Freizeit:Getrübte Freude

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Bei einer Untersuchung am Badeplatz Rossschwemme sind im vergangenen Juli drei multiresistente Keime entdeckt worden. Nun streiten die Wörthseer darüber, wer an der Wasserverschmutzung schuld ist

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Die Badesaison hat noch lange nicht begonnen, aber die Wasserqualität des Wörthsees treibt die Anrainer jetzt schon um. Auch wenn das Gesundheitsamt von Mai bis September regelmäßig Proben entnimmt und auch im heißen Sommer 2018 an der Badegewässerqualität nichts zu beanstanden hatte, trauen Naturschützer und auch so mancher Gemeinderat dem Frieden nicht. Wenn es nach der Interessengemeinschaft Wörthsee Wasserschutz (IGW) geht, sollten Landwirte in Seenähe auch auf das Ausbringen von Gülle verzichten.

Staphylokokken, Darmbakterien oder Zerkarien gehören nicht zu dem, was sich Badegäste beim Schwimmen wünschen. Laut IGW hat der Bund Naturschutz aber im Juli 2018 am Badeplatz Rossschwemme in Wörthsee drei multiresistente Keime gefunden. In der Gemeinderatssitzung am Mittwoch berichtete Bürgermeisterin Christel Muggenthal (SPD) von einem Gespräch mit örtlichen Landwirten. Sie hätten versichert, dass sie sich exakt an die gesetzlichen Vorgaben hielten, Gülle nur außerhalb der Badesaison ausbrächten und nur Mineraldünger verwendeten. Auch legte sie ein Schreiben des Starnberger Gesundheitsamts vor, nach dem antibiotikaresistente Bakterien beim Baden "kein erhöhtes Infektionsrisiko" darstellten. Der Nachweis dieser Bakterien in niedriger Konzentration sei angesichts des überall verbreiteten Einsatzes von Antibiotika in der Veterinär- und Humanmedizin "keine Überraschung". In öffentlichen Gewässern "muss man mit Keimen rechnen", meinte die Bürgermeisterin.

Die Vorwürfe der IGW, die Bauern seien Verursacher der Wasserverschmutzung, "sind eine Frechheit", schimpfte CSU-Gemeinderat Jakob Aumiller. Die Landwirte täten mehr als nötig. Im Frühjahr und Herbst müsse die Gülle ausgebracht werden, weil die Gruben voll seien. "Und auch der Biobauer braucht Gülle, Biogülle halt", sagte er. "Die IGW ist überflüssig wie ein Kropf", meinte er.

Der "größte Gülleausbringer" ist für Franz Polz (CSU-Fraktion) ohnehin der Badeplatz Oberndorf am Westufer des Wörthsees, weil es dort zu wenig Toiletten gebe. Den "Gestank" dort hat auch schon der Schlagenhofener Robert Volkmann auf einer Veranstaltung im vergangenen November kritisiert. Wie es an heißen Tagen in dem zehn Hektar großen Badegelände zugeht, weiß am besten Helmut Heudecker. Er und seine Frau Heidi sind Pächter des Kiosks in Oberndorf. Der Kiosk selbst hat sechs Sitztoiletten für Damen und drei für Herren. In einem eigenen, schon in die Jahre gekommenen WC-Häuschen, das dem Erholungsflächenverein gehört, befinden sich vier Toiletten und Pissoirs. Natürlich seien alle zu Stoßzeiten ausgelastet. "Aber wie oft ist das schon der Fall?"

© SZ vom 01.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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