"Rappelvoll, geile Stimmung, leere Getränkelager und volle Bäuche" - so hatte es sich Andreas Hollweck für das vierte Streetfood-Festival gewünscht, das er mit Marcel Harsanyi am vergangenen Wochenende auf dem Starnberger Kirchplatz veranstaltete. Doch nach "einer Nullnummer am Freitag", wirkte Hollweck am Samstag skeptisch, ob sie an den Erfolg der vergangenen Festivals anknüpfen würden. Unheilverheißend schwebten dunkle Wolken über der Veranstaltung und kündigten für den Abend ein Gewitter an.
Davon ließen sich die Hunderte Besucher aber nicht beirren, die mit neugierigen Blicken über das Gelände vor der Stadtpfarrkirche St. Maria schlenderten. Da der Regen dann bis 23 Uhr ausblieb, waren die Bierbänke auf dem Starnberger Kirchplatz am ganzen Abend voll besetzt. Jung gesellte sich zu Alt, und aus Fremden wurden Bekannte mit der Frage: "Möchtest du mal probieren?". Von Burgern aus Wildfleisch über ungarische Langos bis hin zu exotischen Thai-Spezialitäten war die Auswahl für das gemeinsame Abendessen dabei groß. Die Auswahl der Essensstände sei den Veranstaltern in diesem Jahr besonders gut gelungen, fand etwa Phillip Schircher, der mit seinen "pulled-pork-sandwiches" selbst auf dem Streetfood-Festival vertreten war. Das sei auf solchen Veranstaltungen mittlerweile nicht mehr selbstverständlich. Auf rund 30 Festivals ist der 29 Jahre alte Allgäuer im Zeitraum von März bis November unterwegs, bei manchen Veranstaltungen gebe es gleich sechs Burger- und fünf Barbecuestände. Nach Starnberg komme er hingegen gerne, weil die Veranstalter hier jedes Jahr einen guten Rahmen schafften.
Der guten Organisation zum Trotz blieb der große Erfolg der vergangenen Starnberger Streetfood-Festivals dieses Mal aber aus: Wie Hollweck am Sonntag feststellte, habe man die Ferienzeit unterschätzt, in denen viele Starnberger in den Urlaub gefahren seien. Ein Problem könnte aber auch die Wettervorhersage gewesen sein.
Doch auch die Konkurrenz unter den Anbietern hat sich verschärft. Der 36-jährige Tom Chlupack beklagte, dass das Geschäft in diesem Jahr generell nicht mehr so gut laufe. Seit fünf Jahren schon betreibt er gemeinsam mit seiner Frau den Foodtruck "Eva and Tom Box". Er war schon bei einigen der ersten Events in Regensburg und Nürnberg mit dabei. Von dort aus rollte der Trend auf vier Rädern bis in den letzten Winkel der Republik, worin Chlupack einen der Gründe der sinkenden Nachfrage sieht. Das Thema Streetfood sei mittlerweile etwas "ausgelutscht": "Jedes Wochenende ist irgendwo im Umkreis von 50 Kilometern ein Festival - kein Wunder, dass die Leute da nicht mehr so begeistert sind", erklärt Chlupack. Vor vier Jahren hätte er die Klappe seines Trucks aufgemacht und seine Bude wäre ihm quasi eingerannt worden. In diesem Jahr dagegen folgten auf ein gutes Event vier schlechte. Viele Foodtrucker und auch Veranstalter, die sich auf Streetfood-Festivals spezialisiert haben, orientierten sich laut Chlupack bereits um.
Der Starnberger Veranstalter Hollweck zeigt sich angesichts des abkühlenden Trends dennoch gelassen, denn er sei "zum Glück nicht darauf angewiesen". Für das Jahr 2020 habe man noch keine Planungen in Angriff genommen. Man wolle erst einmal das nächste Streetfood-Festival im Herbst abwarten und danach schauen, wie es weitergehe. Am Wochenende vom 11. bis 13. Oktober schlagen die Foodtrucks noch einmal in Starnberg ihre Zelte auf. Ob das der letzte Halt ist, den sie auf dem Starnberger Kirchplatz einlegen, werde anschließend entschieden. Voraussichtlich möchten Hollweck und Harsanyi aber auch nach dem mäßigen Erfolg auf dem Kirchplatz im kommenden Jahr wieder zwei Streetfood-Festivals in Starnberg veranstalten.