Die guten Geister:Aber bitte mit Seeblick

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Die Fernsehjournalistin Lydia Basu betreut die etwa 80 Ehrengäste

Von Thorben Pollerhof, Starnberg

"Ich muss mal eben noch telefonieren, einen unseren Fahrer erreichen." Lydia Basu sieht man dieser Tage viel mit dem Handy am Ohr. Ständig will jemand etwas von ihr, ständig ist sie auf Achse, um Wünsche zu erfüllen. Denn Basu ist Gästebetreuerin beim Fünfseen-Filmfestival (FSF). Und dabei geht es nicht um den normalen Zuschauer, der sich spontan entscheidet, am Abend noch ein Kino-Ticket zu ziehen. Nein, Basu betreut die Ehrengäste, also die Schauspieler und Regisseure, die zum Festival kommen, um über ihre Werke zu reden.

"Insbesondere die Filme, die in Preissektionen laufen, sollten einen Gast hier haben", erklärt sie die Auswahl der Festivalleitung. In der Regel ist es natürlich nicht so, dass Basu einfach zum Handy greift und dann gleich den Schauspieler oder Regisseurin selbst am Ohr hat. "Es kann sein, dass ich erst einmal mit dem Agenten reden muss." Mit den Repräsentanten der Künstler spricht sie dann die Termine ab und vereinbart, wer wann in Starnberg aufschlägt und in welchem Hotel untergebracht wird. Denn das Festival arbeitet mit lokalen Hotels zusammen, die Räume für die VIPs bereitstellen.

Doch manchmal reichen die verfügbaren Zimmer nicht aus. Basu hat deshalb eine Schauspielerin privat bei sich aufgenommen. "Der Film mit ihr ist übrigens auch einer der wenigen, die ich bisher gesehen habe", sagt sie. Kein Wunder, sie ist ja auch sonst fast rund um die Uhr mit der Organisation des Festivals und seiner Gäste beschäftigt - immerhin sind das etwa 80 an der Zahl. Da klingelt das Handy dann auch schon mal um 24 Uhr.

Anfangs hatte die studierte Journalistin den Aufwand, der hinter dem Job steckt, unterschätzt. "Ich dachte, das ist mit drei Mails pro Gast getan." Doch dem war nicht so. Bekannte oder berühmte Regisseure, Schauspieler und Produzenten, die sich in den Landkreis Starnberg aufmachen, wollen eben auch betreut werden. Dazu sind zwar sogenannte Gästemappen verteilt worden, in denen sich viele Tipps und auch ein Keks-Ausstecher in der Form des Starnberger Sees finden. Doch Basu führt trotzdem unzählige Gespräche, um beispielsweise Ausflugs-Tipps weiterzugeben.

Dabei ist die 39-jährige gebürtige Berlinerin, die seit vier Jahren in Gilching wohnt, immer in einem Zwiespalt: Einerseits möchte sie dem Gast alle Wünsche erfüllen, damit er sich wohlfühlt. Andererseits hat sie ein Budget, an das sie sich halten muss.

Die freiberufliche Fernsehjournalistin ist relativ neu in der Branche und auch beim Fünfseen-Festival. Seit vergangenem Mai ist sie für die Betreuung der Gäste zuständig. "Ich habe viele technische- und Schulungsfilme gemacht. Und jetzt wollte ich mal in die emotionale Filmwelt eintauchen", erklärt sie, warum sie beim Festivalteam angeheuert hat. Sie sieht durchaus Parallelen zwischen den beiden Jobs. "Man muss gut mit Menschen können und ihnen am besten schon die Wünsche von den Augen ablesen."

Probleme mit Gästen gebe es selten. Sie freut sich eher darüber, dass sie mit berühmten Menschen zu tun hat. "Obwohl ich an einem Ort bleibe, habe ich das Gefühl, ich würde reisen, weil ich mit so vielen Nationen in Kontakt komme." Ab und an kommt es auch zu kuriosen Anfragen. "Jemand hat sich mal explizit ein übergroßes Bett gewünscht, weil er gesagt hat, in kleinen Betten könne er nicht schlafen." Basu rechnete mit einem Hünen, traf am Ende aber auf einen Mann von zierlicher Gestalt.

Natürlich war das Bett auch mit Seeblick. Die Festivalgäste sollen sich schließlich wohlfühlen in Starnberg.

© SZ vom 04.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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