Feldafing:Musik hören wie Thomas Mann

Lesezeit: 1 min

Nach jeder Platte eine neue Nadel: Bernhard Sontheim, Mark Pearson, Rainer Salfeld und Gernot Abendt (v.li.) mit dem Grammophon aus England. (Foto: Georgine Treybal)

High-End-Grammophon der Zwanzigerjahre für das Villino ersteigert

Von Peter Haacke, Tutzing

Nipper, ein Terrier-Mischling, der für seine schlechte Angewohnheit bekannt war, Passanten in die Waden zu zwicken, ziert eines der wohl bekanntesten Logos der Welt: "His Master's Voice" findet sich auf zahllosen Schellackplatten und Grammophonen. Auch der große deutsche Schriftsteller Thomas Mann (1875 bis 1955), der zeitweise in Feldafing lebte, besaß einen Vorläufer des Plattenspielers. Seit Mittwoch bereichert ein Exemplar der Grammophone Company aus der 192er-Serie aus den 1920er Jahren die Ausstellung "Thomas Mann am Starnberger See" - ein baugleiches Modell, wie es auch Mann dereinst in seinem Haus in München besaß.

Das Exponat stammt aus England: Zu seiner Zeit ein High-End-Gerät, erläuterte Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim, der selbst 60 Grammophone besitzt. Er hatte das edle Teil mit Eichenholzschrank und vergoldeten Bedienelementen auf Ebay in England entdeckt. Über Mark Pearson, ein seit Jahren in Feldafing wohnhafter Engländer, dessen Eltern in London leben, kam der Deal zustande: Für 650 britische Pfund wurde das Grammophon ersteigert und nach Deutschland gebracht. Das Exponat könnte nach Abschluss der Sanierungsarbeiten künftig im Feldafinger Villino stehen: Die Artemed-Klinik will das Haus, in dem Mann einst arbeitete, wieder in den Originalzustand versetzen und mit einem Film sowie einer Ausstellung an Mann erinnern, sagte Artemed-Chef Professor Rainer Salfeld. Gernot Abendt, der die Ausstellung im Ortsmuseum Tutzing konzipiert hat, führte voller Stolz den Neuerwerb vor: Auf Schellackplatten ließ er Enrico Caruso ("Aida") und Richard Tauber ("Der Lindenbaum") erklingen - Künstler, die sich auch in Manns epochalem Zeitroman "Der Zauberberg" finden. Abendt hat Bücher, Zeitschriften, Fotos und Schellackplatten zusammengetragen, Texttafeln erhellen das Leben des Schriftstellers. Die Ausstellung ist noch bis 25. August zu sehen.

© SZ vom 28.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: