Ein Fall für die Justiz:Streit um Sanierung des Stausees am Lido

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Das Wasserwirtschaftsamt will einem Hotelier die Kosten für die notwendige Erneuerung des Damms auferlegen - der klagt nun dagegen

Von Kia Ahrndsen, Seeshaupt

Vor hundert Jahren waren Gondeln auf dem Stausee am Seeshaupter Lido gefahren - beleuchtet mit Strom aus dem eigenen Kraftwerk. Das war damals der neueste Stand der Technik. Romantisch sieht das Gelände auch heute noch aus, aber von neuestem Stand kann keine Rede mehr sein. "Der Staudamm ist nicht mehr standsicher, und auch die Betriebsauslässe sind marode", sagt Bernhard Müller vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim.

Die Unterhaltungspflicht für das Wehr wurde auf den Freistaat Bayern übertragen, deshalb muss sich das Wasserwirtschaftsamt nun um das Objekt kümmern. Mit einigen Sofortmaßnahmen wird zunächst einmal sichergestellt, dass der Damm nicht bricht.

Die Stauanlage "aufzulassen", also dem Verfall preiszugeben oder abzureißen "war naturschutzfachlich nicht möglich", sagt Abteilungsleiter Müller. Seit dem Bau der Staumauer seien entlang des Bodenbachs und der Ach Moore und Feuchtlandschaften entstanden, die als Biotope erhalten werden müssen: "Die Natur hat sich in den vergangenen hundert Jahren halt eingestellt."

Die Durchgängigkeit für Fische soll nun endlich hergestellt werden. Vor mehreren Jahren hatte es intensive Gespräche über den Bau einer Fischtreppe gegeben, "aber das ist dann im Sande verlaufen", sagt Müller.

Verwunschenes Plätzchen: der Stausee am Lido in Seeshaupt. (Foto: Nila Thiel)

Mittlerweile wurden an der Technischen Universität (TU) München zwei Masterarbeiten zu dem Thema angefertigt, die sich mit der Fischwanderung beschäftigen. Müller zufolge ist es durchaus gängige Praxis, auf Basis solcher Studien zu planen: Denn von den Studenten kämen oft gute Ideen. Der Besitzer des Geländes, der Kölner Investor Lars Kaiser, der am Ufer des Starnberger Sees das Hotel "Starnbergsee Hideaway" gebaut hat, wollte in dem Wäldchen rund um den Stausee ursprünglich Luxus-Baumhäuser errichten und das alte Mühlengebäude außerdem zu einer Wellnessabteilung umbauen. Damals wurde auch über den Bau einer Aufstiegshilfe für Fische verhandelt.

Der Seeshaupter Gemeinderat hatte die Baumhäuser mit Blick auf die sensible Natur aber nicht genehmigt. Auch das Stromwerk konnte, obwohl technisch durchaus möglich, wegen fehlender Wasserrechte nicht reaktiviert werden, sagt Kaiser. Seine Anwälte konstatierten schließlich, dass die Lido GmbH als Eigentümerin des Geländes mit der Stauanlage eigentlich gar nichts zu tun habe, ein Verwaltungsgerichtsurteil stellte vor zwei Jahren ein öffentliches Interesse und damit die Zuständigkeit des Freistaats fest.

Das Wasserwirtschaftsamt kümmert sich nun um die Anlage und will als erstes sicherstellen, dass der Staudamm nicht bricht. (Foto: Nila Thiel)

Nun gibt es wieder Streit: Kaiser will erneut vors Verwaltungsgericht ziehen, weil ihm die Kosten für die notwendige Sanierung auferlegt werden sollen. Was das Wasserwirtschaftsamt so begründet: Der Eigentümer sei dazu verpflichtet, die Stauanlage ordnungsgemäß zu übergeben. Kaiser sagt, er sei davon ausgegangen, dass man auch mit Hilfe der Master-Arbeiten gemeinsam eine Lösung finden werde. Professor Peter Rutschmann von der TU München habe in den Gesprächen mit den Bachanrainern außerdem auf die Fördermöglichkeiten etwa durch die EU hingewiesen.

Der Hotelier hat weiterhin Pläne für die 3500 Quadratmeter rund um das baufällige Mühlengebäude, die nach seinen Worten nicht unter Landschafts- oder Naturschutz stehen. In einem Ersatzbau könnten Personalwohnungen und ein Veranstaltungsraum untergebracht werden, findet er, auch das Thema Baumhäuser ist für ihn nicht vom Tisch. Die ganz besondere Ruhe an diesem Platz biete einen perfekten Gegensatz zum betriebsamen Starnberger See - "hier kann man die Natur fühlbar und erlebbar machen", sagt Kaiser.

© SZ vom 14.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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