Einkaufen:Von allem etwas

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In Starnberg eröffnen immer mehr Geschäfte, die sich nicht auf ein spezialisiertes Sortiment festlegen wollen. Doch von Concept Stores mögen die Inhaber nicht sprechen. Am Tutzinger-Hof-Platz werden bald Burger serviert

Von Astrid Becker, Starnberg

Es soll Menschen geben, die sich nach einem Bummel durch die Kreisstadt fragen: "Was? Das soll Starnberg gewesen sein?" Geschäftsleute erzählen das zumindest recht gern, wenn sie ihr jeweils ganz besonderes Sortiment herausstreichen wollen. Und im Moment ist dies das Ansinnen einiger, die sich neu in der Stadt niederlassen - und mit Misch- und Erlebniskonzepten die Konsumfreude in Starnbergs ankurbeln wollen.

Da ist zum Beispiel das Modehaus Münch, das mehr als vier Jahrzehnte lang für viele als eine der Topadressen der Stadt galt. Im September zog Betreiber Klaus Münch im Alter von 75 Jahren den Schlussstrich unter sein erfolgreiches Geschäftsmodell und sperrte den Laden am Kirchplatz zu. Mittlerweile jedoch wird hinter den weiß verklebten Fenstern, die nur den Blick auf nackte Schaufensterpuppen freigeben, wieder gearbeitet. Die Unternehmerin Friederike Müller, der die Agentur "Die Starnbergerin" gehört, hat das Objekt zusammen mit einer Münchner Modeagentur übernommen. "Be Change" soll der "Concept Store" nun heißen, der aber eigentlich weit über dieses Zeitgeist-Konsummodell hinausgehen soll. Ist zumindest den Worten von Patrick Coppolecchia-Reinartz zu entnehmen, dem Geschäftspartner von Friederike Müller. Denn Letztere will derzeit noch gar nicht viel sagen. Nur, dass sich das ehemalige Modehaus in einen Shop verwandeln wird, in dem es neben Interieur und einem "Superfood-Corner" für Gesundheitsbewusste vor allem auch Markenmode für Damen und Herren geben soll. Und das ist wohl auch der Grund, warum die umtriebige Geschäftsfrau noch keine Details über ihre Pläne lesen will. Abstimmen müsse sie sich da mit ihren Partnern, weil sie deren "Corporate Identity" wahren müsse. Das klingt so neudeutsch wie es mittlerweile normal geworden ist. Eines ist aber gewiss: Müller strebt in ihrem Angebot eine Verbindung von allem an. Von digitalen Einkaufsmöglichkeiten bis hin zu authentischem Traditionshandwerk. Für Tesla-Fahrer - für Nichteingeweihte: Das ist quasi der Rolls Royce unter den Elektroautos - sollen zudem zwei Ladenstationen geschaffen werden, sogenannte "Destination Charger".

Am Tutzinger-Hof-Platz werden ein "Hans im Glück" und eine Kochschule einziehen. (Foto: Nila Thiel)

Weniger anglizistisch, dafür mehr frankophil geht es wenige Meter weiter im ehemaligen Büro des Tourismusverbands Starnberg Fünfseenland an der Wittelsbacher Straße zu. Dort ist Anja Hain mit ihrem "petite maison" eingezogen - einem Geschäft, das im französisch-mediterranen Landhausstil eingerichtet ist und neben Blusen, Ponchos, Tüchern, Schuhen auch Seifen und Kosmetik auch Accessoires für Haus und Hof anbietet. Hain versteht ihr hiesiges Geschäft als Erweiterung zu ihrem Laden "Liebenswertes", den sie seit vielen Jahren in Grünwald betreibt. Sie selbst stammt aus Trier: "So erklärt sich vielleicht auch meine Affinität zu Frankreich", eine Liebe, die offenbar auch ihr Sohn Niklas teilt, der ebenfalls im "petite maison" anzutreffen ist. Viele der Stücke dort sind Eigenkreationen, die Hain in Familienbetrieben in Spanien, Italien, Belgien und - natürlich - in Frankreich fertigen lässt. Nach Starnberg habe sie zunächst nicht gewollt, aber ihr Sohn habe sie überredet, sich den Laden anzuschauen: "Da hatte ich sofort eine Vision", erzählt sie - und den Zuschlag des Eigentümers, der ihr den Vorzug vor 28 Bewerbern gab, darunter angeblich sogar Sternekoch Alfons Schuhbeck, der hier einen Gewürzladen eröffnen wollte. Auch das "petite maison" ist eine Art Concept Store, weil es keine richtige Spezialisierung auf nur eine Sache gibt. Nur so nennen würde es hier niemand.

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(Foto: Nila Thiel)

Niklas Hain und Ulrike Dunkelberg im neu eröffneten "petite maison",...

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(Foto: Nila Thiel)

...während Mode-Münch geschlossen hat.

Am Tutzinger Hof-Platz gehen unterdessen die Bauarbeiten am ehemaligen "Mellows" weiter. Schon lange wird hier auf eine Fertigstellung gewartet. "Hans im Glück" - de r szenische Burger-Treffpunkt aus München - soll hier einziehen, aber auch das "Genussreich": ein Ort, an dem gefeiert, aber auch das Kochen erlernt werden kann, und an dem "Köstlichkeiten" angeboten werden sollen. Ein echtes Mischkonzept eben. Aber das gilt ja in Starnberg mittlerweile als angesagt.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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