Dießen/Herrsching:Die Scheune schwingt

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Der alte Brauch des Kirta-Hutschns ist am Ammersee wieder in Mode gekommen

Von Armin Greune, Dießen/Herrsching

Das waren noch Zeiten. Eine ordentliche Kirta dauerte früher mindestens drei Tage: "Sunda, Moda und Irda und es ko si leicht schicka, glei gar bis zum Migga", hieß es im Volksmund. 1868 jedoch wurde es den kirchlichen und weltlichen Obrigkeiten zu bunt und die exzessiven Gelage in den einzelnen Dörfern wurden für ganz Bayern einheitlich auf den dritten Sonntag im Oktober terminiert. Abgesehen von Kirta-Nudeln und Kirchweih-Gans war viel vom ursprünglichen Brauchtum schon fast in Vergessenheit geraten, doch am Ammersee lässt sich seit einigen Jahren eine erfolgreiche Wiederbelebung beobachten.

Ausgehend von Raisting, wo an diesem Sonntag von 10 Uhr an bereits zum 23. Mal "Kirchta" im Beckadisi-Stadl an der Dießener Straße gefeiert wird, hat sich vor allem das Hutschn ausgebreitet: Auf einem im Scheunengiebel aufgehängten Balken werden bis zu 15 Leute von zwei Burschen hin- und hergeschaukelt. In Dießen kann man dieses archaische Vergnügen beim Trachtenheim am Vogelherd miterleben, südlich des Orts hinter dem SOS-Kinderdorf. Von 14 bis 18 Uhr spielt im Freien oder im beheizten Zelt der Musikverein Dießen auf, die Trachtenjugend zeigt um 15 Uhr Volkstänze. Außer auf der Hutschn können sich Kinder beim Heuballen-Hüpfen austoben, für die Größeren gibt es Bier aus dem Holzfass, das der zweite Vorsitzende der Trachtler und Wiesn-Schankwirt Jürgen Zirch zapft.

Seit 2009 hat auch Breitbrunn seine "Kiadahutschn": Die Morgenstern-Schützen schaukeln am Sonntag von 10.30 bis 19 und am Montag von 10.30 bis 15 Uhr. Das übrige Unterhaltungsprogramm übernehmen die Amperland-Musikanten und die Breitbrunner Trachtler, auch ein Preisschießen mit Licht- und Luftgewehr wird veranstaltet. Noch ist im Herrschinger Seehof keine Hutschn aufgehängt, aber dort man nutzt man das Kirchweihwochenende für einen Kunsthandwerkermarkt - und den Samstagabend für einen zünftigen Hoagarten, wenn vier Gruppen zum Kirchweih-Tanz spielen.

In Raisting wird auch am Montag gefeiert: Wenn um 13 Uhr das mehr als 150 Jahre alte Betteltanz-Spektakel beginnt, schließen die Läden. Dann führen die beiden "Ruatnbuam" etwa 180 "zusammengebettelte" Madln mit den Oberhauser Musikanten im Festzug durchs Dorf. Der Tanz selbst aber findet hinter verschlossenen Türen statt.

© SZ vom 14.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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