Gilching:"Eichhörnchen sind nie Haustiere"

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Die Eichhörnchen fressen ihr sogar aus der Hand. Die kleinen Wildtiere, um die sich die Gilchingerin Sabine Schödl kümmert, sind erstaunlich zutraulich. (Foto: Arlet Ulfers)

Sabine Schödl betreibt seit acht Jahren eine Eichhörnchenstation. Nun will sie einen Verein gründen und sich auch um andere Wildtiere kümmern. Wer sie unterstützen will, kann Patenschaften übernehmen.

Interview von Yara van Kempen, Gilching

In einer der Außenvolieren geht es hoch her, wenn Sabine Schödl Pistazien und getrocknete Kürbiskerne verteilt. Die Eichhörnchen, die sie hier versorgt, scheinen es kaum erwarten zu können, im nächsten Frühjahr die Wälder zu erkunden. Ganz im Gegensatz zu Robin, der es sich gegenüber in seiner eigenen Voliere bequem gemacht hat. Die Tiere sind klein, putzig, pelzig. Es fällt schwer, die Könige der Baumkronen nicht sofort ins Herz zu schließen. Doch eines sollte man nie vergessen: Es sind immer noch Wildtiere. Das weiß auch Sabine Schödl, die seit 2015 die Eichhörnchenstation in Gilching leitet. Trotzdem sind die wilden Kletterspezialisten bei ihr erstaunlich zutraulich. Jetzt will sie einen eigenen Verein gründen.

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SZ: So viel Zeit und Verantwortung in ein solches Ehrenamt zu stecken, erfordert sehr viel Energie. Was ist Ihre Motivation?

Sabine Schödl: Meine größte Motivation ist es, Wildtiere aufzuziehen und sie wieder der Natur zurückgeben zu können. Ich gebe dem Tier damit eine zweite Chance.

Wie viele Tiere haben sie aktuell?

Gerade habe ich keine Jungtiere, da die Saison vorüber ist. Ich habe lediglich acht ausgewachsene Eichhörnchen draußen in den Volieren. Davon werden sieben nächstes Frühjahr ausgewildert, gerade ist es noch zu kalt. Das andere ist Robin, der bleibt hier.

Mit viel Hingabe werden die Tiere aufgepäppelt. (Foto: Alessandra Schellnegger)
Gesundes Futter: Eichhörnchen lieben Fruchtspieße. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Warum bleibt er hier? Ist das Ihr Lieblings-Eichhörnchen oder ein Haustier?

Eichhörnchen sind nie Haustiere, sie bleiben immer wild. Robin ist unser Prinz, mein Herzens-Eichhörnchen würde ich sagen. Aber er wird und kann nicht domestiziert werden. In den vergangenen Jahren ist er immer, wenn wir ihn auswildern wollten, krank geworden. Er ist jetzt seit vier Jahren bei uns, und anscheinend will er auch hier bleiben.

Ja, er scheint sich sehr wohlzufühlen.

Das tut er. Er bekommt auch immer nur das feinste und darf sich das Futter selbst aussuchen.

Sie sind bereits stellvertretende Vorsitzende des Vereins Eichhörnchen-Schutz München, warum jetzt ein eigener Verein?

Der Traum von einem eigenen Verein haben mein Mann und ich schon lange. Und da wir auch nicht jünger werden, dachten wir: jetzt oder nie. Wir werden als eine Pflegestelle auch weiterhin dort vertreten sein, aber ich bin dann kein Vorstand mehr.

Warum ist Ihnen das so wichtig?

Zum einen ist der große Verein in München mit 600 Mitgliedern sehr aufwendig. Aber der Hauptgrund ist, dass wir dann offiziell andere Wildtiere betreuen dürfen.

Weshalb wollen Sie weitere Tierarten betreuen und welche genau?

Es ist eine Kopfsache, wir haben uns das irgendwann mal in den Kopf gesetzt. Der Hauptfokus wird weiterhin auf Eichhörnchen und Feldhasen liegen. Auch bleibt der Name: "Eichhörnchenstation Gilching" hat sich hier schon etabliert. Aber so werden wir in Zukunft zum Beispiel auch Füchsen, Waschbären und Bibern Schutz bieten können.

Früher haben Sie oft die Eichhörnchen nach Figuren von Märchen und Mythen benannt, wie ist das heute?

In Zukunft wird es so sein, dass Menschen, die eine Patenschaft übernehmen, sich den Namen aussuchen dürfen. Eine Patenschaft inklusive Urkunde wird einmalig 60 Euro kosten und wahrscheinlich vom nächsten Frühjahr an möglich sein.

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