Ehrung:Sonne, Mond und Ronstedt

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Ein Preisgeld, das nur als Anerkennung gedacht ist: Jule Ronstedt (Mitte) mit Charlotte von Bodelschwingh (li.) und Li Binder. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Zonta-Club Fünfseenland zeichnet die Filmemacherin und Schauspielerin mit seinem Medienpreis aus

Von Blanche Mamer, Starnberg

Bei großen Preisverleihungen gibt es meist eine Siegerfigur als Trophäe, die sich der Preisträger daheim in die Vitrine stellen kann. Für den Medienpreis des Zonta-Clubs Fünfseenland hat sich die Jury etwas anderes überlegt und die Schauspielerin, Regisseurin und Autorin Jule Ronstedt mit einem Orden ausgezeichnet, den sie nun bei feierlichen Anlässen am Revers tragen kann. Die kleine runde Brosche, bestehend aus einer goldenen Sonne und einem silbernen Mond, ist ihr am Sonntag im Kino Starnberg vor Beginn des Films "Maria Mafiosi" überreicht worden. Die Sonne symbolisiere die Frau, der darüberliegende abnehmende Mond den Mann, der immer mehr von seiner Strahlkraft verliere, aber doch immer da sei, sagt jedenfalls Li Binder von der Jury.

Passt gut zu Jule Ronstedt, die in Herrsching aufgewachsen ist, und sich, wie es in der Begründung heißt, "aktiv mit verschiedenen Rollenbildern auseinandersetzt und für die Stärkung von Frauen im Film einsetzt". Vor zwei Jahren hat die Vereinigung von berufstätigen sozial engagierten Frauen - Ärztinnen, Künstlerinnen, Geschäftsfrauen - ihren Preis ins Leben gerufen, um Medienschaffende zu ehren, die sich im Besonderen mit frauenrelevanten Themen befassen. "Natürlich kann man mit dem Preisgeld von 1000 Euro keinen Film drehen", sagt die Präsidentin Charlotte von Bodelschwingh beim Überreichen des Schecks. Was zählt, ist die Anerkennung. Das wird in "Maria Mafiosi", Ronstedts erstem eigenen Film mit Lisa Maria Potthoff als hochschwangere Polizistin Maria Moosandl, besonders deutlich, auch weil noch weitere starke Frauen vorkommen. Seit ihrer Rolle als Lehrerin in Marcus H. Rosenmüllers Coup "Wer früher stirbt, ist länger tot" habe sie eine bayerische Komödie mit einer Frau drehen wollen, erzählt Ronstedt beim Filmgespräch. Sie beschloss, die Story selbst zu entwickeln und zu schreiben. Acht Jahre hat es gedauert, bis sie mit dem Drehen beginnen konnte. Ein Jahr lag das Buch bei einer Produktionsfirma, die es dann doch ablehnte, ein weiteres Jahr brauchte sie für die Vorbereitungen mit dem neuen Produzenten. Weil sie ja auch Theater spielt und inszeniert, hat sie sechs Jahre an der Geschichte getüftelt, in der sich ein Mafia-Boss mit Hilfe korrupter Lokalpolitiker und Polizeibeamten in einer bayerischen Kleinstadt breitmacht und Maria ihm eher zufällig auf die Schliche kommt. Dabei wollte sie ja zunächst nur, dass Rocco, der Kindsvater und Sohn des mafiösen Gastwirts, sie seiner Familie vorstellt.

Die malerische Stadt Landsberg am Lech lieferte die Kulisse, als schwierig erwies sich jedoch die Suche nach einem Sonnenblumenfeld, schließlich wurde man nahe Olching fündig. Gedreht wurden dann nur 26 Tage, allerdings hat sie drei Probetage angesetzt, damit auch die aus Italien stammenden Schauspieler ihre Texte und Wege kannten. Die Postproduktion sei jedoch sehr aufwendig gewesen.

Das Mafia-Thema sei keineswegs übertrieben oder gar erfunden. "Es ist so, dass Hotellerie und Gastronomie zur Geldwäsche genutzt werden. Jedes Mal, wenn ich einen Artikel über Mafiaumtriebe lese, sehe ich mich bestätigt", sagt die Filmemacherin. Sie hatte ein Budget von 2,3 Millionen Euro, eine halbe Million kam von der bayerischen Filmförderung. Das nächste Projekt ist schon im Werden, Ronstedt hofft, in einem Jahr mit dem Drehen beginnen zu können. Es geht diesmal um ein "großes Gemetzel am Weihnachtsabend".

Sie wolle Regie führen, aber selbst keine Rolle übernehmen. Das überlasse sie den männlichen Kollegen, die oft beides übernehmen.

© SZ vom 15.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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