lange nicht klar gewesen: "Ich habe damals ja gar nichts gewusst von der ganzen Kunst."

Das hat sich geändert. Das Franz-Marc-Museum ist der Stolz der Gemeinde, "ein einmaliges Geschenk", sagt Englert. Von 1985 bis 2007 war er Geschäftsführer der Franz-Marc-Stiftung, noch immer ist er bei jeder Vernissage dabei. Sein Lieblingsbild indes hängt im Lenbachhaus. Es ist natürlich: der Tiger.

© SZ vom 05.03.2016 / stsw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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