Feldafing:Sattelschlepper legt S-Bahn lahm

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Schwertransporter mit 28 Tonnen Streusalz kommt von Fahrbahn ab und droht in Wohnhaus zu kippen. Tausende Fahrgäste müssen umsteigen.

Christian Deussing

Feldafing - Ein verunglückter Sattelschlepper mit 28 Tonnen Streusalz hat am Montag in Feldafing über Stunden den Zugverkehr zwischen Starnberg und Tutzing komplett lahmgelegt. Von der Sperrung waren Tausende von Fahrgästen betroffen, neun Regionalzüge und nahezu 30 S-Bahnen mussten an den jeweiligen Bahnhöfen wenden. Erst gegen 17.30 Uhr wurde die Strecke wieder freigegeben, nachdem der Sattelzug aus Rottweil geborgen war. Von 13.30 Uhr an pendelten laut Bahn AG bis zu zehn Ersatzbusse zwischen den Bahnhöfen.

Neben der Bahnlinie blieb der Sattelzug in Feldafing am Fahrbahnrand hängen. Feuerwehrleute mussten den Lastwagen von den Gleisen aus mit Drahtseilen sichern, denn er drohte auf ein Haus zu kippen. Ein Bagger entlud das Salz aus dem Lkw, der rückwärts ein Silo anfahren wollte. Foto: Fuchs (Foto: STA)

Der 40-Tonner-Lkw war nach Polizeiangaben beim Rückwärtsfahren parallel zur Bahnlinie im schmalen Pöckinger Fußweg in Richtung des Feldafinger Salzsilos am Fahrbahnrand hängengeblieben. Das Gefährt drohte danach, auf ein etwa vier Meter tiefer gelegenes Wohnhaus zu kippen. Der Schwertransporter konnte nur mit drei gespannten Drahtseilen über beide Gleisen hinweg von der anderen Seite aus gesichert werden, teilte die Feuerwehr mit. Im Einsatz waren ein 100 Tonnen schwerer Bergungskran und 30 Feuerwehrleute aus Feldafing, Tutzing und Pöcking. Der 39-jährige Lastwagenfahrer aus Russland, der erstmals Feldafing angesteuert hatte, blieb bei dem Unfall unverletzt. Bis zum frühen Montagabend war auch der Pöckinger Fußweg gesperrt, den Autofahrer als Verbindungsstraße zwischen Feldafing und Pöcking nutzen.

Ein Bauhof-Mitarbeiter soll beobachtet haben, dass der Fahrer rückwärts offenbar zu viel Gas gegeben hatte und mit dem Lkw ins Rutschen gekommen war. Dabei gerieten die linken Räder des voll beladenen Sattelzugs auf die Bankette und sanken dort teilweise ein. Man habe noch vor der Ankunft des Fahrers die Straße gestreut und gesplittet, versicherte der neue Feldafinger Bauhofleiter Jörg Schwarzbeck und merkte an: "Die Lieferung war aber wenigstens pünktlich." Wegen des knappen Salzes musste die Gemeinde russisches Salz ordern, dass aus einem badischen Kontor angeliefert worden ist. Ein Bagger und Radlader entluden das Salz aus dem havarierten Sattelzug. Diese spezielle Bestellung sei notwendig geworden, weil deutsche und auch österreichische Lieferanten "Engpässe" angemeldet hätten, erläuterte Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim die unangenehme Situation für den eigenen Winterdienst.

Die Feuerwehr werde dem Fahrer beziehungsweise der Lieferfirma sicherlich eine Rechnung schreiben, sagte auf Anfrage Anton Graf, Sprecher der Starnberger Kreisbrandinspektion. Auch der Bahnkonzern wird wohl den Verursacher zur Kasse bitten - "zumindest prüfen wir Regressansprüche", sagte eine Bahnsprecherin. Genauso wird sich die Bergungsfirma die nicht unerheblichen Kosten erstatten lassen.

© SZ vom 21.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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