Dießen:Hofmann blitzt ab

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Marktgemeinderat lehnt Erweiterung des Campmobilplatzes ab

Von Armin Greune, Dießen

Das Bild der Schwärme von Ausflüglern in diesem seltsamen Sommer haben wohl die meisten Gemeinderäte noch im Kopf. Auch Michael Hofmann (Bayernpartei). Vehement und eloquent, wie es nun mal die Art des rauschebärtigen Dettenschwanger Originals ist, machte er sich für zusätzliche Stellplätze in Dießen für Freizeitkapitäne auf Rädern stark. Vor neun Jahren hatte der damalige Grünen-Gemeinderat und bekennende Wohnmobilfahrer erreicht, dass nördlich der Markthalle an der Seestraße 15 Parzellen für Campmobile angelegt wurden. Schon damals brachte er als Argument vor, der Ort profitiere von den Camperbesitzern, die "im Durchschnitt 50 Euro im Dorf" ließen. Der Rat aber segnete das Vorhaben vor allem deswegen ab, weil so noch Restmittel aus dem Konjunkturpaket II abzugreifen waren. Eigentlich waren die 123 000 Euro zur attraktiveren Gestaltung der Seeanlagen vorgesehen. Das musste man dann halt ein wenig großzügiger auslegen.

In der jüngsten Sitzung rechnete Hofmann den Kollgen vor, zu was für einem glänzenden Geschäft sich die Stellplätze für die Gemeinde entwickelt hätten. Fünf weitere bedeuteten weitere Einnahmen. 2013 hatten die Tagesgebühren von je acht Euro insgesamt 4000 Euro eingebracht, 2020 bereits 15 000. Allerdings müsse man seinen Goldeseln auch etwas bieten: frisches Heu etwa in Form von neuen Versorgungsanschlüssen und einen Platzwart. Bislang glänzten die Stellplätze nördlich der Markthalle weniger mit Komfort als bloß durch ihre Lage: Sie sind nur durch die Bahngleise von den Dießener Seeanlagen getrennt.

Doch diesmal traf Hofmann auf Gegenwehr: Holger Kramer (Grüne) etwa meinte, er würde "lieber Leute anziehen, die in unseren Gasthäusern und Pensionen wohnen". Um die Camper abzuschrecken, sollte man die Tagesgebühr um 50 Prozent erhöhen, aber nicht noch zusätzliche Stellplätze anbieten. Prompt trug Hofmann wortgewaltig und lautstark nochmals seine Argumente vor - ein Spiel, das sich mehrfach wiederholte, wenn jemand seinen Antrag in Zweifel zog. Bis es nach gut einer Viertelstunde Petra Sander (Grüne) zu bunt wurde und sie einen Antrag zur Geschäftsordnung stellte, den die Kollegen erleichtert annahmen: Man solle zunächst darüber abstimmen, ob eine Erweiterung grundsätzlich erwünscht sei. Das war sie erwartungsgemäß nicht, worauf Hofmann meinte: "Das darf doch nicht wahr sein!" Das Ergebnis war eindeutig: Die Abstimmung gegen die Erweiterung fiel 15 zu sieben aus.

© SZ vom 30.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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