Dießen:Die Lust am Landler

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Magnus Kaindl ist ein bayernweit bekannter Tanzmeister. An diesem Samstag lädt er wieder zum großen Herbstvolkstanz ein. 200 Besucher werden erwartet, darunter viele junge Leute

Von Astrid Becker, Dießen

Moderne Forscher gehen zwar davon aus, dass es die Heilige Katharina so nie gegeben hat. Aber Menschen wie Magnus Kaindl dürfte diese Erkenntnis herzlich egal sein. Denn mit der Märtyrerin, der am 25. November gedacht wird, ist ein Brauch verbunden, der fester Bestandteil im Leben des 36-jährigen Dießeners ist: die Tanzsaison mit einem Herbstvolkstanz abzuschließen. Und dieser ist nicht nur in der Gemeinde am Westufer des Ammersees mit dem Namen Kaindl verbunden. Wie schon sein Vater Sepp ist auch Magnus Kaindl Tanzmeister und als solcher bayernweit bekannt.

"Kathrein stellt den Tanz ein", heißt es im Volksmund. Aus gutem Grund: Nicht nur die Zeit von Aschermittwoch bis Ostern gilt als Fastenzeit, sondern auch in der Adventszeit wurde früher Verzicht geübt. Dazu gehörte auch ein Tanzverbot, "das es heute nicht mehr gibt", wie Kaindl sagt, "das aber aus der christlichen Tradition entstanden ist." Und Tradition ist ein Wort, das im Leben Kaindls eine große Rolle spielt. Kaindl ist, so sagt er selbst, im Trachtenverein Dießen aufgewachsen. Schon als kleines Kind entdeckte er dort die "Freude an der Bewegung", wie er sagt und die Lust auf Tanz "jeder Art". In einer Zeit, in der sich andere Kinder und Jugendliche mit damals bahnbrechenden Neuerungen wie den ersten Handys, E-Mails oder Computerspielen befassten, widmete er sich lieber dem Schuhplatteln, Landler, der Polka oder dem Zwiefachen. Offenbar zeigte er sich dabei recht talentiert - denn schon bald wurde er selbst Vortänzer und Tanzmeister. "Ich bin natürlich kein ausgebildeter Profitänzer, aber die Bezeichnung Tanzmeister hat sich im Bereich bayerischer Volkstänze erhalten", sagt er.

Magnus Kaindl ist in der Volkstanzszene eine Größe. Er motiviert Menschen zum Mittanzen. (Foto: Claus Schunk)

Wenn man so will, ist Kaindl also bereits seit gut 20 Jahren eine Art Tanz-Animateur. Er beschreibt seine Aufgabe zumindest selbst so: Menschen dazu zu bewegen, ohne Scheu mitzutanzen. Und wer ihn schon einmal in Aktion erlebt hat, weiß, dass dem Dießener das mühelos gelingt, dass er großes Gespür für Menschen besitzt und dabei so unkompliziert, fast schon lässig auftritt, dass selbst eingefleischte Nichttänzer oder Nichtliebhaber bayerischer Volkskultur Lust bekommen, die Sache mit dem Tanzen mal selbst auszuprobieren. Dahinter dürfte sich auch das Erfolgsgeheimnis von Kaindl verbergen. "Was ich nicht mag, ist die "alte Schule", sagt er. Also die Art von Tanzmeistern, die es immer noch gibt, die "sich auf schwierige Tänze spezialisiert haben und dann reglementieren, wer dafür geeignet ist und wer aus diesem Grund mittanzen darf." Bei Kaindl gibt es das nicht. Deshalb wurde er wohl auch bereits im Alter von 20 Jahren vom Münchner Kulturreferat engagiert, bayerische Tanzkurse zu geben. Heute arbeitet der Archäologe dort sogar im Bereich Volkskultur. Ob auf der Oiden Wiesn, beim Kocherlball am Chinesischen Turm, bei Tanzveranstaltungen im Hofbräuhaus oder eben in Dießen selbst: Wenn es um bayerische Tänze geht, wird Magnus Kaindl sicher nicht fehlen.

Auch nicht am Samstag, 12. November, beim großen Herbstvolkstanz, wie man den Kathreintanz in Dießen umbenannt hat. Traditionell müsste dieser immer eine Woche vor dem Tag der Heiligen Katharina stattfinden. In Dießen aber wird bereits zwei Wochen vor diesem Tag zum letzten Mal in der Saison getanzt. "Aus Termingründen", wie Kaindl sagt. Etwa 100 Tanzwütige haben schon Karten reserviert, noch einmal so viele würden ganz spontan zum Volkstanz um 20 Uhr kommen, so der Tanzmeister. Unter diesen "kurzfristig Entschlossenen" werden auch heuer wieder viele junge Menschen sein. Denn Volkstanz liegt Kaindl zufolge im Trend: "Früher galt er als angestaubt und hatte auch ein braunes Image. Die Jugend heute geht damit aber unverkrampfter um", sagt er. Das mag auch an Menschen wie Kaindl liegen.

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(Foto: Thomas Rimili)

Für den Herbstvolkstanz in Dießen haben schon etwa 100 Tanzwütige Karten bestellt.

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(Foto: Natalie Neomi Isser)

Im Herzkasperlzelt ist die Stimmung beim Volkstanz gut.

Der "Große Herbstvolkstanz" findet an diesem Samstag, 12. November, von 20 Uhr an im Traidtcasten Dießen statt, davor weist Kaindl von 10 bis 16.30 Uhr in die Kunst des etwas komplizierteren Zwiefachen ein.

© SZ vom 12.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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