Dießen/Utting:Flüchtlingsbetreuung in eigener Regie

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Der Landkreis Landsberg übernimmt die Aufgaben vom Roten Kreuz. Die Hilfsorganisation hatte sich nicht mehr beworben. Die Grünen kritisieren Fehler in der Ausschreibungspraxis

Von Armin Greune, Dießen/Utting

Von April an wird der Landkreis Landsberg die soziale Betreuung der momentan 1300 Asylbewerber in eigener Regie übernehmen. Diese Entscheidung traf der Kreisausschuss in der jüngsten Sitzung: Nachdem das Rote Kreuz (BRK) die Fortführung dieses Aufgabenbereichs zunächst abgelehnt hatte, förderte auch eine Ausschreibung keine Interessenten zu tage. Nun muss der Landkreis unter Zeitdruck zehn Mitarbeiter für die Betreuung der Flüchtlinge rekrutieren. Dafür rechnet man mit einer mehr als kostendeckenden "Kümmererpauschale" vom Freistaat in Höhe von 1,7 Millionen Euro. Als freiwillige Leistung wird die Behörde in Landsberg auch die Koordination der rund 700 ehrenamtlichen Helfer im Landkreis übernehmen, für die bislang ebenfalls ein BRK-Mitarbeiter zuständig war. Die Entscheidung über diese Stelle fällte der Ausschuss mit knapper Mehrheit, die Übernahme der sozialen Betreuung beschloss man aber laut Landratsamtssprecher Wolfgang Müller einstimmig.

Im Nachhinein aber stellt die Fraktion der Grünen in Frage, ob die Ausschussmitglieder für diese Entscheidung von der Verwaltung ausreichend informiert waren. Denn die habe in der Ausschreibung "deutlich andere Eckpunkte gesetzt" als der Kreisausschuss im Oktober vorgegeben habe, schreibt die Uttinger Kreisrätin Renate Standfest. Das BRK habe daraufhin zweimal eingewandt, dass die Ausschreibung "massive Leistungsreduzierungen" enthalte und in zwölf Punkten nachgebessert werden müsste, damit sich der Verband daran beteiligen könne: So war für den Projektleiter nurmehr eine Halbtagsstelle vorgesehen, Stellen für Sachbearbeitung waren nicht mehr aufgeführt, dafür aber zusätzliche Hausmeisterdienste für die Betreuer. Die Mitglieder des Kreisausschusses wurden erst kurz zuvor vom BRK-Kreisverband darüber unterrichtet, warum er nicht an der Ausschreibung teilnahm. "So war es zu spät, politisch zu reagieren", kritisiert Standfest, die auch zu den Initiatoren des "Netzwerks Asyl Ammersee-West" gehört. Die Verwaltung habe "einen langjährigen und zuverlässigen Partner verprellt". Sie bittet nun um Aufklärung über die geänderten Ausschreibungskriterien in der Kreisausschusssitzung am 8. März.

Im Asylbereich waren bislang 14 BRK-Mitarbeiter angestellt. Die "Soziale Betreuung" ist nicht mit der Asylsozialberatung zu verwechseln, die ausschließlich von Verbänden der freien Wohlfahrtspflege ausgeführt wird. Sie erhalten dafür - neben einem zehnprozentigen Trägeranteil und einem Sachkostenzuschuss des Landkreises - Fördermittel des Freistaats. Fünf der sechs Asylsozialberater im Kreis Landsberg werden derzeit vom BRK gestellt. Für den Unterhalt der mehr als 100 dezentralen Flüchtlingsunterkünfte hat der Landkreis vier Hausmeister angestellt. Zur Betreuung will der Landkreis - der bis April mit 1800 Asylbewerbern rechnet - für jeweils 200 eine Vollzeitkraft sowie einen Teamleiter beschäftigen. Die Kosten werden auf bis zu einer Million Euro geschätzt.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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