Expertise:Starnberger verursachen den meisten Verkehr

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Jörn Janssen, Geschäftsführer des Ingenieurbüros SHP. (Foto: SHP/oh)

Experten empfehlen der Stadt den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs und eine Verlegung des Regionalzughalts

Von Peter Haacke, Starnberg

Der seit Monaten gestoppte Verkehrsentwicklungsplan (VEP) für Starnberg soll abgeschlossen werden. Der Stadtrat hat beschlossen, die bislang etwa 170 Seiten starke Studie zumindest auf einen Stand zu bringen, der eine finanzielle Förderung durch die Regierung von Oberbayern erlaubt. Ob die Expertise danach unter aktuellen Vorgaben - dem Bau des B2-Tunnels - fortgeschrieben wird, hängt vom Votum der neun Fraktionen ab, die in der Sommerpause darüber beraten und im September eine Entscheidung treffen wollen.

Die Kerndaten zur Verkehrssituation: Starnberg ist im bundesweiten Vergleich eine "sehr autolastige Stadt". Etwa zwei Drittel der innerstädtischen Bewegungen erfolgen mit dem Pkw. Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), Fuß- und Radverkehr sind unterrepräsentiert. Die Starnberger selbst belasten die Stadt am meisten - keine neue Erkenntnis. An 18 Verkehrsknotenpunkten wurde gezählt, an der Münchner Straße (B 2) ergab sich an allen Tagen eine "durchgängig hohe Belastung". Hinzu kommt an Wochenenden und Feiertagen Ausflugsverkehr. Die stets zugeparkte Innenstadt dominiert gebietsfremder Verkehr, die Parkhäuser sind eher gering ausgelastet. Zielsetzung müsse nach Ansicht der Experten eine Reduzierung des Autoverkehrs sein. "Ich muss dem Autofahrer hin und wieder wehtun", sagte Jörn Janssen, Geschäftsführer des Ingenieurbüros SHP, der mit einer Mitarbeiterin den Zwischenbericht präsentierte. Für verkehrswichtige Straßen wurden "Steckbriefe" angelegt. Handlungsbedarf besteht laut SHP für Starnberg Nord - hier empfiehlt man die Verlegung des Regionalzughalts - und die Innenstadt mit dem Verkehr anziehenden Bahnhof See; empfohlen wird der "Einbau von Widerständen" und Tempo 30. Einen Rückbau der A 952 sieht man eher kritisch. Wichtig sei der Ausbau des ÖPNV. Eine Betrachtung von Rad- und Fußverkehr steht für einen Abschluss des Berichts noch aus, ist aber bereits beauftragt.

Dabei handelt es sich um größtenteils bereits bekannte Erkenntnisse. Bürgermeisterin Eva John (BMS) hatte die Studie von September 2016 als "Hauptthema des Abends" angekündigt. Janssen relativierte indes: "Dieser Zwischenbericht ist inzwischen veraltet." Er verwies auf die seit Februar 2017 bestehende Beschlusslage zum B2-Tunnel. "Schön wäre gewesen, wir hätten die schon zu Beginn unserer Arbeit gehabt", sagte Janssen, der nach den vielen Querelen um den VEP mit teilweiser Umsetzung, die auf große Kritik stieß, offenbar um den guten Ruf seines Unternehmens bangt. Das bundesweit renommierte Büro habe bis jetzt eine "weiße Weste beim Erstellen von Verkehrsentwicklungsplänen" gehabt, sagte Janssen, "in Starnberg droht uns jetzt ein schwarzer Fleck".

Viel Mühe hatte SHP auf die hypothetische Betrachtung von Umfahrungsvarianten gelegt. Relevant ist jetzt aber zunächst nur der Tunnel. Janssen schlägt dazu drei Szenarien vor: Eine Optimierung der Situation während des Tunnelbaus, eine Untersuchung des Potenzials nach Fertigstellung des Tunnels sowie eine Untersuchung zu Tunnel und Umfahrung. Angeregt wurden auch Workshops zum Thema Verkehr.

© SZ vom 31.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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