Ein europäisches Bewusstsein schaffen:Auf die Jugend kommt es an

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Sportvereine, Schüleraustausch, Praktika: Die Initiatoren der Städtepartnerschaft zwischen Starnberg und dem bretonischen Dinard wollen die junge Generation für die länderübergreifende Freundschaft begeistern

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Besonders lebendig und freundschaftlich - das sind die Merkmale der Partnerschaft zwischen Starnberg und der französischen Stadt Dinard. Seit nunmehr 40 Jahren besteht sie. Und wichtig ist beiden Seiten vor allem, dass junge Leute zusammenkommen. "Man muss mit der Jugend beginnen", ist die Vorsitzende des Partnerschaftsvereins "Freunde von Dinard", Angelika Galata, überzeugt. Nur wenn man jungen Menschen zeige, dass alle trotz unterschiedlicher Sitten und Gebräuche zusammengehörten, könne man sie für ein anderes Land und für Europa interessieren.

Diesen Sonntag sollen - wie hier in München - Europa-Freunde aus dem Landkreis zur ersten "Impuls für Europa"- Kundgebung in Starnberg kommen. (Foto: Florian Peljak)

Als die Städtepartnerschaft gegründet wurde, stand der Europagedanke Galata zufolge weniger im Vordergrund. Damals sei vorrangig gewesen, die Vorbehalte, die im Zweiten Weltkrieg zwischen Franzosen und Deutschen entstanden waren, abzubauen. Viele Bürger der bretonischen Stadt Dinard hatten den Sturm auf die Normandie miterlebt und Familienmitglieder verloren. Nicht zuletzt deshalb hatte der Verein den Fokus auf die junge Generation gelegt, die diese traurigen Erfahrungen nicht gemacht hat. Begonnen hat der Austausch mit gemeinsamen Trainingswochen der beiden Schwimmvereine. Später kamen andere Vereine dazu. Und die Schulen. In Dinard wurde der Schüleraustausch über das Jugendzentrum organisiert. Jahrelang machte auch die örtliche Hotelfachschule mit. Wer bei der Französischen Woche in Starnberg dabei war, bekam den Aufenthalt als Auslandspraktikum anerkannt. Allerdings kollidierte der Termin im Mai - die Französische Woche findet heuer von 22. bis 28. Mai auf dem Kirchplatz statt - häufig mit den Abschlussprüfungen, so dass dieser Austausch vor ein paar Jahren eingeschlafen ist.

Feiern verbindet: In Starnberg findet heuer wieder Ende Mai eine Französische Woche statt, zu der auch wieder viele Franzosen erwartet werden. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Seit 26 Jahren leitet Galata, Lehrerin für Französisch am Starnberger Gymnasium, den Austausch von Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren. Sie weiß, dass in dieser Altersgruppe der Europagedanke zu abstrakt ist. Die persönlichen Erlebnisse in den Gastfamilien wie gemeinsames Essen, Unternehmungen und Diskussionen geben den Ausschlag, dass "man ein Land ins Herz schließt". Als Beispiel dafür, wie die Saat aufgehen kann, nennt Galata ihre beiden Vorstandskollegen Josef Huber und Sven Radtke. Sie waren schon als Jugendliche mit beim Schüleraustausch.

"Wir haben ganz tolle Erlebnisse gehabt", erinnert sich Huber. Auch sein Studium und die berufliche Tätigkeit in Frankreich hätten ihn so geprägt, dass die Städtepartnerschaft "zu einer Herzensangelegenheit wurde" und er eine andere Sicht auf Europa bekam. Als früherer Partnerschaftsreferent im Stadtrat hat er 2009 einen Austausch der Jugendfeuerwehren initiiert. Auch für Galata darf sich der Jugendaustausch nicht auf die Gymnasien beschränken. Seit mehreren Jahren beteiligen sich Jugendliche der Montessori-Mittelschule. Für die Zukunft will die Vorsitzende auch Jugendliche mit Migrationshintergrund gewinnen. Viele hätten bereits Französischkenntnisse und seien offen für die französische Kultur. "Das wäre gut für die Integration", ist Galata überzeugt.

© SZ vom 05.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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