Bauschäden:Risse in den Wänden

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Helga Gleiser zeigt den Riss in der Zimmerwand ihres Hauses in Eching am Ammersee. (Foto: Nila Thiel)

Die Tunnel bei Eching und Etterschlag auf der Lindauer Autobahn sind jetzt sicherer. Doch die Modernisierung hat Folgen. Beim Einrammen von Spundwänden haben einige Häuser Schaden genommen

Von Michael Berzl, Eching

Die Bauarbeiter sind schon lange wieder weg, die Risse in den Wänden sind noch da. Nach der Modernisierung der Autobahntunnel bei Eching und Etterschlag sind an einigen Häusern Folgeschäden entstanden, vor allem beim Einrammen von Spundwänden, das in der Umgebung erhebliche Erschütterungen verursacht hat. Besonders schlimm hat es den Bungalow von Helga Gleiser erwischt. "Bei uns gibt es kein Zimmer ohne Schaden", berichtet sie. Nun sind Gutachter damit beschäftigt, die Ausmaße zu dokumentieren. Bei der Autobahndirektion Südbayern gehört so etwas zur Routine, derlei Auswirkungen ließen sich nie ganz vermeiden, sagt Behördensprecher Josef Seebacher der SZ. "Es wäre ungewöhnlich, wenn nichts passiert wäre. Das gibt es bei jeder Baustelle".

Laut Seebacher sind es allein in Eching fünf Häuser, in denen gutachterliche Untersuchungen laufen wegen Schäden, die vor zwei Jahren durch die Arbeiten an der Lindauer Autobahn entstanden sein sollen. Einen weiteren Fall melden seine Kollegen aus Etterschlag. "Normalerweise verhalten wir uns da kulant, wenn ein Schaden von uns verursacht wurde. Wir wollen fair und ehrlich sein", beteuert der Sprecher der Autobahndirektion. Zugleich betont er aber auch: "Wenn ein Haus ordnungsgemäß und nach Vorschrift gebaut wurde, dürfte es eigentlich keine Schäden geben". Eine gewisse Belastung müsse ein Gebäude aushalten; auch bei Erschütterungen gebe es Grenzwerte. Gerade seit dem U-Bahn-Bau in München werde sehr darauf geachtet. In bestimmten Fällen könnten Messdosen zur Beweissicherung angebracht werden.

Für Helga Gleiser ist klar, woher die Risse in den Wänden ihres etwa 50 Jahre alten Hauses kommen. Losgegangen ist es, als zur Befestigung während der Bauarbeiten Spundwände aus Metall in den Boden getrieben wurden. Beim Herausziehen dieser Elemente, das erneut Erschütterungen verursacht hat, taten sich weitere Spalte auf. Allzu groß sind die Risse nicht, die jetzt schon sichtbar sind; meist nur wenige Millimeter breit, manche nur ein paar Zentimeter lang, manche bis zu einen Meter. In der Küche habe sich der Putz gelöst, berichtet Gleiser. In Sorge ist sie, was noch unter den Raufasertapeten zum Vorschein kommt.

Das Fertighaus aus den Sechzigerjahren, das nur zum Teil unterkellert ist, war wohl besonders anfällig. Nun sieht es so aus, als müsste ein Maler in sämtlichen Räumen die Wände spachteln und weißeln. Die Kosten für die Reparaturen dürften in die Tausende gehen, eine Summe ist aber noch nicht bekannt, da der Gutachter auch zwei Jahre nach den Bauarbeiten seine Untersuchungen noch nicht abgeschlossen hat. Seit ein paar Wochen sind die Fachmänner eines Münchner Gutachterbüros dabei, die Schäden zu dokumentieren. Sie vermessen die Risse, fotografieren, listen die Schäden auf und vergleichen mit dem vorherigen Zustand, falls es darüber Unterlagen gibt. Bis Ergebnisse vorliegen, dauert es noch eine Weile.

Helga Gleiser geht vergleichsweise geduldig und gelassen mit der Angelegenheit um. Dabei herrschte gerade in Eching schon eine angespannte Atmosphäre, ehe der erste Bagger anrückte. Eine Bürgerinitiative machte Stimmung gegen den Ausbau der Autobahn und bezweifelte, dass die Arbeiten in dem Ausmaß überhaupt notwendig waren. "Das war unvermeidlich. Sonst hätten wir den Tunnel sperren müssen", betont hingegen Josef Seebacher, der Sprecher der Autobahndirektion.

Unter anderem wurde die Löschwasserversorgung modernisiert, und Verkehrsleitsysteme wurden verbessert, die Sicherheitstechnik nachgerüstet. So wurden unter anderem vier Fluchttreppenhäuser gebaut. Um den Verkehr umleiten zu können, wurden extra provisorische Straßen gebaut. Alles in allem wurden 40 Millionen Euro investiert. Für Helga Gleiser geht es vermutlich um ein paar tausend Euro. "Für die wären das Peanuts, wenn sie mir die Renovierung bezahlen würden", sagt sie.

© SZ vom 10.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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