Dießen:Schlechte Zeiten für Keramik

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Die größte jährliche Veranstaltung im Fünfseenland (das Bild ist aus dem Jahr 2017) hat in den vergangenen Jahren bis zu 66000 Besucher angezogen. (Foto: Georgine Treybal)

Marktgemeinde bläst nun auch für 2021 den Töpfermarkt endgültig ab

Von Armin Greune, Dießen

Die endgültige Absage kommt ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da dank nachlassender Neuinfektionen immer mehr pandemiebedingte Restriktionen aufgehoben werden. Doch Großveranstaltungen benötigen längeren Vorlauf und Planungssicherheit für die Teilnehmer - was offenbar ebenso für den Dießener Töpfermarkt wie für die Münchner Wiesn gilt. Zum zweiten Mal im Folge haben am Mittwoch Rathausverwaltung und Marktleitung die größte jährliche Veranstaltung im Fünfseenland ganz abgeblasen. Wie schon 2019 war der Töpfermarkt zunächst verschoben worden: Als Ersatztermin hatte man das verlängerte Wochenende von 22. bis 25. Juli anvisiert.

"Trotz derzeit niedriger Inzidenzen lässt die aktuelle Pandemielage leider keine wirklich verlässliche Prognose und Sicherheit zu", bedauert Dießens Bürgermeisterin Sandra Perzul. Immer noch sind Kunsthandwerkermärkte generell verboten. Weder vom Gesundheitsamt Landsberg noch vom bayerischen Wirtschaftsministerium habe man konkrete Aussagen zu Durchführung und eventuellen Rahmenbedingungen des Marktes im Juli erhalten. Eine weitere Verzögerung der Entscheidung, ob und wie er stattfinden könnte, sei zwei Monate vorher nicht länger möglich, sagt Perzul: Nicht nur die Aussteller, auch die am Töpfermarkt beteiligten Vereine und das Übernachtungsgewerbe müssten rechtzeitig disponieren können.

"In einem normalen Jahr beginnen wir im Januar mit der Planung", sagt etwa Daniel Christ, Vorsitzender der Dießener Feuerwehr. An die 30 Leute sind dann von Christi Himmelfahrt an vier Tage lang im Wechsel beschäftigt, um am Brotzeitstand die Marktbesucher zu verpflegen. "Wir hätten den neuen Termin schon in reduziertem Umfang stemmen können", sagt Christ - die dann gültigen Hygienebeschränkungen ließen sich freilich kaum einkalkulieren. Vor allem aber bräuchten die Töpfer jetzt Auskunft für ihre Vorbereitungen, sagt Marktleiter Wolfgang Lösche: "Sie rufen gerade reihenweise an". Anfragen kämen zudem von Veranstaltern, die ihre Keramikmärkte gegebenenfalls verschoben hätten, damit sie nicht mit Dießen kollidieren - denn das Festival am Ammerseeufer gilt als umsatzstärkster Töpfermarkt Europas und zieht bis zu 66 000 Besucher an.

Überlegungen, die Veranstaltung diesmal in kleinerem Rahmen mit begrenzter Zahl an Ausstellern durchzuführen, erteilt Lösche eine klare Absage. Die 150 Teilnehmer hat eine Jury bereits im Oktober aus mehr als doppelt so vielen Bewerbern ausgewählt. "Wir planen entweder für alle oder gar nicht," auch eine Beschränkung auf "auserwählte Besucher" ist für Lösche inakzeptabel. Die Schondorfer Keramikerin Regine Hohmann ist seit etwa 15 Jahren mit einem Stand in Dießen vertreten. Weil sie sich mit dieser Präsenz einen Kundenstamm aufgebaut hat, der sie auch in ihrer Werkstatt aufsucht, treffe sie die Absage nicht so hart wie jüngere Kollegen, deren wirtschaftliche Existenz dadurch bedroht ist: "Für Viele ist das wirklich bitter", weiß Hohmann.

© SZ vom 27.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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