Trendsport:Vom Garten in die Landesliga

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Vieles erinnert beim Floorball an Eishockey. Nur wird auf Hallenboden und mit einer Kugel gespielt. (Foto: Nila Thiel)

Floorball ist eine Alternative zum Eishockey und zieht in Weßling immer mehr Sportler an. Die Mannschaft um Trainer Elias Ostermair ist schon recht erfolgreich. An diesem Wochenende stehen zwei interessante Heimspiele bevor.

Von Tim Graser, Weßling

Der Eishockeysport erfreut sich im Fünfseenland schon lange größter Beliebtheit. Wenn die Seen zufrieren, gibt es schnell kein Halten mehr. Wenn sie es aber nicht tun, dann liegt auch der Eishockeysport auf Eis. Aus dieser Not entstand die Trendsportart Floorball - sozusagen Eishockey auf dem Parkett. Mit den Weßling Chiefs gibt es jetzt erstmals auch im Landkreis Starnberg eine Mannschaft, die in der bayerischen Verbandsliga spielt. An diesem Sonntag geht es in Weßling gegen Regensburg und Kaufering.

Floorball ist eine noch relativ junge Trendsportart, die ursprünglich aus Skandinavien stammt, als Alternative zum Eishockey und für die Sommerzeit. Es könnte als Variante des Hockeys betrachtet werden und wird auch als Uni-Hockey bezeichnet. In mancherlei Hinsicht ist Floorball aber näher beim Eishockey, bei der Spieltechnik zum Beispiel oder bei der Form der Schläger.

Gespielt wird in der Sporthalle oder auf dem Hartplatz mit einem kleinen Plastikball statt eines Pucks. Die Schläger sind aus Carbon oder Komposit und erinnern vage an einen Eishockeyschläger. Zur Auswahl steht ein Kleinfeld mit vier Feldspielern oder ein Großfeld mit sechs Feldspielern inklusive Torwart. Das große Feld ist dann so groß wie ein Handballfeld. Das Spiel läuft sehr schnell, es wird viel gerannt, und genau wie beim Eishockey wird jeder Feldspieler etwa alle zwei Minuten ausgewechselt.

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In Weßling, wo der Hang zum Eishockey traditionell besonders groß ist, entstand das Team eigentlich per Zufall. "Angefangen hat es bei mir im Garten, das war verrückt", sagt Trainer Elias Ostermair lachend. Der 29-Jährige hatte während der Corona-Pandemie Langeweile. Drinnen durfte man sich nicht treffen, Eis auf dem See gab es ohnehin nicht. Zusammen mit ein paar Kumpels, seinem Vater Anton, der ein altgedienter Eishockeyspieler ist, und seinem Bruder Quirin wurde kurzerhand im Garten "gehackelt", mit einem Ball statt eines Pucks. Floorball, erklärt Ostermaier, sei "im Prinzip wie Eishockey."

Elias Ostermair trainiert die Weßlinger Floorball-Manschaft (Foto: Nila Thiel)

Es kamen immer Spieler mehr dazu, "irgendwann haben die Leute nicht mehr in meinen Garten gepasst", sagt Ostermair. Schließlich wich die Truppe auf den Hartplatz vor der Weßlinger Sporthalle aus, wo immer mehr Schaulustige das Treiben zu Gesicht bekamen und spontan mitgemacht hätten, erzählt der Trainer. So wuchs das Team weiter.

Seit März 2022 gibt es jetzt die Floorball-Abteilung beim SC Weßling mit den Weßling Chiefs als Liga-Mannschaft. Anton Ostermair, hatte das frisch gegründete Team unter dem Namen "Seegras-Indianer Weßling" vergangenes Jahr bei einem Gaudi-Turnier in Puchheim angemeldet, erzählt der junge Trainer Elias Ostermair. So entstand dann auch das Mannschaftslogo: Ein Irokesenhäuptling mit Seegraskopfschmuck und den Buchstaben SCW an der Schläfe. "Das kannst du eigentlich keinem erzählen", sagt Elias Ostermair lachend. Aus den Seegras-Indianern wurden die Weßling Chiefs, das Logo prangt weiterhin auf den Trikots.

Vieles erinnert an Hockey, aber es gibt auch Unterschiede: Gespielt wird mit einem kleinen Plastikball statt eines Pucks, die Schläger sind aus Carbon oder Komposit. (Foto: Nila Thiel)

Inzwischen spielen circa 30 Männer und Frauen in allen Altersgruppen in Weßling mehr oder weniger regelmäßig Floorball. Jeden Sonntagnachmittag von 16.30 bis 18 Uhr wird in der Weßlinger Turnhalle offen trainiert. Wer mag, darf da vorbeischauen.

