Ehrenamt:Feuerwehr ohne Nachwuchs

Lesezeit: 1 min

Der Bedarfsplan für Feldafing sieht eine Mindeststärke von 48 Einsatzkräften vor. Aktuell sind tagsüber aber nur 16 Aktive einsatzbereit.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Feldafing

Es wirkte wie eine gut ausgeklügelte Strategie: Kurz nachdem der Feldafinger Rathauschef Bernhard Sontheim auf der Bürgerversammlung am Montag von den massiven Nachwuchssorgen der Freiwilligen Feuerwehr berichtet hatte, ging der Alarm los und drei Rettungskräfte verließen eilig die Veranstaltung. Dies nahm der Bürgermeister zum Anlass, erneut darauf hinzuweisen, wie wichtig eine funktionierende Feuerwehr ist. Dieses Mal seien die Feuerwehrleute zu einem normalen, vergleichsweise ungefährlichen Einsatz gerufen worden. Doch nicht selten gehe es auch um Leben und Tod, sagte Sontheim.

Gegen 19.50 Uhr hatten Sturmböen und starke Regenfälle einen Baum entwurzelt, der auf die Straße gestürzt war. Auch Bauhofmitarbeiter, BGF-Gemeinderat und Mitglied des First Responder Teams bei der Feuerwehr, Helmut Gollwitzer, war zu dem Einsatz gerufen worden und kam erst wieder zurück, als die Bürgerversammlung bereits zu Ende war. Bei Gemeinderatssitzungen war es ebenfalls schon vorgekommen, dass sein Alarm schrillte.

Laut Sontheim fehlt es den Bürgern oftmals an der nötigen Identifikation mit der Gemeinde im Allgemeinen und der Feuerwehr im Speziellen. Ausbildung und Übungen erfordern heutzutage ebenfalls einen größeren Aufwand. Zudem steige die berufliche und private Terminlast, die nach der Erfahrung des Rathauschefs zu einer Fokussierung auf Familie und Freizeitgestaltung führe. "Leider sind immer weniger Bürger bereit, Dienst in der Feuerwehr zu leisten", stellte Sontheim fest. Wenn diese Aufgaben jedoch nicht mehr durch Freiwillige erfüllt werden könnten, müsse die Gemeinde eine Pflichtfeuerwehr einführen.

Die Freiwillige Feuerwehr Feldafing hat derzeit nur 37 aktive Mitglieder, im Feuerwehrbedarfsplan indes ist eine Mindeststärke von 48 Einsatzkräften vorgesehen. Zudem sind zahlreiche Aktive tagsüber nicht einsatzbereit, weil sie anderswo studieren oder arbeiten. Die Gemeinde versucht zwar, den Mangel an Rettungskräften auszugleichen, indem sie Bauhof- und Verwaltungsmitarbeiter motiviert, in der Feuerwehr aktiv zu werden. Doch das reicht nicht. Denn tatsächlich stehen derzeit tagsüber nur 16 Aktive zur Verfügung, davon 14 Männer und zwei Frauen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: