Die guten Geister:"Und es passt einfach alles"

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Friedrich Federsel, der am Infopoint des Filmfests arbeitet und bei den Open-Airs unterstützt. (Foto: Nila Thiel)

Friedrich Federsel arbeitet im Infopoint des Filmfests und hilft bei Open-Airs aus

Von Katja Sebald, Starnberg

Er macht das nicht wegen des Geldes. Schon eher wegen des Käsekuchens. "Wenn ich zehn Tage lang in der Gastronomie jobben würde, könnte ich das Doppelte verdienen", sagt Friedrich Federsel, der bereits im vierten Jahr während des Fünfseen-Filmfestivals am Infopoint neben dem Kino in Starnberg arbeitet und auch oben an der Schlossberghalle beim Open-Air aushilft.

Es ist die besondere Stimmung, es ist das Team, es sind die Stammgäste: "Das ist alles so menschlich hier, jeder kennt jeden, und es passt einfach alles." Und ja, dann ist da noch die Dame, die jedes Jahr einen Festivalpass kauft und am Eröffnungstag einen Käsekuchen für die Mitarbeiter am Infopoint abgibt. Der 25-jährige Friedrich Federsel findet: "Das gehört auch zu diesen schönen Ritualen, die das Festival ausmachen."

Federsel lebt in Starnberg und arbeitet eigentlich als Erzieher im Hort. Schon seit er 18 ist, jobbt er im Breitwand-Kino, zuerst an der Kasse, dann als Filmvorführer. Auch seine ältere Schwester und sein jüngerer Bruder haben zeitweilig hier gearbeitet. Seit acht Jahren ist Friedrich Federsel jedes Jahr beim FSFF mit dabei, und seit der Infopoint für die Festivalbesucher die Türen geöffnet hat, arbeitet er dort: Er gibt schon vor der eigentlichen Eröffnung die Festivalpässe aus, verkauft mit zwei Helfern vorab die Kataloge und die Tickets für die besonders begehrten Veranstaltungen, vor allem für die Dampferfahrt, die immer schnell ausverkauft ist.

Er kümmert sich außerdem um die Beschriftungen der Plakate und hat noch einige organisatorische Aufgaben. "Viele unserer Stammgäste sind schon im Rentenalter", sagt er, "manche machen sich einen Plan für das gesamte Festival, sobald sie den Katalog haben, und kaufen dann schon vorab alle Tickets bei uns". Stressig wird es dabei selten: "Alle haben Verständnis und sind gelassen." Er freut sich, wenn er jedes Jahr wieder die bekannten Gesichter sieht und sich die Gäste auch an seinen Namen erinnern.

Junge Leute vermisst auch Federsel auf dem Filmfestival: "Die arbeiten entweder hier oder sie sind als Filmemacher da." Vor allem beim Short-Plus-Wettbewerb reichen die jungen Absolventen der Filmhochschulen ihre Beiträge ein, so seine Beobachtung, und manchmal bringen sie auch ein jüngeres Publikum mit. "Aber junge Leute wollen meistens eher kein Geld ausgeben, um neue und völlig unbekannte Filme zu sehen, die kommen nur, wenn bekannte Filme laufen."

Er selbst schafft es während des Festivals meistens in keine einzige Kinovorstellung - und auch als Vorführer bekommt er von den Filmen in der Regel nicht viel mit.

"Es ist ein weit verbreitetes Klischee, dass der Vorführer gemütlich mit im Saal sitzt und sich alle Filme anschauen kann", sagt der junge Starnberger, "aber wir haben draußen andere Dinge zu tun, vor allem im Sommer, wenn wir alleine arbeiten und dann zum Beispiel die Popcorn-Maschine reinigen, während drinnen der Film läuft." Ins Kino geht er am liebsten, wenn wenig los ist und er den Saal für sich hat, zum Beispiel bei schönem Wetter.

© SZ vom 05.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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