Auch der Nachwuchs trainiert schon eifrig vor den Chiefs: Seit vier Wochen gibt es jeden Donnerstag von 15 Uhr bis 16.30 Uhr ein Kindertraining. Ostermair war dafür zusammen mit dem Floorball-Abteilungsleiter Michael Scheffold extra an der Weßlinger Grundschule zu Gast und hat für den Floorball geworben. Für die jungen Spieler hat Ostermair beim bayerischen Floorballverband einiges an Ausrüstung geholt. Vergangene Woche waren bereits 28 Kinder mit von der Partie, Tendenz steigend.

Das Mannschaftslogo zeigt einen Irokesenhäuptling mit Seegraskopfschmuck und den Buchstaben SCW an der Schläfe. (Foto: Nila Thiel)

Dienstags von 20.30 Uhr bis 22.30 trainieren außerdem die 14 Chiefs, also das Liga-Team, in Unterbrunn, aktuell für die bayerische Verbandsliga, bald möglicherweise für die Regionalliga Süd. Denn die Weßling Chiefs erzielten bereits erste Erfolge. Vergangene Saison war das selbsterklärte Ziel noch, "überhaupt einen Punkt zu machen", sagt Trainer Ostermair. Als Belohnung dafür war ein Spanferkelessen ausgeschrieben. Der Punkt wurde geholt und das Spanferkel auf dem Floorball-Sommerfest vor der Weßlinger Turnhalle verspeist.

Heuer jedoch hat Weßling bereits gegen Lindau (8:5) und gegen Freiham (17:2) gewonnen, das Spanferkelziel ist für die aktuelle Saison also schon übertroffen. Mit sechs Punkten stehen die Chiefs auf Platz 5 der Tabelle und damit nur knapp hinter Puchheim.

Geholfen hat dabei auch ein Bundesligist. Lukas Wexenberger spielt eigentlich bei den Red Hocks Kaufering, einer der Top-Mannschaften in Bayern. Er kam jedoch für die vergangene Saison aus eigenem Antrieb nach Weßling. "Der hat sich einfach per E-Mail bei mir gemeldet", sagt Elias Ostermair. Vom Know-How des Profis konnten die Weßlinger stark profitieren, Elias Ostermair spielt inzwischen zusätzlich selbst bei Kaufering, allerdings in der zweiten Mannschaft, nicht in der Bundesliga.

Die Weßlinger Floorballer haben viel Zulauf

Der Trainer bekommt inzwischen weitere Anfragen von Sportlern, die Interesse haben, in Weßling mitzuspielen. Jüngst hat ihn deswegen sogar Florian Winhart angeschrieben, der Cheftrainer der Eishockey-Mannschaft der Germering Wanderers möchte wohl auch in den Floorball hineinschnuppern. Aber auch aus München und anderen Orten erreichen Ostermair nach eigenem Bekunden laufend Anfragen.

Das Interesse ist also groß, in den Mannschaften ist aber auch noch Platz. Aktuell spielen die Chiefs nur im Kleinfeld, Ziel ist aber der Umstieg aufs Großfeld und damit auch der Zugang zu den höheren Ligen. "Dafür brauchst du halt schon 15 bis 20 Feldspieler, die dauerhaft da sind, und zwei bis drei Keeper", sagt Trainer Ostermair.

Einen eigenen Weßlinger Wanderpokal, den Chiefs Cup, gibt es auch schon; im Januar wurde das erste Mal um ihn gespielt. Weßling wurde dabei zweiter, Kaufering konnte sich die Ersteintragung auf der Trophäe sichern. In drei Wochen, am Feiertag Heilige Drei Könige, geht es erneut um den Chiefs Cup. Außer Teams aus Memmingen und Würzburg haben sich dafür auch die UHC Vikinger Götzis aus dem österreichischen Vorarlberg angekündigt.

Zunächst stehen aber noch zwei große Heimspiele in der bayerischen Verbandsliga an: Am kommenden Sonntag geht es in Weßling um 13.15 Uhr gegen Regensburg und um 17 Uhr gegen Kaufering. "Da freuen wir uns sehr drauf", sagt der Trainer. Er hofft auf viel Publikum. Gegen die Regensburger Panther habe man gute Chancen. Gegen die Bundesligisten aus Kaufering wohl eher nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

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