Dießen:Das Vermächtnis des Architekten

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So soll sich das künftige Museum an Carl Orffs ehemaligen Wohnsitz am Ziegelstadel von Osten aus gesehen präsentieren. Der Teil des Anbaus mit dem Tonnengewölbe ist für Wechselausstellungen vorgesehen, links davon befindet sich das Foyer. Entwurf: Meck Architekten München, Repro: Nila Thiel (Foto: Nila Thiel)

Das neue Carl-Orff-Museum wird nach einem Entwurf von Andreas Meck gebaut. Der vielfach preisgekrönte Planer und Fachhochschul-Dekan ist im August gestorben

Von Armin Greune, Dießen

Nun ist klar, wie das künftige Museum an Carl Orffs früherem Wohnsitz am Ziegelstadel bei Dießen aussehen soll. Bis 2023 soll der Entwurf des Münchner Planungsbüros von Professor Andreas Meck realisiert werden. Es ist das letzte Werk des renommierten Architekten: Er ist im August im Alter von 59 Jahren gestorben. Seine Arbeit wurde vielfach mit Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Architekturpreis und dem Architekturpreis der Landeshauptstadt München. Heuer erhielt er zudem die "Große Nike" des Bundes Deutscher Architekten. Seit 2013 stand er der Fakultät für Architektur an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München als Dekan vor.

Die Pläne, die Meck gemeinsam mit seinem Kollegen Axel Frühauf erarbeitet hat, erhielten beim offenen Wettbewerb für den Museumsbau einen der beiden vergebenen zweiten Preise. Ursprünglich hatten 65 Büros Beiträge eingereicht, die Jury wählte noch aus 19 Entwürfen aus. Der andere zweite Wettbewerbssieger, das Stuttgarter Büro Dasch, Zürn und Partner, hat seine Arbeit inzwischen zurückgezogen.

Das Konzept von Meck und Frühauf sieht einen 700 Quadratmeter großen Anbau vor, der sich in den denkmalgeschützten Gebäudebestand einfügt. Erklärtes Ziel der Architekten ist, "Charme und Geist des Anwesens zu erhalten". Das Erscheinungsbild von Nordosten wird von einem bis zu acht Meter hohen Tonnendach geprägt, das die Geometrie von Bogen und Kreis spielerisch aufnimmt. Dahinter entsteht ein einstöckiger Bau mit begrüntem Flachdach. Die Fassade wird laut Planer als "massives monolithisches Mauerwerk" mit weiß geschlämmten Ziegeln gestaltet; rote Platten als Bodenbelag und Sichtziegel im Dach setzen farbliche Akzente. Im Innern des Anbaus werden dunkle Holzkonstruktionen "einen spannungsvollen Kontrast zur rauen Schale bilden".

Den Architekten war wichtig, im künftigen Foyer Blickbezüge in den Park und zum Wohnhaus mit der charakteristischen Pergola herzustellen. Der Neubau verbindet L-förmig Wohn- und Arbeitshaus von Carl Orff und schafft an der Rückseite einen von der Pergola abgegrenzten, kleinen Lichthof. Während unter dem Tonnendach künftig wechselnde Ausstellungen präsentiert werden, sollen in den übrigen Räumen des Neubaus die Exponate untergebracht werden, die bislang im alten Museum in der Dießener Hofmark zu sehen sind - darunter auch eine Auswahl der 200 Musikinstrumente. Außerdem wird das Arbeitszimmer des Komponisten nachgebaut, damit die Besucher im Wortsinn begreifen können, wie Orff zu Werke ging.

Im zweistöckigen Wohnhaus sind parterre ein Museumsshop und ein Café in der vormaligen Küche mit Süd-Ost-Terrasse geplant, Orffs blauer Salon wird aber nicht verändert. Ins Obergeschoss sollen die Büros der Carl-Orff-Stiftung umziehen, die noch im Nebengebäude einquartiert sind. Auch der denkmalgeschützte Landschaftspark des 2,1 Hektar großen Grundstücks wird für Besucher geöffnet, er wurde vom renommierten Architekten und Ökoanbau-Pionier Alwin Seifert angelegt. Am Anwesen sind nur 15 Parkplätze vorgesehen, darüber hinaus sollen die Stellflächen am 1,5 Kilometer entfernten Marienmünster genutzt werden, bei Bedarf könnte ein Shuttledienst mit Elektrobussen eingerichtet werden. Dießens Gemeinderat erteilte den Plänen einstimmig das grundsätzliche Einvernehmen. Vor Baubeginn müssen Flächennutzungs-und Bebauungsplan geändert werden. Mit einem Baubeginn rechnet Bürgermeister Herbert Kirsch 2021, die Arbeiten könnten zwei Jahre dauern.

© SZ vom 18.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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