Schule:Kapitän in stürmischen Zeiten

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Ein Panorama der "in mehrfacher Hinsicht exponierten Lage" des Ammerseegymnasiums bekam Schulleiter Klaus Rechenberger zum Abschied. (Foto: Nila Thiel)

Klaus Rechenberger war Gründungsdirektor des Ammersee-Gymnasiums in Dießen. Nach fast zehn Jahren verabschiedet sich der Schulleiter in den Ruhestand, Nachfolger wird Alfred Lippl

Von Armin Greune, Dießen

Mit einer ebenso bewegenden wie heiteren Feier ist am Donnerstag Schulleiter Klaus Rechenberger im Ammersee Gymnasium (ASG) verabschiedet worden. Der Oberstudiendirektor tritt zu Beginn des zweiten Schulhalbjahrs vorzeitig in Ruhestand, seine Funktion übernimmt am Montag Alfred Lippl nach zehn Jahren als stellvertretender Schulleiter in Germering. Die zehn Jahre, die Rechenberger in Dießen Regie führte, waren gelegentlich stürmische Zeiten. Als "der ASG-Dampfer 2006 vom Stapel lief", wie es Stellvertreter Georg Büttner formulierte, waren gleichzeitig viele Herausforderungen zu meistern. Rechenberger selbst nannte es einen "enorme Integrationsleistung", Kinder aufzunehmen, die zuvor in vier verschiedene Schulen gegangen waren. Dazu stand ihm das seinerzeit jüngste Kollegium Bayerns zur Seite. Was unter anderem eine starke Fluktuation mit insgesamt 90 Referendaren zur Folge hatte - aber auch elf Hochzeiten und 45 Babys, "von denen ich weiß", wie Studiendirektorin Anita Groß anmerkte. Das ASG war aber auch das erste Gymnasium, das nur die achtjährige Ausbildung anbot. Das erst zwei Jahre zuvor eingeführte G8 war sicher mit dafür verantwortlich, dass nur 32 von 58 Achtklässlern, die 2006 in Dießen anfingen, dort das Abitur schafften. Wiederholt wurden von Schülern und Eltern Klagen laut, am ASG werde zu stark "gesiebt". Als 2008 gesprühte Fäkalparolen gegen die Schule, einige Schüler und eine Lehrkraft auf den Schulmauern auftauchten, wurde das vergiftete Schulklima im Dießener Gemeinderat öffentlich angeprangert. 2010 drohte ein 17-jähriger Schüler auf der Eingangssäule des ASG einen Amoklauf an. Und noch in der jüngsten Abiturrede wurde die angeblich einseitig leistungsorientierte, spießige und repressive Atmosphäre am ASG scharf kritisiert.

Rechenberger sei "in einem schwierigen Klima am Ammersee unterwegs gewesen", meinte dann auch Landrat Thomas Eichinger bei der Verabschiedung. Der Ministerialbeauftragte Stephan Zahlhaas sprach von der "in mehrfacher Hinsicht exponierten Lage" der Schule. Sie wurde 2011 in einem Presseagenturbericht als "Luxusgymnasium mit Seeblick und frostigem, unpersönlichen Schulklima" bezeichnet, der es im Spiegel sowie dem Ärzteblatt zu bundesweiter Verbreitung brachte. "Konsequent, verlässlich und strukturell sachkritisch" habe Rechenberger den ASG-Dampfer durch die gelegentlich raue See gesteuert, sagte Zahlhaas und lobte dessen "korrekte Amtsführung". Der 63-Jährige hinterlasse Nachfolger Lippl "eine rundum perfekte Schule." Der Ministerialbeauftragte würdigte auch Rechenbergers Werdegang, der seit dem 2. Staatsexamen 1980 als Mathe- und Physiklehrer sowie im Direktorat am Ignaz-Kögler-Gymnasium Landsberg tätig war, bevor er an den Ammersee kam. Der Geehrte selbst verblüffte mit der Anekdote, wie er in Wackersdorf seine spätere Frau bei "sehr intensiven Begegnungen mit der Bereitschaftspolizei" kennenlernte. Rechenberger berichtete auch über die Vorarbeiten am ASG: In den Sommerferien 2006 sei dabei vom Kollegium "Ungeheures geleistet worden". In der Planungsphase gelang es, doch noch eine Mensa mit eigener Küche zu erhalten. Und zumindest die Architektur des ASG machte noch Schule: Zwei weitere Gymnasien wurden nach diesem Vorbild geplant, sagte Zahlhaas.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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