Dießen:Magisches Vabanquespiel

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Mit dem Magic Lake Festival ist Veranstalter Tom Bohn ein hohes Risiko eingegangen. Immerhin wird zur Premiere am Wochenende wohl schon mal das Wetter mitspielen

Von Armin Greune, Dießen

Am Mittwochmorgen hat der Aufbau begonnen. "Das wird die größte Bühne, die je in Dießen stand", sagt Tom Bohn. Ihm ist die Spannung, unter der er steht, bei fast jedem Satz anzumerken. Der Film- und TV-Regisseur hat das Magic Lake Festival initiiert, das von diesem Freitag an erstmals in den Seeanlagen stattfindet. Obwohl Bohn bereits viermal das "Snowdance Independent Filmfestival" in Landsberg organisiert hat, kostet ihn die Musik-Premiere in seinem Heimatort viele schlaflose Nächte: "Das fühlt sich an wie Russisch Roulette." Doch seitdem das Barometer nach oben zeigt, steigt auch die Stimmung bei den Veranstaltern. "Wir haben richtig Schwein", freut sich Bohn. Nach drei eher regnerischen Wochen darf das Festival mit optimalen Wetterbedingungen rechnen: Die Meteorologen erwarten am kommenden Wochenende viel Sonnenschein und Temperaturen bis 20 Grad.

Bohn und sein Mitstreiter Jürgen Fahrenholtz sind als Geschäftsführer von Magic Lake ein hohes finanzielles Risiko eingegangen. Obwohl sie kostspielige Zugnummern wie DJane Marusha, Selig und Bananafishbones gebucht haben und auf jegliche Zuschüsse aus öffentlicher Hand verzichten, sind die Eintrittspreise moderat geblieben (Tagestickets im Vorverkauf 20 bis 32 Euro, Festivalpass 75 Euro; Jugendliche, Azubis und Studenten zahlen die Hälfte). Die Festivalmacher - zum Team gehören noch Leo Herrmann, Michi Risch, Julia Bohn und Antje Siegemund - haben knapp kalkuliert, zumal die tägliche Besucherzahl auf 3000 beschränkt wurde. Die anfänglichen Querelen mit der Dießener Rathausverwaltung über Sicherheits- und Hygieneauflagen sind jedoch längst vergessen. "Wir werden alle Voraussetzungen erfüllen", sagt Bohn und äußert Verständnis für die zunächst skeptische Haltung der Behörden - schließlich hätten beide Seiten zuvor noch keine Erfahrungen mit einem größeren Pop-Event gesammelt.

DJane Marusha. (Foto: Magic Lake Festival)

Angesichts des bislang trostlosen Wetters ist Bohn mit dem Vorverkauf "überraschend zufrieden". Dennoch sind an allen drei Tagen noch genügend Karten an der Tageskasse erhältlich (Ticket-Hotline: 0175/323 1244). Die ersten 500 Besucher werden am Freitag von 15 Uhr an mit einem Gratis-Prosecco belohnt. Der Nachmittag steht unter dem Motto "Magic Drums", den Auftakt macht freilich die Würzburger Speedpolka- und Weltmusik-Combo Maik Mondial: Das Quintett ist immerhin diesjähriger Gewinner des Creole Wettbewerbs Bayern. Es folgen Hexagon, sieben Perkussionisten aus Landsberg, und Diappo aus dem Senegal, die auf Djembe und Dundun trommeln, singen und tanzen. Nachdem noch die Münchner Sambatruppe Stockwerk Orange aufgetreten ist, gehört der Freitagabend den "Magic DJ's". Nils van Goghs Karriere begann auf der Love Parade, sein Smash-Hit "Pulverturm" wurde 1998 die meistverkaufte Vinyl-Schallplatte. House-DJ und -Produzent Tom Novy ist als Chart-Stürmer, Clubbetreiber und Radiomoderator (Radio Energy Deutschland, Radio egoFM) fast so berühmt wie Marusha, die um 22.30 Uhr auf der Hauptbühne erwartet wird.

Zum "Fade out" wird DJ Marc.us bis etwa 1 Uhr Elektro auflegen, der auch am Samstag den Reigen eröffnet und schließt. Der Samstagabend steht im Zeichen der hinlänglich bekannten "Magic Bands" Supercharge, Bananafishbones und Selig. Den Nachmittag bestreiten die Newcomerbands Alinea (Blues- und Alternative-Rock aus München) und A Story for Reflection (Indie-Pop und Coverrock aus Herrsching) sowie Wiener Blond mit "Wienerlied-Beatbox-Pop". Außerdem finden auf dem Festivalgelände samstags und sonntags ein Impro-Schauspielkurs und ein Poetry Slam statt.

Nach dem "Magic Brunch" am Sonntag werden Multiinstrumentalist Christof Rose alias Langschlenderer, das Rock-Trio Mayer und DJ Rocketchris auftreten. Außerdem wird die beste Nachwuchsband ausgezeichnet. An allen drei Festivaltagen zeigt Dießens Dieselqueen Vanessa Hafenbrädl mystische Videoinstallationen ; Inflammati präsentieren Comedyjonglage sowie interaktive Akrobatik und Pantao fantasievolles, wenn nicht magisches Theaterspiel auf Stelzen. An den Ständen ist ein breites kulinarisches Angebot zu finden, außerdem sind Betriebe vom Küchenstudio über Modellhüte und Haute Couture bis zum "Magischen Orakel" vertreten - die meisten davon sind am Ammersee zuhause.

Nicht nur Tom Bohn stehen spannende Tage bevor. Der Festivalmacher kann wohl erst wieder durchatmen, wenn alles ohne größere Zwischenfälle über die Bühne gegangen ist. Wie werden die Nachbarn auf die Musik reagieren? Wo und wie auswärtige Besucher übernachten? Campieren in den Seeanlagen und auf den Parkplätzen ist verboten. Aber als geborener Optimist denkt Bohn schon an eine Neuauflage: "Wir werden gerade von Bookern mit Angeboten für das nächste Jahr zugeballert."

© SZ vom 21.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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