Datenleitung:Mit Bagger zum schnellen Internet

Lesezeit: 2 min

Eine Firma aus Valley will in Seeshaupt ein komplett neues Kabelnetz verlegen. Bürgermeister Fritz Egold ist skeptisch, er befürchtet Schäden an Gas- oder Wasserrohren

Von Kia Ahrndsen, Seeshaupt

Vor Jahrzehnten gab es in den Familien Streit, wenn die halbwüchsige Tochter stundenlang das Telefon belegte, heutzutage wird eher um den Internet-Zugang gestritten. Erst recht in Home-Office und -Schooling-Zeiten. Linderung verspricht da ein Glasfaserkabel bis in die Wohnung.

Genug Internet für alle hatte schon die Telekom beim Ausbau 2017 zugesichert, die damals erreichte Geschwindigkeit von bis zu 50 Mbit pro Sekunde reicht inzwischen bei vielen aber nur noch für ein müdes Lächeln. Eine neue Förderinitiative soll Bayern nun wieder einmal auf den neusten Stand der Technik bringen. Bis zu 90 Prozent der Kosten kann die Gemeinde beantragen, weil Seeshaupt mit der Gemeinde Iffeldorf zusammenarbeitet, könnten noch einmal 50 000 Euro obendrauf kommen. Unterstützen lässt sich Seeshaupt bei Antragstellung und Markterkundung von der Firma Corvese. Wenn allerdings ein Anbieter auf eigene Kosten Glasfaser bis in jeden Keller anbietet, ist eine Förderung überflüssig.

Die Firma Avacomm aus Valley hat sich im Münchner Umland auf solche Angebote spezialisiert, im Gemeinderat stellte sie ihre Pläne für Seeshaupt vor. Wer sich schon vorab festlegt, bekommt den Anschluss kostenfrei, muss jedoch einen Vertrag mit Avacomm abschließen. Eine Internetverbindung mit 100 Mbit kostet monatlich rund 40 Euro, eine mit 500 Mbit schlägt mit 70 Euro zu Buche. Fürs Telefonieren kommen bei einem Partnerunternehmen dann noch einmal fünf Euro dazu. Wer sich nicht bei Avacomm verpflichten mag, zahlt für den Anschluss 1450 Euro. Je später man sich entschließt, desto teurer wird es offenbar.

Verlegt werde ein komplett neues Netz, jedes Haus bekomme auch ein separates Kabel, erläutert Johannes Gallitscher von der Firma aus Valley. So sei gesichert, dass man auch zukünftig jede erdenkliche Datenmenge ungehindert durchleiten könne. Die Leitungen würden in 60 Zentimetern Tiefe verlegt, man gehe davon aus, dass das Netz zehn bis 15 Jahre halten werde, so Gallitscher. Seiner familiengeführten Firma gehe es nicht um schnelle Rendite. Schon von Januar an sollen in Seeshaupt Verträge verkauft werden.

Das sieht Bürgermeister Fritz Egold (CSU) noch ein bisschen skeptisch. Ihm zufolge könnte es Probleme geben, wenn die Trassen neu aufgegraben werden: "Unsere Bürgersteige und so weiter sind ja schon voll", sagt er und fürchtet Schäden an den vorhandenen Gas-, Wasser- oder Stromleitungen. Er erwartet, dass auch noch andere Anbieter auf den Plan treten.

Johannes Gallitscher hingegen ist fest entschlossen: "Wir fangen in jedem Fall an", sagt er, man warte auch nicht auf eine bestimmte Interessentenzahl. Das Recht zum Graben, so Gallitscher weiter, vergebe die Bundesnetzagentur, dafür genügt nach seinen Angaben ein entsprechender Antrag.

© SZ vom 04.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: