Die "Wellküren" in der Schlossberghalle:Hintersinn, Satire und ein Hauch Sarkasmus

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Die drei "Wellküren" Burgi, Bärbi und Moni in Aktion: Sie überzeugten das Starnberger Publikum mit natürlichem Charme und schrägem Humor. (Foto: Georgine Treybal)

Die "Wellküren" verzücken ihr Publikum in der Starnberger Schlossberghalle mit einer bewährten Mischung aus Volksmusik, Polit-Kabarett und deftigem Humor. Das Programm zum 30-jährigen Bestehen präsentiert Neues und neu aufbereitetes Altes

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Früher war alles ganz anders: Da gab es weder Handy noch Navi, aber die drei "Wellküren" sind dennoch stets pünktlich zu ihren Auftritten gekommen - und das auch noch unfallfrei. Obwohl immer die Moni fährt, seit 30 Jahren schon. Und sie fährt wie sie redet, mit Power, aber ohne Punkt und Komma. Man wird geradezu überrollt von ihren messerscharfen Beobachtungen. Und wie sie sich aufregen kann über Gott und die Welt, über die Lifestyle-Mamis, die sich für besonders privilegiert halten, bloß weil sie sich reproduzieren oder über die heutige Debattenkultur, bei der jeder an seinen Positionen festhält. Sie steigert sich hinein in ihren Ärger, wird lauter. Am Ende hämmert sie gar auf ihr Hackbrett ein, als wollte sie es in Holzscheite zerhacken. Damit lockte sie am Sonntag in der fast ausverkauften Schlossberghalle sogar das als relativ spröde geltende Starnberger Publikum aus der Reserve. Zwar schafften es die Wellküren nicht ganz, die Besucher zum Mitsingen zu bewegen. Aber mit natürlichem Charme und viel schrägem Humor brachten die drei Schwestern - Burgi, Bärbi und Moni aus der bekannten Well-Musikerdynastie - immerhin das Kunststück fertig, ein zögerliches Mitbrummen aus den Zuhörern heraus zu kitzeln.

Als Moni, Vroni und Burgi 1986 die Wellküren gründeten, wollten sie die schöne, aber harmlose Volksmusik, die in der Familie des Dorfschullehrers Hermann Well aus Günzlhofen bei Fürstenfeldbruck gespielt wurde, mit Inhalten füllen. Damit standen sie damals jedoch nicht allein: Die 17-köpfige Familie hat auch die "Biermösl Blosn", die "Well-Buam" und in dritter Generation die "Nouwell Cousins" hervorgebracht. Als sich Vroni nach 18 Jahren verabschiedete, folgte ihr die Bärbi nach. Ausgerechnet Bärbi, die nach Berlin gegangen war, um unabhängig zu sein von Volksmusik und Dreigesang. Mit ihrer unverbindlich-ruhigen Art bildet sie den Gegenpool zum temperamentvollen Nesthäkchen Moni. Dazwischen steht die große Schwester Burgi, Herrin über die Wellküren-Finanzen.

Das 30-jährige Bestehen ist für die Wellküren Programm. Sie präsentieren Altes und Neues oder Altes neu aufbereitet. Ihre Zwiefachen und Landler beginnen scheinbar harmlos, werden jedoch mit intelligenten Texten satirisch abgewandelt. Die Filmmusik "Spiel mir das Lied vom Tod" ist Hintergrund für einen Text zur Flüchtlingsfrage. Respektlos vergleichen sie Muslime mit Christen und nehmen die bayerische Leitkultur aufs Korn ("Wir hatschen ned nach Mekka, sondern nach Altötting und schene Jungfrauen gibt es bei uns schon vor dem Tod"). Sie lästern, weil ausgerechnet der Franke Markus Söder "mit seinem saufiesen Gschau" Ministerpräsident werden will und über Horst Seehofer, der früher wenigstens nur alles vergessen hat, aber jetzt herumreist zu Putin und Orban.

Pünktlich zum Weltfrauentag zeigen die drei Schwestern auch, was es heißt, in Bayern eine emanzipierte Frau zu sein. Wegen der unanständigen Lust ihrer Männer lassen sie sich ihre Nasen noch lange nicht verpatzen oder das Fett von ihren Oberschenkeln kratzen. Nach einem Liebeslied auf ihre Ehemänner ("Mein Alter ist ein süßer Schatz, trotz Glatze und Bauchansatz") lassen sie sich genüsslich darüber aus, wie sie ihre Männer auch wieder los werden könnten - etwa mittels Arsen, einem Schürhaken oder indem man den Gashahn aufdreht.

Sie spielen lässig, locker und leicht auf wechselnden Instrumenten, wie Harfe, Gitarre, Saxofon, Tuba oder auch der Nonnentrompete. Mit ihrem Medley aus Bayernhymne und Dschungelbuch-Songs, einer Mozart Sonate A-Dur oder einem Schottischen Hochlandlied mit Jodeleinlage präsentierten sie in der Schlossberghalle ein Programm auf hohem musikalischen Niveau und vollem herzhaften Humor. Und auch, wenn das mit dem Mitsingen nicht so recht klappen wollte: Am Ende bogen sich die Zuschauer vor Lachen und spendeten großzügig Applaus.

© SZ vom 08.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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