Eurasburg:Seine Skulpturen bleiben

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30 Jahre lang träumte Hans Kastler von einem Skulpturenpark in Happerg. 2009 hat er ihn verwirklicht. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Eurasburger Bildhauer Hans Kastler ist mit 85 Jahren gestorben

Von Thekla Krausseneck, Eurasburg

Der Eurasburger Bildhauer Hans Kastler ist tot. Er starb vergangene Woche im Alter von 85 Jahren im Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Benediktbeuern, wo er seit seinem Schlaganfall im Herbst 2014 gelebt hatte. Kastler hinterlässt ein beachtliches Werk, darunter einen 19 Figuren umfassenden Skulpturenpark an seinem ehemaligen Wohnhaus im Eurasburger Ortsteil Happerg. Um den will sich die Gemeinde auch künftig kümmern, nämlich noch mindestens 99 Jahre lang - das hatten Gemeinde und Künstler vergangenes Jahr in einem hundertjährigen Vertrag festgehalten.

Kastler, der am 2. Juli 1931 als Sohn eines Schmieds in Oberösterreich geboren wurde, widmete sein gesamtes Leben der Kunst. Mit zwölf Jahren schnitzte er die ersten Schafe aus Holzstückchen, mit 15 Jahren besuchte er die Steinmetz-Fachschule in Hallein und lernte dort etwa unter dem Künstler Fritz Behn, mit 24 machte er sich als freischaffender Künstler selbständig - und hörte bis zu seinem Schlaganfall nie wieder damit auf. Dem Landkreis vermachte er ein Kunstwerk nach dem anderen: In Wolfratshausen steht ein Wolf, in Geretsried ein Gorilla, in Eurasburg eine abstrakte Figur, die Kastler "Stabile" genannt hatte. Der Skulpturenpark, zu dem ebenfalls ein Gorilla gehört, ist ein prägendes Element des Ortsteils Happerg. Kastler hatte sich noch aus dem Seniorenzentrum heraus um seine Erhaltung bemüht - so kam auch der Vertrag zustande, in dem die Gemeinde zusicherte, sich 100 Jahre lang um den Park zu kümmern.

Ein langjähriger Künstlerweggefährte Kastlers war der selbständige Münsinger Bildhauer Hans Neumann, Kastlers Schüler. Früher hatte er Kurse an der Volkshochschule besucht, die Kastler gab. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft, Neumann begann Kastler zu assistieren, stellte mit ihm gemeinsam in Bad Wörishofen, Wolfratshausen und Geretsried aus und unterstützte ihn, wo es ging, so wie Kastler ihn unterstützte. Dieser sei "der bedeutendste Bildhauer des Landkreises" gewesen, sagt Neumann. Kastler erhielt 1994 den Kulturpreis der Stadt Wolfratshausen, im Jahr 2004 wurde er für seine Leistung mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Kastlers Werke sind weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt: In den städtischen Gärten Münchens stehen einige der Tierplastiken, für die Kastler unter anderem bekannt war. Tierfiguren, die ihrer reduzierten Ausführung zum Trotz aussehen wie lebendig, waren typisch für den Künstler, ebenso wie seine "Mobiles" und die abstrakten "Stabiles".

Seinen Traum vom Skulpturenpark hatte Kastler 30 Jahre lang gepflegt, im Jahr 2009 konnte er endlich in Erfüllung gehen. Heute steht der Gorilla auf dem Hügel, Lamas ruhen unter einem Baum, am Rand einer Weide blüht eine Marmorblüte. Zwei Eisenfiguren, die vergangenes Jahr gestohlen wurden, sind inzwischen ersetzt worden. Ausdauer bewies Kastler auch nach seinem Schlaganfall: Obwohl er im Rollstuhl saß und die rechte Hand nicht mehr benutzen konnte, fing er an, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben, sagt Neumann. Zu Dreiviertel sei sie fertig geworden. Was jetzt damit passiere, müsse die Tochter entscheiden. Erzählt habe Kastler immer sehr gern, sagt Neumann: Vor allem von seiner wunderschönen Kindheit an einem Bach in der Klamm, in der sein Vater mit einem Wasserrad eine Schmiede betrieben habe.

© SZ vom 05.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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